Blaßnig: „Unerträgliche 24-Stunden-Dienste“

Gesund / 21.12.2022 • 16:55 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Blaßnig: „Unerträgliche 24-Stunden-Dienste“
Bei den Anstellungsverhältnissen mache kein Jungarzt mehr mit, warnt Blaßnig. VN, Canva.

Reduzierte Anstellungsverhältnisse in Spitälern erhöhen den Ärztebedarf.

Dornbirn 100 Prozent? 120 Prozent? Früher waren solche Anstellungsverhältnisse in den Krankenhäusern gang und gäbe, inzwischen sind sie zum Auslaufmodell verkommen. „Da macht keiner mehr mit“, bestätigt Hermann Blaßnig, Sprecher der Spitalsärzte in der Ärztekammer.

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Hermann Blaßnig. VN/STeurer

Das neue Zauberwort heißt Work-Life-Balance. Die junge Medizinergeneration will Beruf und Familie in Einklang bringen, was im Umkehrschluss immer mehr reduzierte Anstellungsverhältnisse bedeutet. Besonders die starke Zunahme von Frauen bei den Spitalsärzten führt zu einem deutlichen Mehr an Teilzeitstellen.

1011 Spitalsärzte

Zum Vergleich: 2012 gab es 280 Ärztinnen in den Krankenhäusern, 2020 waren es bereits 453. Auch das seit 2015 geltende Arbeitszeitengesetz hat zu einem erhöhten Bedarf an Spitalsärzten geführt. Mit Stichtag 1. November 2022 arbeiten 1011 Ärztinnen und Ärzte in den Vorarlberger Krankenhäusern, vor 10 Jahren waren es noch 696. Und von den insgesamt knapp 5000 Beschäftigten in den Spitälern, also Ärzte und Pflegekräfte, haben 48 Prozent einen Teilzeitjob.

Blaßnig: „Unerträgliche 24-Stunden-Dienste“

Obwohl mehr Jungmediziner lieber eine Facharztausbildung absolvieren und im Schoß des Krankenhauses bleiben, als in die Niederlassung zu gehen, beklagen auch Spitäler einen Mangel an Ärzten. „Die Schweiz ist immer ein Thema“, beschreibt Hermann Blaßnig ein, wenn auch nicht mehr das drängendste Problem. Sehr wohl moniert er jedoch bessere Arbeitsbedingungen, besonders was die Ausbildung betrifft. Die müsse strukturierter werden, bekräftigt er und ergänzt: „Das predigen wir ständig, aber die Umsetzung ist noch nicht durchgreifend erfolgt.“ Er bringt außerdem die Führungsverantwortung ins Spiel: „Sie muss von oben bis unten von allen eingefordert werden.“

Situation der Pflege

Blaßnig merkt dies vor allem in Hinblick auf die standort- und trägerübergreifenden Arrangements und nicht zuletzt den geplanten Spitalscampus an. Strukturelle Anpassungen des gesamten Leistungsangebots sind notwendig, damit verbunden Schwerpunktsetzungen für alle Spitäler. Der Spitalsärztesprecher fordert nicht mehr und nicht weniger als dass „klar kommuniziert wird, was passiert und was man vorhat“. Unklarheiten würden nur Verunsicherung schaffen. Doch letztlich steht und fällt alles mit dem Personal. 24-Stunden-Dienste seien zum Teil unerträglich, spricht er auch die Notwendigkeit einer Zugangsregelung für Ambulanzen an. Als noch brisanter stuft Blaßnig aber die Situation beim Pflegepersonal ein. „Ohne Pflege geht gar nichts“, betont er und spricht von zwei Baustellen, die es zu beheben gilt.

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