Impfstoffmangel in der Covid-Krise

Unterschiedliche Modelle zur Überbrückung diskutiert.
bregenz Beängstigende sprunghafte Covid-19-Anstiege in vielen Regionen, besonders in Israel, Irland, Großbritannien und speziell in London, stimmen nachdenklich. Es ist anzunehmen, dass neue Virus-Mutationen diese rasante Ausbreitung begünstigt haben und auch vor Vorarlberg nicht Halt machen werden. Alle bisher eingeführten Schutzmaßnahmen sind noch konsequenter umzusetzen.
Handlungsbedarf
Es besteht Handlungsbedarf. Es ist enttäuschend zu sehen, wie nach sensationell rascher Impfstoffentwicklung mit lückenloser Überwachung und strenger Begutachtung die Verteilung der Impfstoffe im Tempo von k.u.k. Beamten erfolgt. Laut Robert Spiegel, Koordinator des lokalen Impfzentrums, könnten in Vorarlberg in sieben Tagen 200.000 Impfungen durchgeführt werden. Damit wären wir schon in der Nähe der Herdenimmunität und hätten das Schlimmste überstanden. Vor 60 Jahren hat sich eine Kinderlähmungspandemie aus Osteuropa Vorarlberg genähert. Mutige Ärzte, allen voran Ärztekammerpräsident Leopold Bischof und Kollegen, haben die Initiative ergriffen, sich organisiert und den in Österreich nicht erhältlichen Polio-Impfstoff aus der Schweiz illegal eingeführt und die Nachkriegskinder und Jugendlichen geimpft. Vielen Familien ist dadurch großes Leid erspart geblieben. Diese couragierten Ärzte haben sich eine Struktur gegeben und den „Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin“ (aks 1964) gegründet.
Experten diskutieren kontrovers unterschiedliche Modelle zur Überbrückung, bis ausreichend Impfstoff für alle vorhanden sein wird: Aufschieben der 2. Dosis um zwei bis drei Monate, um in Zeiten der Knappheit doppelt so viele Personen impfen zu können. Ein weiterer Vorschlag ist, nur die halbe Dosis zu verabreichen. Auch wenn diese Vorgehensweisen nicht klassisch wissenschaftlich überprüft sind, gibt es renommierte internationale Befürworter und Regierungen, die dieses Konzept schon übernommen haben einschließlich einer positiven Stellungnahme der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Auch gegen Mutation wirksam
Die Daten des Moderna Phase 2 Impfstoffs zeigen etwa, dass zwischen den Dosierungen 25, 100 und 250 mcg nur ein geringer Unterschied in der Wirkung besteht. Es wird berichtet, dass in den zehn Tagen nach der ersten Impfdosis keine schweren Covid-19-Erkrankungen aufgetreten sind. Die Streckung der Pfizer BioNTech Vakzine von fünf Impfdosen pro Flasche auf sechs bis sieben ist ohne Wirkstoffreduktion möglich und schon Praxis. Zum Schluss noch ein positiver Kommentar: Professor Shane Crotty vom La Jolla Institute for Immunology in San Diego und weitere international renommierte Immunologen vertreten die Ansicht, dass die Impfung auch bei den derzeit diskutierten SARS-CoV2-Mutationen voll wirksam ist.