Coronakrise als Stressfaktor

Gesund / 08.10.2021 • 12:24 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Zur beruflichen Arbeit zu Hause mussten von Frauen oft auch noch Kinderbetreuungspflichten übernommen werden. Symbol/APA
Zur beruflichen Arbeit zu Hause mussten von Frauen oft auch noch Kinderbetreuungspflichten übernommen werden. Symbol/APA

Umfrage bestätigt nach wie vor hohe Belastungen durch die Pandemie.

Wien Die Coronakrise stellt auch nach 18 Monaten einen deutlichen Belastungsfaktor für die österreichische Bevölkerung dar: Knapp 60 Prozent fühlen sich weiterhin ob der Pandemie belastet, darunter vor allem Frauen und die urbane Bevölkerung. Die Einschätzung der persönlichen Belastung korreliert außerdem mit der Einkommenssituation: Je geringer das Haushaltsnettoeinkommen ist, desto stärker wird die Belastung empfunden. „Gerade Frauen haben es aufgrund häufiger bestehender Mehrfachbelastungen in der Coronakrise schwieriger: Zum Homeoffice oder der Beschäftigung in systemrelevanten Bereichen kommen oft Homeschooling, Haushalt, Pflegetätigkeiten oder andere Herausforderungen dazu – das wirkt sich langfristig auf den Gesundheitszustand aus“, erläutert Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung, die Ergebnisse der repräsentativen Online-Umfrage unter 1000 Österreichern durch das Gallup Institut im Auftrag der Wiener Städtischen.

Negative Auswirkungen

Eine Verschlechterung des körperlichen Gesundheitszustands in den vergangenen zwölf Monaten stellte rund ein Viertel der Befragten fest. Im mentalen Bereich ist das Ausmaß noch größer: 27 Prozent nehmen negative Auswirkungen in Zusammenhang mit dem mentalen Gesundheitszustand wahr, insbesondere die Altersgruppe 16 bis 35 Jahre. Noch deutlicher zeigen sich die Auswirkungen der Corona-Krise bei Kindern: Mehr als die Hälfte der Personen mit minderjährigen Kindern im Haushalt sehen bei diesen eine (sehr) deutliche mentale Belastung aufgrund der Pandemie. Wendler: „Das ist ein sehr hoher Wert, aber angesichts der aktuellen Situation nicht überraschend: Unsere Jüngsten müssen seit Beginn der Coronakrise besonders viel schultern.“

Long Covid

Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrationsstörungen und psychische Belastungssymptome: Eine überstandene Covid-19-Erkrankung kann eine Vielzahl an wochen- oder monatelangen Folgebeschwerden nach sich ziehen. 61 Prozent leiden laut eigenen Angaben an sogenannten Long-Covid-Symptomen. Im Vordergrund stehen Antriebslosigkeit, Schwäche und Atemnot. Ein weiterer Anteil beklagt zudem den anhaltenden Verlust des Geschmacks- und/oder des Geruchssinnes. „Wie alle Schutzimpfungen ist die Impfung gegen das Coronavirus eine wichtige präventive Maßnahme. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt, dass eine vollständige Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Long Covid zu erkranken, deutlich minimiert“, betont Wendler.

Impfung ruft Skepsis hervor

Während rund zwei Drittel der Befragten über einen vollständigen Impfschutz verfügen, zählen 16 Prozent zu den Impfskeptikern. Sie wollen sich laut eigenen Angaben nicht impfen lassen. Fünf Prozent können sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen. Große Skepsis gegenüber der Impfung herrscht vor allem bei Frauen (20 Prozent) und unter Jüngeren im Alter von 16 bis 35 Jahren (19 Prozent) bzw. im Alter von 36 bis 55 Jahren (18 Prozent).

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich auch in Bezug auf das Einkommen: Ein Viertel der aus einkommensschwächeren Haushalten (bis 1500 Euro) stammenden Personen zählt zu den Impfskeptikern, bei zunehmender Einkommenshöhe sinkt deren Zahl auf die Hälfte (12 Prozent bei Einkommen ab 3000 Euro).

Grundsätzlich stellen die Österreicher dem öffentlichen Gesundheitssystem ein gutes Zeugnis aus: Zwei Drittel zeigen sich damit zufrieden. Unterschiede gibt es jedoch in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und Bildung: Höhere Zufriedenheit bekunden vor allem Männer, Personen ab Mitte 50 sowie höher Gebildete. Positiv bewertet die Mehrheit zudem ihren generellen Gesundheitszustand: Über zwei Drittel der Österreicher bezeichnen diesen als gut oder sehr gut.

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