Mit Hitze gegen Knoten

Gesund / 17.06.2022 • 10:57 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Aufnahme zeigt die Vorbereitung einer Patientin für den Eingriff.
Die Aufnahme zeigt die Vorbereitung einer Patientin für den Eingriff.

ÖGK übernimmt Hälfte der Kosten für Radiofrequenzablation an der Schilddrüse.

Feldkirch Radiofrequenzablation oder kurz RFA: Hinter diesem etwas sperrigen Begriff steht eine thermische Behandlung, mit der unter anderem vergrößerte Schilddrüsen quasi eingekocht werden. Noch bis vor kurzem war dieser Eingriff zur Gänze eine Privatleistung. Inzwischen übernimmt die ÖGK zumindest die Hälfte der Kosten, und das sind immerhin 1377 Euro. „Es gab vorher wenige ausgewählte Fälle, in denen die Kasse den gesamten Betrag bezahlte, etwa, wenn eine Kontraindikation gegen eine Operation bestand, eine Behandlung aber nötig war“, berichtet Primar Alexander Becherer, Leiter der Nuklearmedizin im Landeskrankenhaus Feldkirch. Nun gibt es einen offiziellen Tarif, der für alle Patienten gilt. „Allerdings ist die RFA an bestimmte Indikationen gebunden und nicht für alle Betroffenen geeignet“, muss Becherer die Euphorie etwas dämpfen. An seiner Abteilung werden jährlich etwa 20 Patienten mittels RFA therapiert.

Standardmethode

Für die Radiofrequenzablation wird eine Sonde verwendet, die Radiowellen abgibt und das Gewebe auf kurze Distanz erwärmt. Der Sammelbegriff für diese Art von Behandlungen ist Thermoablation, wobei Ablation für die Entfernung von Gewebe steht. Die Radiofrequenz hat sich gegenüber dem Laser durchgesetzt, weil sie laut Primar Alexander Becherer günstiger ist und wenig Schmerzen verursacht. Ursprünglich wurde die RFA vor allem bei bösartigen Geschwülsten wie Leber-, Knochen- und Nierenmetastasen eingesetzt. Mit Beginn der 2000er-Jahre kamen dann vergrößerte Schilddrüsen dazu. Mittlerweile zählt die RFA auch in diesem medizinischen Bereich zur Standardmethode. Nicht jede Schilddrüsenvergrößerung ist jedoch für diesen Eingriff geeignet.

Ein Beispiel dafür sind klassische Kröpfe mit beidseits allgemein vergrößerter Schilddrüse und vielen Knoten darin. Es bedarf aber noch anderer Voraussetzungen. „Es müssen Schilddrüsenknoten sein, die Beschwerden oder eine Funktionsstörung verursachen. Sie müssen eine Größe von mindestens drei Zentimetern aufweisen, und die Gutartigkeit des Knotens muss vorher durch eine Punktion gesichert sein“, listet der Nuklearmediziner die Limitationen auf. Der Eingriff selbst erfolgt ambulant und unter lokaler Anästhesie. „Es ist aber auch eine medikamentöse Sedierung möglich, wenn der Patient das möchte“, sagt Becherer. Die Dauer gibt er mit eineinhalb Stunden an. Die eigentliche Behandlung nimmt zwischen 20 und 45 Minuten in Anspruch.

Anfragen steigen

Die Knoten verkleinern sich unter einer RFA im Durchschnitt auf 20 Prozent ihres Ausgangsvolumens. Üblicherweise braucht es danach keine Schilddrüsenhormonersatzbehandlung mehr, weil nur der Knoten angegangen, die übrige Schilddrüse von der Hitzewelle nicht erfasst und somit auch nicht in ihrer Funktion beeinträchtigt wird. Das Risiko einer RFA sei kleiner als bei einer Operation. Wovor jedoch immer gewarnt werden müsse, sei eine Schädigung der Stimmbandnerven. „Die Stimme wird heiser.“ Dass dies so bleibt, sei bei einer RFA allerdings äußerst selten. Die Zuweisung zu einer solchen Behandlung erfolgt über den Hausarzt. Die Anfragen nehmen laut Alexander Becherer zu, weil die Methode bekannter wird. Die Kostenerstattung ist derzeit in ganz Österreich auf vier Ärzte beschränkt. Diese haben eine zusätzliche Ausbildung absolviert und erfüllen bestimmte Qualitätsvoraussetzungen. VN-MM

Die Durchführung einer Radiofrequenzablation erfordert entsprechendes Wissen und  Erfahrung. khbg
Die Durchführung einer Radiofrequenzablation erfordert entsprechendes Wissen und  Erfahrung. khbg
Spätestens zwei Tage nach dem Eingriff sind die Patienten wieder arbeitsfähig.
Spätestens zwei Tage nach dem Eingriff sind die Patienten wieder arbeitsfähig.