Über den Gartenzaun
Es gibt Tage, da ist schon das Erwachen mit einem diffusen Gefühl behaftet. Da muss man nicht einmal mit dem linken Fuß aus dem Bett steigen. Dabei schwingt auch noch so etwas wie Hoffnungslosigkeit mit, ohne dass sich diese an irgendeinem Vorfall oder Erlebnis festmachen ließe. Albtraum? Nein. Morgenkaffee? Gut. Wetter? Es ist, wie es ist. Spaziergang mit dem Hund? Erfrischend. Was also plagt einen dann, dass sich so gar keine gute Stimmung einstellen will? Man grübelt und grübelt und kommt doch in den wenigsten Fällen auf einen grünen Zweig. Oft ist das Gegenteil der Fall. Der Kopf verheddert sich in Gedankengängen, das Unwohlsein verstärkt sich. Meine Güte, irgendwas muss dieses seelische Loch, in dem man gerade steckt, doch ausgelöst haben. Etwas muss daran schuld sein. Der Mensch klammert sich gerne an handfeste Begründungen.
Dabei können die Ursachen höchst unspektakulär sein. Ich habe die unergiebige Grübelei schließlich auch gelassen und stattdessen ganz spontan mit meiner auf ihrer Weltreise covidbedingt im fernen Ausland gestrandeten Tochter gechattet. Die Diagnose eines Psychologen hätte in meinem Fall vielleicht gelautet: tiefe Sehnsucht nach dem Kinde, die an die Oberfläche drängte. Wie auch immer, es wurde gut. Was ich Ihnen mit dieser kleinen Geschichte sagen will? Schwermut zulassen? Ja! Sich ihr ergeben? Nein! Nutzen Sie gerade jetzt jede Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit lieben Menschen. Sei es das Schwätzchen per Telefon, Computer oder einfach über den Gartenzaun. Reden bringt noch immer die Leute zusammen, auch in Coronazeiten.
Marlies Mohr
marlies.mohr@vn.at
05572 501-385
Kommentar