Kleiner Nutzen
Zum Test bevor der Osterhase kommt: Dem Andrang nach zu schließen, scheint ein Großteil der Bevölkerung das Testen schon verinnerlicht zu haben. Wenig verwunderlich, sind doch manche uns liebgewordene Dinge an ein negatives Testergebnis geknüpft. Diesen bescheidenen Duft von Normalität – wir inhalieren ihn begierig und fügen uns in das derzeit noch Unvermeidliche. Dieses Regime gefällt vielen Menschen zwar nicht, aber noch mehr halten sich daran. Das darf auch einmal angemerkt werden. Eine Leserin schrieb mir unlängst: „48 Stunden Freiheit sehen wir alle sehr differenziert, mein Mann und ich aber positiv. Er ist Risikopatient, und so freuen wir uns auch schon über diese 48 Stunden, über ein wenig mehr Freiheit, die wir uns nach Belieben einteilen können. Zudem können wir uns im Freien nach Herzenslust bewegen.“
Es lässt sich also aus allem ein Nutzen ziehen, und sei er noch so klein. Ich beispielsweise habe begonnen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Will heißen, ich lege meine Laufrunden so oft es geht mit den Testterminen zusammen. Abgesehen davon, dass sich der zeitliche Aufwand reduziert, beschert es auch ein gutes Gefühl. Gedanken an das Gestochere in der Nase verlieren sich mit den ersten Schritten. Dann sind da nur noch die Natur und ich, das Gezwitscher der Vögel, der Wind in den Bäumen, die sich zaghaft mit ersten Blättern und Blüten schmücken, und das Rauschen des Wassers. Meine Normalität, ausgekostet für eine Stunde. Sie fühlt sich süß an. Genauso wie der Begriff „Negativ“, wenn er in einer SMS aufpoppt. Ein bisschen sicher ist besser als gar nicht sicher. Ich wünsche Ihnen frohe und friedliche Ostern.
Marlies Mohr
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