Bessere Karten nach Schlaganfall

Gesund / 01.08.2020 • 08:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Bessere Karten nach Schlaganfall
Auf der Stroke Unit im LKH Feldkirch wird teilweise bereits nach den Vorgaben der Stroke-Card gearbeitet. KHBG

Studie bestätigt neues Konzept. Umsetzung der Stroke-Card im LKH Feldkirch derzeit noch in abgespeckter Form.

Feldkirch, Innsbruck „Stroke-Card“ nennt sich ein neues Modell der Nachsorge von Schlaganfallpatienten, das deren Lebensqualität verbessern und das Risiko für weitere Schlaganfälle reduzieren soll. Eine Studie dazu veröffentlichte aktuell die Uniklinik für Neurologie in Innsbruck. Durchgeführt wurde sie gemeinsam mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. Das Stroke-Card-Konzept sieht vor, dass ein multidisziplinäres Stroke-Team des Akutkrankenhaues für die Patienten auch nach der stationären Entlassung für weitere drei Monate neben dem Hausarzt Ansprechpartner ist. Nach drei Monaten kommen die Patienten zu einer standardisierten, umfassenden ambulanten Nachsorgeuntersuchung ins Krankhaus.

Zukunftsorientiert

Primar Philipp Werner, Leiter der Stroke Unit am LKH Feldkirch, kennt das Projekt und spricht von einem zukunftsorientierten Konzept, welches die Schlaganfall-Nachsorge revolutionieren werde bzw. vielerorts bereits revolutioniert habe. „Auch wir in Feldkirch versuchen schon seit mehreren Jahren, möglichst viele Patienten mit Schlaganfall, die auf der Stroke Unit behandelt wurden, zumindest einmal einzubestellen“, sagt Werner. Noch handelt es sich um eine abgespeckte Version der Stroke-Card. Ziel sei jedoch eine vollständige Umsetzung des Konzepts.

In die Untersuchung von Jänner 2014 bis Dezember 2017 waren 2149 Patienten einbezogen. 1438 wurden nach dem Behandlungskonzept der Stroke-Card betreut, 711 erhielten die Standardbehandlung. Neben einer gesteigerten Lebensqualität zeigte sich, dass auch die Rate der kardiovaskulären Folgeerkrankungen von 8,3 auf 5,4 Prozent zurückgegangen ist. Die Stroke-Card berücksichtigt zudem Spätkomplikationen, die nach einem Schlaganfall auftreten können. Dazu zählen beispielsweise Angststörungen, Depressionen, Schmerzen, anhaltende neurologische Ausfälle oder Spastik. Sie werden ebenfalls systematisch erfasst und entsprechend behandelt. „Die engmaschige neurologische Kontrolle in einer Schlaganfall-Spezialambulanz unter konsequenter Erfassung, aber auch Erkennung und Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Cholesterin, Rauchen, Alkohol, Diabetes und Vorhofflimmern führt zu einem besseren und längeren Überleben der Betroffenen im Vergleich zu Schlaganfall-Patienten, die nicht auf diese Art und Weise betreut werden“, bestätigt Primar Philipp Werner.

Hocheffektive Versorgung

Als positiv bewertet er außerdem die Möglichkeit, dass Betroffene ihre Befunde online abrufen können. „Das erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die Mitarbeit der Patienten“, ergänzt der Neurologe. Vergleiche man noch den Aufwand mit dem Nutzen, könne von einer hocheffektiven Versorgung gesprochen werden. „Da kann ich den Professoren Stefan Kiechl, Johann Willeit und M. Knoflach nur gratulieren“, anerkennt Werner neidlos den Erfolg der Tiroler Kollegen. Die Veröffentlichung der Studienergebnisse erfolgte unlängst im EClinicalMedicine-Journal, einer der jüngsten Zeitschriften des Lancet-Verlags. Die Österreichische Schlaganfall-Gesellschaft ist laut Primar Werner in dieser Richtung ebenfalls stark aktiv.

Im LKH Feldkirch werden etwa 60 Prozent, also 350 bis 400 aller Schlaganfallpatienten pro Jahr nach dem Stroke-Card-Modell nachbetreut. „Die Rückmeldungen sind auch bei uns sehr positiv“, kann Philipp Werner berichten. Um das Konzept eins zu eins anbieten zu können, hofft er im Sinne der Patienten auf die Unterstützung aller Kooperationspartner.

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