Vernunft
Schon ist 2021 wieder eine Woche alt. Es hat im Grunde so angefangen, wie das alte Jahr aufgehört hat: mit Appellen, alle mögen an der Pandemiebekämpfung mitwirken. Derweil müht sich das Land weiter durch den Lockdown ohne zu wissen, was an dessen Ende steht. Gibt es überhaupt ein Ende? Die politischen Entscheidungen wirken immer öfter ratlos. Das macht mürbe und mürrisch. Ich frage mich häufig, warum es erwachsene Menschen nicht schaffen, einfachste Vorsichtsmaßnahmen umzusetzen. Als ich einen Mann einmal bat, mehr Abstand zu halten, gab er rotzig zurück: „Leute, die Abstand wollen, sollen zu Hause bleiben!“
Auflehnungen gegen die nicht enden wollenden Restriktionen sind verständlich, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Genau genommen müssen wir diesmal nämlich nicht nur eine einzelne Zahl neu schreiben, sondern gewissermaßen auch unser weiteres Leben, und wie das aussehen soll. Den Kampf gegen die Pandemie können wir nur gemeinsam gewinnen. Fatalismus, wie er gerne zur Schau getragen wird, ist da fehl am Platz. Unlängst habe ich einen von Covid-19 schwer getroffenen Arzt gefragt, warum er glaubt, dass Menschen inmitten einer unbestrittenen Seuchenzeit so agieren. Seine Antwort: „Angst und Unwissenheit sind der Nährboden, wenn jedoch der große Rest der Bevölkerung vernünftig ist, stören solche Gruppen nicht.“ Es lohnt sich, darüber nachzudenken, denn Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber.
Marlies Mohr
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