MedKonkret: So laufen die Covidtests ab

Gesund / 25.09.2020 • 08:00 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Primar Felix Offner gestaltete den ersten MedKonkret-Vortrag im Herbstsemester. <span class="copyright">VN/Baumann</span>
Primar Felix Offner gestaltete den ersten MedKonkret-Vortrag im Herbstsemester. VN/Baumann

MedKonkret lieferte einen spannenden Auftakt.

Feldkirch Im Jänner bewerteten Experten die Wahrscheinlichkeit, dass das Coronavirus in Europa für eine Epidemie sorgen könnte, noch als sehr gering. Nur wenige Wochen später war der Kontinent mittendrin. Die Gesundheitsbehörden in Vorarlberg hatten schnell reagiert und das Institut für Pathologie im LKH Feldkirch beauftragt, für genügend Testkapazitäten zu sorgen. Der Schritt erwies sich als richtig, wie Abteilungsleiter Primar Felix Offner beim Auftaktvortrag der neuen MedKonkret-Reihe ausführte. Inzwischen wurden im Land mehr als 80.000 Covid-19-Testungen durchgeführt, mehr als 80 Prozent davon in der Pathologie. Jetzt sind Offner und seine engagierten Mitarbeiter damit beschäftigt, sich auf den Winter vorzubereiten, der zu einer ganz besonderen Herausforderung werden könnte, weil außer dem Corona- noch das Grippevirus zirkuliert.

Felix Offner startete sein Referat mit einer Richtigstellung. “In Krimiserien sind Pathologen meist die Totenbeschauer”, sagte er. Im richtigen Leben sieht die Sache anders aus. “Wir machen Diagnostik für die Lebenden”, betonte Offner. Das heißt in der Praxis 250.000 Proben jährlich für 160.000 Vorarlberger. Inzwischen geht es allerdings fast nur noch um das Coronavirus. “Dessen Nachweis ist wichtig, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird.” Zudem führte der Pathologe einen ökonomischen Grund ins Treffen. Keine Gesellschaft könne sich ein Gesundheitssystem leisten, wenn die Wirtschaft nicht funktioniere.

Kein Überleben ohne Wirt

Das Virus selbst sowie das Aufstöbern stellte Felix Offner anschaulich anhand von Bildern und Grafik dar. Coronaviren sind im Vergleich zu Bakterien winzig klein und brauchen zum Überleben einen Wirt. Hat das Virus den gefunden, schleust es seine Erbsubstanz, beim Coronavirus heißt sie RNA, in den Organismus ein, wo es die Zellen umprogrammiert. Dieser Baustein wird für die Diagnostik verwendet. Den Nachweis per Abstrich und PRC-Test bezeichnete Offner als die zuverlässigste Methode. Daneben gibt es auch Antikörper- und Antigentests. Beide haben die in sie gesetzten Hoffnungen allerdings nicht erfüllt. Erkrankte bilden nur wenige Antikörper und wenn, dann verschwinden sie wieder. Antigentests, die wie Schwangerschaftstests funktionieren und ein schnelles Ergebnis liefern, sind noch wenig zuverlässig. Ihre Erkennungsrate liegt derzeit bei 30 bis 65 Prozent. “Nicht viel”, merkte Offner an.

Diversität statt Monokultur

Bei der Teststrategie wurde von Anfang an auf Diversität statt Monokultur gesetzt und ein eigenes PCR-Testsystem auf die Beine gestellt. Ebenso wurden Roboter angeschafft, um den Durchlauf an Tests zu erhöhen. Außerdem verfügt die Pathologie über ein Schnell-PCR-System, das Ergebnisse innerhalb von einer Stunde liefert. Allerdings kommt das System nur bei kritisch kranken Patienten zum Einsatz. Es fehlt an Testmaterial. Derzeit erhält die Abteilung 40 bis 50 Tests pro Woche. Reagenzien wurden auch einmal knapp, ebenso die personellen Kapazitäten. “Große Labors in Deutschland und der Schweiz konnten teilweise überhaupt nicht mehr testen”, machte Felix Offner deutlich, dass “wir gut durch die Pandemie gekommen sind”.

Inzwischen verfügt die Pathologie über genügend Personal. Weiters ist der Aufbau eines zusätzlichen Testlabors im Gange. Es geht auch um eine möglichst schnelle Auswertung der Tests. Mit einer Zeit von 19 Stunden liegt Vorarlberg bundesweit im Spitzenfeld.

Fragen der Zuseherinnen und Zuseher

Warum werden Schnelltests nicht in Schulen angewendet?

Offner Das Problem ist, dass, wie gesagt, die Datenlage noch nicht sicher genug ist und ein Einsatz zum momentanen Zeitpunkt als zu riskant angesehen wird. Das kann sich natürlich jederzeit ändern.

In Wien sollen solche Schnelltests aber bereits Verwendung finden…

Offner Ich weiß, dass dies an einer Schule versucht wurde, das Ergebnis kenne ich allerdings nicht. Es gibt auch von der AGES keine Empfehlung. Die Sicherheit dieser Tests ist offiziell noch nicht bestätigt.

Wie lange dauert es von der Ansteckung bis zum Nachweis einer Infektion?

Offner Das ist eine Frage von wenigen Tagen. Das Spektrum liegt zwischen drei und vier Tagen. Man muss bedenken, dass nicht jeder Patient die gleiche Immunreaktion zeigt. Auch die Virusbelastung ist unterschiedlich.

Wie lange ist eine Person ohne Symptome ansteckend?

Offner Das wüssten wir gerne, können diese Frage aber noch nicht beantworten.

Wie kann es sein, dass jemand zuerst ein positives Ergebnis hat, kurz darauf aber wieder negativ ist?

Offner Wir hatten schon alle Problemfälle: Proben, die spurlos verschwunden sind, zerbrochene Gefäße, falsche Geburtsdaten, aber ein solcher Fall ist mir hier noch nicht untergekommen. Gehört davon habe ich allerdings schon. Dazu muss noch angemerkt werden: Wenn ein angesteckter Patient eine bestimmte Viruslast hat, kann sich das Testergebnis innerhalb kurzer Zeit ändern. Das heißt jedoch nicht zwangsläufig, dass der erste Test falsch war.

Unlängst wurde kritisiert, dass die Testungen völlig undifferenziert ablaufen würden. Was sagen Sie dazu?

Offner Die Testungen laufen absolut fokussiert ab. Ich kann nichts Chaotisches darin erkennen. Ich bin überzeugt, dass das, was wir derzeit tun, das Richtige ist.

Es zeigen wieder mehr positiv Getestete auch Krankheitssymptome. Hängt das mit der Jahreszeit zusammen?

Offner Das ist sehr wahrscheinlich. Wir werden im Winter, bedingt durch die Kälte, wieder mehr Infektionsfälle haben. Kälte irritiert die Atemwege und Schleimhäute. Das erleichtert es Viren, eine Infektion auszulösen. Zur Grippe kommt in diesem Jahr noch Corona dazu, das macht uns schon große Sorgen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir auch diesen Winter gut überstehen.

Werden Sie in der Lage sein, alle Testungen im Winter durchführen zu können?

Offner Wir werden alle Tests, die notwendig sind, machen können. Diesbezüglich bleibe ich optimistisch.   

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