Treibstoff für Körper und Geist

Gesund / 10.09.2021 • 12:20 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Kinder, die ausgewogen essen, genügend Schlaf bekommmen und sich viel bewegen, sind besser auf die Schule vorbereitet, betonen die Experten. VN
Kinder, die ausgewogen essen, genügend Schlaf bekommmen und sich viel bewegen, sind besser auf die Schule vorbereitet, betonen die Experten. VN

Wie man Kinder und Jugendliche am besten auf den Schulstart einstimmt.

Graz Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu, der Start in das neue Schuljahr steht unmittelbar bevor. Für manche Kinder ist es sogar der Beginn eines ganz neuen Lebensabschnittes. Doch wie bereitet man den Nachwuchs optimal darauf vor? Experten der MedUni Graz geben Tipps, wie man Körper und Geist von Kindern und Jugendlichen am besten auf den Schulstart einstimmt.

Energie fürs Lernen

“Die Nahrung liefert den ,Treibstoff’, den wir brauchen, um erfolgreich durch den Tag zu kommen. Mahlzeiten und Trinkrhythmen sind für die optimale Nährstoffversorgung sehr wichtig. Die korrekte Ernährung sollte man stets im Blick haben. Gerade für Schulkinder gehören Frühstück und Pausenjause wohl zu den wichtigsten Mahlzeiten für einen guten Start in den Tag”, sagt Sandra Holasek vom Otto Loewi Forschungszentrum der MedUni Graz.

Das Frühstück sollte ausgewogen sein. Dunkles Brot, Käse, Haferflocken, Obst, Nüsse und Samen liefern laut der Expertin jede Menge Energie für den Start in den Schultag. „Mit dieser Vielfalt an unterschiedlichen Lebensmitteln erreicht man auch eine gute Sättigung und langsame Versorgung mit Kohlenhydraten mit ausgewogener Zuckerbilanz und Vermeiden von Müdigkeit“, erläutert sie. Nüsse seien ausgezeichnete Fettlieferanten und stecken voller Vitamine, vor allem aus der B-Gruppe und Vitamin E. Die ungesättigten Fettsäuren wirkten sich positiv auf das Herzkreislaufsystem und den Blutfettspiegel aus.

Auch bei der Jause, die nach mehreren Stunden konzentrierten Lernens für den nötigen Energieschub sorgen soll, gelte: Langfristige Energielieferanten wie Vollkornprodukte oder Nüsse sind Trumpf. Obst und Gemüse dürfen ebenfalls gerne in der Jausenbox liegen. Milchprodukte wie Joghurt oder Topfen liefern Eiweiß und Kalzium, hier sollte aber auf fettärmere Varianten zurückgegriffen werden.

Frühstück und Ruhe

Besonders wichtig, vor allem bei kleineren Kindern? „Frühstücksmuffel sollten auf jeden Fall zumindest ein Getränk zu sich nehmen und eine größere Jause einpacken“, führt Sandra Holasek aus. Außerdem sollte der Nachwuchs unbedingt beim Frühstück und der Jause mitbestimmen dürfen. Was schmeckt ihm oder ihr besonders? Was mag das Kind überhaupt nicht? “Hin und wieder darf auch ein Tag dabei sein, an dem der Nachwuchs selbst bestimmen darf, was er oder sie will, um die Motivation hochzuhalten”, findet die Ernährungsexpertin.

Als zentraler Aspekt, wenn es darum geht, die Gesundheit zu fördern, gilt auch der Schlaf. Der Grund: In den Ruhephasen regenerieren sich Körper und Gehirn und wir verarbeiten die Informationen des Tages. Psychisch macht langer und guter Schlaf stark, ausdauernd und flink. Gerade für die Kleinen sei ausreichend Ruhe besonders wichtig, sind sich die Experten der MedUni Graz einig. Eine generelle Formel lautet: Je jünger das Kind, desto länger sollte es schlafen. Während ein Teenager im Alter zwischen 14 und 17 rund acht bis zehn Stunden Schlaf benötigt, sind es bei Sechsjährigen, die ihre Schulkarriere gerade erst starten, noch bis zu 13 Stunden. “Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist der Schlaf alles andere als ein Leerlauf. Während im Rest des Körpers eine Vielzahl von Regenerationsvorgängen gestartet werden, wird im Gehirn für Ordnung gesorgt. Informationen gehen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis über, Neuronen gehen neue Verbindungen ein, alte Bindungen werden gefestigt und weniger wichtige Informationen werden aussortiert. Auf diese Weise schafft das Gehirn Platz für neue Inhalte. Vor allem in der Schulzeit, in der ständig neuer Lernstoff auf die Schüler hereinprasselt, ist es besonders wichtig, dem Schlaf so viel Zeit wie möglich einzuräumen”, so die Erklärung.

Bewegung zum Aktivieren

Maximilian Moser vom Lehrstuhl für Physiologie des Otto Loewi Forschungszentrums bringt einen weiteren wichtigen Aspekt ins Spiel: Bewegung. Die Kinder sitzen im Bus, in der Schule, an den Hausaufgaben. Es sei daher wichtig, den Nachwuchs zur körperlichen Aktivität zu motivieren, sagt Moser. „Bewegung in der Natur hat sich dabei als besonders wertvoll erwiesen. Zahlreiche Studien zeigen: Kinder brauchen Natur und ein grünes Ambiente wirkt wesentlich gesundheitsfördernder als der Aufenthalt in Stadtgebieten oder Innenräumen“, ergänzt der Physiologe.

Ausreichend Bewegung könne dabei helfen, gesundheitliche Probleme, Haltungsschäden und Übergewicht in jungen Jahren zu verhindern. Maximilian Moser unterstreicht: “Bewegungsmuster und -fähigkeiten, die bereits als Kind gelernt werden, sind die Basis für das Erwachsenenalter. Die Bewegung hilft zudem beim gesunden Aufbau von Knochen, Sehnen, Muskeln und anderen beteiligten Strukturen des Bewegungsapparates. Zu guter Letzt ist gemeinsames Spielen mit anderen Kindern ein wichtiger Faktor bei dem Erlernen sozialer Verhaltensformen und auch ein Pfeiler für eine gesunde und stabile Psyche.”

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