Es hätte …
… so schön sein können. Der frühe Sonntagmorgen gehörte ganz mir und meinem Hund. Schnee fiel und glitzerte im fahlen Licht der Straßenlaternen. Unter dichten Schneehauben schimmerten letzte verbliebene Weihnachtsbeleuchtungen hervor und zauberten eine romantische Stimmung in den anbrechenden Tag. Ja, es hätte schön sein können, wäre da nicht kurz vor dem Aufbruch die Gewissheit eines verlängerten Lockdowns mit Wucht in die Wahrnehmung gesickert. Gut, wirklich überraschend kam es nicht. Es wurden nur Vermutungen bestätigt, und dennoch fühlte es sich schlecht an, weil die Zuversicht wieder einmal ins Leere gelaufen war.
Da stellt sich schon die bange Frage, ob wir in absehbarer Zeit tatsächlich aus diesem Labyrinth, in das uns die Pandemie hineinmanövriert hat, herausfinden. Auf den Impfstraßen lauern Umgehungen, die wir nicht beeinflussen können. Der Impfstoff ist knapp, die gute Miene zum bösen Spiel wohl bald auch. Nach fast einem Jahr des mehr oder minder Eingesperrtseins kaum verwunderlich. Dazu kommen Existenz- und seelische Nöte. Sich den Alltag schönzumalen mutet da geradezu verwerflich an. Dennoch meine ich, dass es eine der besseren Strategien gegen aufkeimende Hoffnungslosigkeit ist. Die Natur bietet so viel Aufmunterndes, aus dem sich immer wieder Kraft schöpfen lässt. Und: Verlieren wir nicht den Glauben daran, dass es irgendwann doch besser wird. Auch mein Sonntag wurde trotz allem noch schön, einfach weil ich es zugelassen habe.
Marlies Mohr
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