Ein Hammer, dieser Hemmer

Gesund / 22.10.2021 • 10:18 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Patienten nach einem Herzinfarkt können vom neuen Medikament profitieren. Ob es zur Anwendung kommt, entscheiden die Experten.adobe stock
Patienten nach einem Herzinfarkt können vom neuen Medikament profitieren. Ob es zur Anwendung kommt, entscheiden die Experten.adobe stock

Neues Medikament senkt einen beständig zu hohen Cholesterinwert sehr effektiv.

Feldkirch PCSK9: eine sperrige Bezeichnung. Dahinter steht allerdings ein hoch effektiver Cholesterinhemmer. Er ist für Patienten vorgesehen, die mit einem beständig hohen Cholesterinwert zu kämpfen haben. „Das betrifft Menschen mit einer angeborenen Lipidstoffwechselstörung, Patienten nach Herzinfarkt oder Schlaganfall, Patienten mit Stents oder Durchblutungsstörungen an den Beinen und solche, die eine Intoleranz auf Statine zeigen“, listet Primar Matthias Frick, Leiter der Interne I am Landeskrankenhaus Feldkirch, die Nutznießer auf.

Drei Kompetenzzentren

Das Medikament wird mittels Spritze verabreicht. Die Patienten können dies zu Hause selbst erledigen, die erste Dosis ist jedoch an einem Kompetenzzentrum zu geben. In Vorarlberg bestehen solche Zentren in den Landeskrankenhäusern Feldkirch, Bregenz und Hohenems. Außerdem ist das Medikament, das eine Dauertherapie darstellt, relativ teuer. Zwei Spritzen schlagen sich mit monatlich 560 Euro zu Buche. Statine, die ebenfalls der Cholesterinsenkung dienen, kosten hingegen gerade einmal zehn Euro. Allerdings lassen sich die Zielwerte damit nicht immer erreichen. „PCSK9 kommt dann zum Einsatz, wenn die konventionelle Therapie nicht anschlägt“, betont Matthias Frick.

Dass PCSK9 nur in Lipid-Ambulanzen verschrieben werden darf, ist dem Preis und einer Vereinbarung der beiden Herstellerfirmen mit dem Dachverband der Sozialversicherungsträger geschuldet. Niedergelassene Ärzte dürfen ihren Patienten nur Statine oder andere cholesterinsenkende Medikamente verschreiben. Für Matthias Frick macht es durchaus Sinn, die Erstabgabe von PCSK9 an ein Kompetenzzentrum zu binden, auch weil die Patienten in der Anwendung der Spritzen gut geschult würden. Zur ersten Kontrolle kommt der Patient noch einmal in die Lipid-Ambulanz, ab dann läuft die weitere Betreuung über den Hausarzt. Frick spricht von einem guten Funktionieren dieses Ablaufs in Vorarlberg.

Cholesterinimpfung

Allzu groß ist das Patientengut, das diesen speziellen Cholesterinsenker benötigt, jedoch nicht. Bei den Herzinfarktpatienten sind es laut dem Kardiologen etwa 15 Prozent. Das Medikament muss alle zwei Wochen bzw. einmal im Monat gespritzt werden. Ab 1. November steht zudem so etwas wie eine Cholesterinimpfung zur Verfügung, das heißt, es ist nur noch alle sechs Monate eine Spritze nötig. Die Erstverabreichung auch dieses Medikaments wird an die Kompetenzzentren gehen. Zusätzlich dürfen es aber auch die Kardiologen verschreiben.

Vier bis acht Wochen dauert es, einen Termin im Kompetenzzentrum zu bekommen. „Es sind ja keine Notfälle, die da behandelt werden müssen“, hält Matthias Frick diese Wartezeit für vertretbar. Zudem sei es so, dass der behandelnde Arzt vorher alles versucht haben sollte, damit der Patient die für ihn definierten Zielwerte erreicht. Das benötige eine gewisse Zeit. Dafür sind die Spritzen extrem effektiv. „Die Patienten haben teilweise Cholesterinwerte wie ein Neugeborenes“, verdeutlicht Frick den Nutzen der Arzneimittelspezialität. Vor allem das gefürchtet LDL-Cholesterin saust geradewegs in den Keller. Der Arzt verweist aber darauf, dass auch Statine wichtig sind: „Neben der Cholesterinsenkung haben sie noch andere nachgewiesene positive Effekte.“ VN-MM

„Die Patienten haben unter PCSK9 teilweise Cholesterinwerte wie ein Neugeborenes.“

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