Selbstverantwortung und Gesundheitsversorgung
Für Kranke leistet die Medizin, wenn sie die nötigen Ressourcen und Zeit hat, Großartiges, für Gesunde weniger. Gesunde könnten das Gesundheitswesen deutlich entlasten. Schon lange wissen wir, was Gesundheit fördert und Krankheiten vorbeugt: An erster Stelle steht Bewegung. Sie ist die universellste Gesundheitsförderung schlechthin. Alles, von der Psyche bis zu den Zehen, profitiert gesundheitlich von regelmäßiger moderater Bewegung.
An zweiter Stelle steht die Ernährung. Noch nie konnten wir uns das ganze Jahr so gesund ernähren wie heute. Frisches Gemüse jeder Art wirkt ähnlich wie Bewegung universell gesundheitsfördernd. Die Behebung von Mängeln, zum Beispiel von Vitaminen, ist bei Gesunden nur sinnvoll, wenn solche bestehen. Für Säuglinge und deren Mütter bietet das Stillen lebenslänglich nachweisbare gesundheitliche Vorteile.
Vermeidung von Giften: Beim Rauchen sind sich alle einig: Jede Zigarette schadet. Differenzierter sind die Meinungen beim Alkohol. Kleine Mengen von Wein und Bier wurden in der Vergangenheit durchaus gesundheitlich positiv bewertet. Neuere Studien sind in diesem Punkt zurückhaltender. Bei täglichem Alkoholkonsum zeigt sich schon bei einem Drink ein erhöhtes Krebsrisiko.
Besonders wichtig für die Gesundheitserhaltung ist die Psyche. Lieben und geliebt werden, eingebettet sein in ein aktives soziales Netz und gebraucht werden unterstützen das Gesundbleiben. Ausreichend Schlaf und Meidung von Exzessen jeder Art fördern die Gesundheit. Geistige und körperliche Aktivität bis ins höchste Alter beugen einem vorzeitigen gesundheitlichen Abbau vor. Die Devise ist: Nichts aufgeben!
Für Gesunde in der ersten Lebenshälfte empfehlen sich Vorsorgeuntersuchungen in Abständen, wie sie der Arzt für jede/n individuell sinnvoll hält. In der zweiten Lebenshälfte sollte jede Frau, jeder Mann, zusätzlich regelmäßig den Blutdruck selbst kontrollieren. Völlig unbemerkte Blutdruckanstiege sind häufig, besonders bei Frauen. Ein hoher Blutdruck stellt die größte Gefahr für die Langzeitgesundheit dar, gefolgt von den Risiken eines erhöhten Blutzuckers. Ich persönlich würde dazu raten, die sehr einfache Blutzucker-Selbstmessung, zusätzlich zu den Untersuchungen beim Arzt, durchzuführen.
Für Kinder, Schwangere und Erwachsene sind Impfungen eine weitere wichtige Säule der Gesundheitsvorsorge. Unter Beachtung dieser einfachen Erkenntnisse können Gesunde sehr viele Krankheitsentwicklungen vermeiden oder hinausschieben und das Gesundheitssystem entlasten.
Aber auch das Medizinsystem kann durch Reduzierung von Leistungen mit geringem Mehrwert für die Gesundheit effizienter werden. Seit der Publikation von Ivan Illich: „Die Enteignung der Gesundheit und Medikalisierung der Gesellschaft“ (1975) hat sich wenig getan. Das System Medizin mit seinen segensreichen Erfolgen hat sich selbst zu wenig kontrolliert. Erst in den letzten Jahren haben angesehene Institutionen das Problem wieder verstärkt aufgegriffen, allen voran das British Medical Journal (BMJ), die Universität Cambridge und australische und amerikanische Forschergruppen. Fortsetzung folgt.
„Besonders wichtig für die Gesunderhaltung ist die Psyche. Lieben, geliebt und gebraucht werden.“
Hans Concin
hans.concin@vn.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, aks Think Tank
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