Mit den Händen reden

Gesund / 03.07.2020 • 09:27 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
In der Caritas-Werkstätte in Bludenz geht es ohne viele Worte immer fröhlich zu. Man kann sich auch in Gebärdensprache viel sagen. bi
In der Caritas-Werkstätte in Bludenz geht es ohne viele Worte immer fröhlich zu. Man kann sich auch in Gebärdensprache viel sagen. bi

Gebärdensprache als erweitertes Kommunikationsmittel.

BLUDENZ Der Gong ertönt drei Mal hintereinander, jeden Tag pünktlich um 9.30 Uhr. Für die Menschen mit Beeinträchtigungen, die in der Werkstätte der Caritas in Bludenz betreut werden, ist dies ein Fixpunkt im Alltagsgeschehen. Nach der Jause wird in Kleingruppen die Gebärdensprache geübt. Christine Frohner, Dominik Schulnig, Anna Kraxner und Reinhild Mayer sind hoch konzentriert, wenn Gruppenleiterin Melanie Beiter ihre Anweisungen gibt und Fragen stellt. Alle kreisen die Hände und führen die entsprechenden Gesten zu ihren Worten aus: „Alle treffen sich heute zur Handzeichen-Runde nach der Pause im Speisesaal“. Diese Einleitungsworte werden jedes Mal wiederholt, ein Ritual, das Vertrauen und Sicherheit schafft.

 

Der Duft des Tages

Auf die Frage, welcher Wochentag heute ist, wird auf einen bunt gestalteten Wochenkalender verwiesen. Jeder Tag hat eine eigene Farbe und einen ihm zugeordneten Duft. Der Geruch von Mittwoch ist Zitrone, deshalb gilt dafür auch die Farbe Gelb. In einem Glas wird in Watte getränktes Zitronenöl herumgereicht. Dann wird der Tagesablauf besprochen. Anna antwortet auf die Frage nach dem Essen mit Handzeichen: „Es gibt Gemüselasagne und bunten Salat.“ „Und Suppe“, ergänzt Christine, ebenfalls mit Handzeichen. Das Tagesthema ist der Sommer. Melanie Beiter zeigt mit Bildern Symbole, die von den Teilnehmern in Gebärdensprache benannt werden. Anna weist auf ihre kurzen Socken und Sandalen hin, für sie steht diese Kleidung exemplarisch für den Sommer. Reinhild redet überhaupt nicht, zeigt aber auf ihre Bluse.

Mit Eifer dabei

Das Sonnwendfeuer am Wochenende ist ein weiteres Thema. Melanie Beiter spricht die Begriffe langsam und sehr betont. Christine erzählt, dass sie es in der Nacht gesehen habe. Die längste Nacht des Jahres wird im Auseinanderziehen der Hände dargestellt. Beim Thema Wetter wischt sich Dominik über die Stirn und beim Wort „viel“ flattern die Hände. Alle sind mit Eifer beim Raten nach der richtigen Gestik für abgebildeten Gegenstände dabei. Dominik verwendet ein I-Pad und ist überglücklich, wenn er ein Piktogramm schnell zuordnen kann. Christine erklärt mit Handzeichen, dass sie jeden Morgen die Zeitung lese. In der Runde wird außerdem oft gesungen. Schließlich ertönt der Schlussgong, und alle rezitieren gemeinsam: „Fertig! Schluss und raus!“ Fröhlich wenden sich wieder alle ihren jeweiligen Beschäftigungen zu. BI

„Ich zeige anhand von Bildern Symbole, die dann in Gebärdensprache benannt werden.“