Einfach tun!
Durch die Baumkronen fuhr sanft der Wind und brachte die Blätter zum Singen. Die Sonne malte kleine Lichtpunkte auf den weichen Waldboden, dort, wo sich ihre Strahlen eine Lücke durch das dichte Geäst zu bahnen vermochten. Am liebsten hätte ich mich auf einen dieser hellen Flecken gesetzt und den Alltag ein Weilchen ausgesperrt. Die Verlockung, in das Idyll einzutauchen, war groß, ich jedoch auf dem Weg zu einem Gespräch. Dabei hätten 10 oder 15 Minuten mein Zeitbudget gar nicht gesprengt. Aber: Das Ganze am helllichten Tag, in meinem Alter und dann womöglich mit Tannennadeln im Haar und Grasflecken an der Kleidung beim Termin aufkreuzen? Wie sähe das denn aus? Zu viele Vorbehalte auf einmal, über die man irgendwann nur noch den Kopf schüttelt. Bei mir kam das am Abend.
Da bin ich in einer sogenannten populärwissenschaftlichen Medizinzeitschrift neben Berichten über Warnungen vor zu engen Jeans, T-Shirts, XL-Taschen, verlängerten Nägeln, Tattoos, Flip-Flops und High-Heels, die alle gesundheitliche Schäden verursachen könnten, auch auf eine Geschichte mit dem Titel „Zeit für mich“ gestoßen. Sie war zwar hauptsächlich auf Urlaub in den Bergen ausgelegt und wie man sich darauf vorbereiten sollte. Irgendwo kam jedoch auch der Begriff vom Kraftplatz Natur vor. Eine schöne Beschreibung dessen, was sich uns draußen bietet, und das wir nutzen sollten, wenn uns die Chance gegeben ist. Kein „hätte ich tun sollen“ oder „könnte ich vielleicht machen“, sondern einfach tun. Schon ein paar Minuten abseits der oft hektischen Alltagspfade lassen Geist und Seele aufleben. Die Schatten der Verpflichtungen sind aber oft länger als dass wir uns trauen würden, darüber zu springen. Wir sollten es trotzdem ab und an und immer öfter versuchen.
Marlies Mohr
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