Dem Hebammenmangel auf der Spur

Gesund / 29.10.2021 • 11:57 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Mittels Umfrage will die neue Landesleiterin, Bernadette Brieskorn, Klarheit schaffen.

Schwarzenberg Die Hebammen in Vorarlberg haben eine neue Leiterin. Nachdem Helga Hartmann, die die Landesstelle zehn Jahre geführt hat, ihre Funktion als Geschäftsführerin niederlegte, übernahm Bernadette Brieskorn (38). Die gebürtige Deutsche kam im Sommer 2020 nach Vorarlberg, im Dezember löste sie Hartmann ab. Die zweifache Mutter hat ihre Hebammen-Ausbildung in England absolviert und dort auch 13 Jahre gearbeitet. Anschließend zog die Familie nach Krems, wo Bernadette Brieskorn und ihr Mann, Jonathan Dominguez Hernandez, der von Beruf ebenfalls Hebamme ist, fünf Jahre an der Fachhochschule Krems im Rahmen eines Hebammen-Studiengangs unterrichteten. Es war wieder ein Job-Angebot, das sie schließlich nach Vorarlberg führte.

Gute Rückmeldung

Das Bemühen von Bernadette Brieskorn als Geschäftsführerin des Hebammengremiums geht nun dahin, zu eruieren, ob es tatsächlich einen Hebammenmangel gibt, „oder ob wir nur das falsche Angebot haben“. Um hier Klarheit zu schaffen, gab sie eine Umfrage in Auftrag, die derzeit ausgewertet wird. Von 126 angeschriebenen Kolleginnen schickten 76 den Fragebogen an die Landesstelle retour. „Ein guter Wert“, wie Brieskorn im VN-Gespräch befindet. Sollte die Evaluierung, die sie bei der Hebammen-Vollversammlung im November präsentiert, tatsächlich einen Engpass ergeben, gelte es zu reagieren, denn: „In fünf bis zehn Jahren kommt es auch bei den Hebammen zu einer Pensionierungswelle.“

Kassenstellen unbeliebt

Inklusive der Pensionistinnen gibt es 184 Hebammen im Land, rund 126 von ihnen sind aktiv. Die einen arbeiten freiberuflich, die anderen als Angestellte in den Krankenhäusern. Fünf Hebammen führen auch Hausgeburten durch. Es sind dies Myria Ecker, Katharina Ohlinger, Mairi Vass, Simone Vöel und Angelika Möbus. In Vorarlberg werden jährlich 20 bis 25 Hausgeburten über die ÖGK abgerechnet. Bernadette Brieskorn ist ebenfalls freiberuflich tätig, verfügt jedoch über einen Kassenvertrag. Von den acht Kassenvertragsstellen sind derzeit lediglich fünf besetzt. „Die Tarife sind zu gering“, begründet Brieskorn den Umstand, dass Hebammen diese Möglichkeit nur ungern nutzen. Deshalb ist sie froh, dass neben Landesrätin Martina Rüscher auch ÖGK-Landesstellenausschussleiter Manfred Brunner an der Vollversammlung teilnimmt. „Das gibt uns Gelegenheit, beiden die Situation darzustellen“, sagt Bernadette Brieskorn.

Bessere Vernetzung gewünscht

Ihr ist wichtig, repräsentativ für die Hebammen da zu sein und „im besten Fall etwas verändern zu können“. So würde sich Brieskorn unter anderem eine bessere Vernetzung von freiberuflichen und angestellten Hebammen wünschen. In England funktioniere diese Zusammenarbeit sehr gut. Was die Ausbildung betrifft, hält die Leiterin des Hebammengremiums das Land für zu klein, um einen eigenen Lehrgang zu implementieren. Zudem wäre das sehr aufwendig. Sie rate Interessentinnen, sich an mehreren Fachhochschulen zu bewerben. Die meisten gehen nach Innsbruck, in die Schweiz oder nach Deutschland, doch nicht alle zieht es wieder nach Hause. In diesem Jahr haben zwei Hebammen ihre Ausbildung in Deutschland abgeschlossen. Sie sind wieder zurückgekehrt. VN-MM

„In fünf bis zehn Jahren kommt es auch bei den Hebammen zu einer Pensionierungswelle.“

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