Fitness für die Ohren

Das Gehör lässt sich auch trainieren.
Graz Gut hören, aber schlecht verstehen – ein Phänomen, das viele Menschen in Österreich nur allzu gut kennen. Was man dagegen tun kann und inwieweit man mit einem speziellen Hörtraining sein Gehör auch ohne Hörgerät verbessern kann – darüber klärt ein Hörakustik-
experte von Neuroth auf.
Unser Hörsinn ist ein Wunder der Natur. „Er bildet die Grundlage für unser soziales Miteinander. Ob im Job oder in der Freizeit, wie wertvoll unser Gehör ist, wird einem meistens erst dann bewusst, wenn es nicht mehr einwandfrei funktioniert“, sagt Tobias Mühlburger, Hörakustikmeister und Hörtrainer von Neuroth. Schätzungen zufolge hören rund 1,7 Millionen Österreicher schlecht, was unterschiedliche Ursachen haben kann. „Viele Menschen haben Probleme, ihre Gesprächspartner in lauterer Umgebung zu verstehen, obwohl ihre Ohren gut funktionieren. In diesem Fall spricht man meist nicht von einer Hörminderung, sondern von einer Hörentwöhnung“, erklärt Mühlburger. Hörentwöhnte Personen „vergessen“ bestimmte Laute und Tonfrequenzen, weil ihr Gehirn verlernt hat, Sprache richtig zu verarbeiten. „Hören findet vor allem im und mit dem Gehirn statt. Das bedeutet: Besseres Hören kann man auch trainieren – ähnlich wie einen Muskel. Man muss also nicht immer gleich auf Hörgeräte zurückzugreifen, wenn man das Gefühl hat, schlecht zu hören“, erklärt der Neuroth-Experte.
Professioneller Check
Mit einem speziellen Hörtraining, das auf Basis 15-jähriger Forschung entwickelt wurde, kann man seine Ohren wieder fit machen: Der erste Schritt ist ein professioneller Hörtest, um den Grad der Hörentwöhnung oder Hörminderung festzustellen. Auf Basis eines persönlichen Hörprofils wird das Gehör danach in vier Modulen auf Geräuscherkennung, räumliches Hören, Lautstärkeregelung und Sprachdifferenzierung trainiert – einerseits in Form von Übungen zu Hause, andererseits mit begleitenden Trainings im Fachinstitut. „In vier Wochen lernt das Gehirn, Sprache wieder richtig einzuordnen. Das erleichtert nicht nur Alltagsgespräche, sondern sorgt auch wieder für mehr Lebensqualität“, sagt Tobias Mühlburger.
Vom Hören und Verstehen
Das Hören ist ein Vorgang im und mit dem Gehirn. Der Hörprozess teilt sich in das periphere und das zentrale Hören. Oder anders gesagt: Man unterscheidet zwischen Hören und Verstehen.
Hören Über die Hörbahn wird der Schall weiterverarbeitet und zur Wahrnehmung an das zentrale Nervensystem weitergeleitet. Bei Problemen des peripheren Hörens helfen Hörgeräte: Sie filtern und verstärken die Signale, die auf das Ohr treffen, und leiten sie gebündelt weiter.
Verstehen Über die Hörbahn wird der Schall schließlich weiterverarbeitet und zur Wahrnehmung an das zentrale Nervensystem weitergeleitet. Wenn man Sprache tatsächlich nicht mehr so gut versteht wie früher, kann wiederum ein Hörtraining helfen.