Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Vergessen

Gesund / 17.06.2022 • 10:57 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Das Haus steht irgendwo im Nirgendwo. Weit und breit keine Nachbarn, und die Zufahrtsstraße würde jeden Off-Road-Fan in Entzücken versetzen. Die Familie, die in der Einöde der albanischen Berge wohnt, hat nichts zu lachen. Aus jedem Winkel des desolaten Gebäudes strömt bittere Armut. Es gibt weniger als nichts. Das bekommen vor allem die Kinder zu spüren. Für den Buben besteht noch die Chance, ins Gymnasium zu kommen. Die Perspektiven für die beiden Töchter sind hingen gleich null. Es ist, als ob man mitten in Europa in eine vergessene Welt eingetaucht wäre. Bedrückend.

Natürlich kann man einwenden, sie sollen sich auf die Hinterbeine stellen und anpacken, aber wo es selbst an der Grundversorgung mangelt, lässt sich schwerlich etwas aufbauen. Millionen von Menschen stecken in diesem Dilemma. Davon zu hören ist eine Sache, sie für einmal hautnah zu erleben, aber eine ganz andere. Da bekommt humanitäre Hilfe eine neue, höchstpersönliche Bedeutung, selbst, wenn sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann. Im August wird ein Trupp engagierter Handwerker aus Vorarlberg das Haus der Familie so gut wie möglich renovieren. Niemand kann die ganze Welt allein retten, aber zumindest im Kleinen etwas bewerkstelligen.

Marlies Mohr

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