100 Jahre Insulin

Das Hormon brachte von Diabetes betroffenen Menschen das Leben zurück.
Schwarzach Vor 100 Jahren bedeutete Diabetes mellitus noch ein Todesurteil. Heute können Betroffene ein weitgehend normales Leben führen. Zu verdanken ist dies den kanadischen Medizinern Frederick Banting und Charles Best. Am 27. Juli 1921 gelang ihnen erstmals die Isolierung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden. Sie legten damit den Grundstein für die erste wirksame Behandlung von Diabetes. Einige Monate und Rückschläge später, am 23. Jänner 1922, injizierten sie einem 13-jährigen Buben tierisches Insulin und konnten auf diese Weise seine gefährlich hohen Blutzuckerwerte senken. Der Rest ist Geschichte. Inzwischen haben sich Hilfsmittel, Insuline und technische Möglichkeiten für Diabetiker entscheidend weiterentwickelt.
Diabetes Selbsthilfe neu
Ein wichtiger Teil der Unterstützung sind Selbsthilfegruppen. Hier hat sich auch in Vorarlberg einiges getan. Joe Meusburger, selbst seit 60 Jahren Typ-1-Diabetiker, steht einem neuen Verein vor, und zwar der Diabetes Selbsthilfe Vorarlberg. „Unter diesem Dach sind jetzt alle Diabetesgruppen in den Bezirken sowie Kinder- und Jugendgruppen vereint“, betont Meusburger das nun einheitliche Auftreten. Außerdem ist eine neue Webseite im Aufbau.
Viel wert ist ihm auch die kostenlose Nutzung der Infrastruktur der Selbsthilfe Vorarlberg. „So bleibt mehr Geld für Schwerpunktveranstaltungen und Schulungen“, sagt Joe Meusburger und spricht von mehreren schon geplanten Projekten wie einer Reha für diabetische Kinder und Jugendliche.
Bessere Versorgung außerhalb
Joe Meusburger weiß aus eigener Erfahrung, was es braucht. Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 organisierte er auf die Schnelle eine Infohotline für Diabetiker und Angehörige. „Sie wurde sehr gut angenommen.“ Sogar Urlauber nützten die Möglichkeit. Er erzählt von einem Gast aus Finnland, der sein Insulin zu Hause vergessen hatte. Dank der Infohotline war schnelle Hilfe möglich.
Die Diabetes Selbsthilfe Vorarlberg arbeitet auch eng mit der Diabetesambulanz im Landeskrankenhaus Feldkirch zusammen, wo Oberarzt Alexander Vonbank als Vertrauensarzt und im Verein als wissenschaftlicher Beirat fungiert. Meusburger und Vonbank würden sich außerhalb des Spitals eine bessere Versorgung von Menschen mit Diabetes wünschen, denn: „Die Kapazitäten im Krankenhaus sind begrenzt und die Betreuung wird durch den technischen Fortschritt bei der Insulintherapie immer aufwendiger.“ Beide würden sich ein Diabeteskompetenzzentrum und den Einsatz von freiberuflichen Diabetesberatern wünschen. Allein im LKH Feldkirch werden jährlich 6500 Patienten mit dieser chronischen Stoffwechselerkrankung aus dem ganzen Land betreut. Die Zahl der Betroffenen liegt bei rund 30.000, der Großteil sind Typ-2-Diabetiker.
Menschen und ihre Geschichten
Die Diabetes Selbsthilfe Vorarlberg ist auch Mitglied bei „Wir sind Diabetes“ und Joe Meusburger einer von zahlreichen Zeitzeugen, die ihre Geschichte im neugeschaffenen Diabetes-Museum erzählen. Dort können auch die Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre virtuell nachgesehen werden. „Der Zuspruch ist sehr gut“, erzählt Geschäftsführerin Karin Duderstadt. Sie sieht das Museum auch als Beitrag zur Bewusstseinsbildung und Kommunikationskanal gegen Stigmatisierung. Deshalb liege der Fokus weniger auf Artefakten, sondern viel mehr auf Menschen, die ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen. VN-MM
„Unter diesem Dach sind jetzt alle Diabetesgruppen in den Bezirken sowie Kinder-und Jugendgruppen vereint.“
Weitere Infos zum Thema insunlin und Diabetes: www.diabtes-museum.at