Tierisch

Es war Mittag und brütend heiß draußen. Ich hantierte in der Küche, als ich aus dem Augenwinkel plötzlich eine Bewegung wahrnahm. Marschierte da doch glatt ein Igel-Pärchen durch die Terrassentür ins Wohnzimmer. Bei der Hitze und um diese Tageszeit sollten sich die doch irgendwo verstecken, oder? Mein Hund war natürlich auch sofort zur Stelle, um die ungewöhnlichen Besucher zu beschnuppern. Einem Igel gefiel das gar nicht. Der machte gleich kehrt und verschwand wieder nach draußen. Der andere trippelte, grad so, als ob er da zu Hause wäre, weiter hinein in den Raum, wohl auf der Suche nach einer dunklen Ecke unter dem Sofa. Das wussten wir zu verhindern, obwohl Igel ziemlich bockig sein können. Mein Sohn hielt ihn so lange in Schach, bis ich einen Korb geholt hatte. Als Nächstes Anruf bei der Tierrettung. Was tun? Eine Schachtel mit Stroh ausstatten, den Igel hineinlegen, warten, bis es Abend und kühler wird und dann den stacheligen Gesellen in die Freiheit entlassen, lautete die Antwort.

Gesagt. Getan. Den restlichen Tag igelte sich der Pummel im Stroh ein und ließ den lieben Gott einen guten Mann sein. Natürlich linsten wir immer wieder einmal in die Schachtel, aber da lag einer, der den Schlaf des Gerechten schlief, wie es so schön heißt. Fragte sich nur, wo der zweite Igel abgeblieben war. Offenbar nicht weit weg, denn als ich nächtens die Schachtel samt Igel auf das Feld hinaustragen wollte, erregte etwas im Schein der Taschenlampe meine Aufmerksamkeit. Mitten im Garten saß – ein Igel. Hatte er auf seinen Freund gewartet. Igel sollen ja ziemlich treu und ortsbezogen sein. Wie auch immer, ich legte den Karton samt Inhalt vor dem anderen Igel ab und verdrückte mich. Gleiches taten die Igel. Warum ich Ihnen diese Geschichte erzähle? Weil ein bisschen freudvolle Ablenkung in Zeiten wie diesen nicht schaden kann.