Allgemeinmediziner im Interview: Teamgefühl und fachlicher Austausch

Isabel Kreuzer und Tobias Grabher praktizieren mit Freude das Job-Sharing.
Bregenz Im Frühjahr haben Isabel Kreuzer und Tobias Grabher die Allgemeinpraxis von Rudolf Brugger in Bregenz übernommen und sich für das Job-Sharing-Modell entschieden.

„Im Vordergrund stand das Teamgefühl und die Möglichkeit zum fachlichen Austausch“, sagt Kreuzer. In die Allgemeinmedizin zog es die jungen Mediziner, weil sie die umfassende Betreuung und Begleitung von Patienten in diesem Fach leben können.
Warum sind Sie Allgemeinmedizinerin geworden und in die Niederlassung gegangen?
Kreuzer: Nachdem meine Oma mit 69 Jahren eine fortgeschrittene Krebsdiagnose erhielt und ich sie während ihrer letzten Lebensmonate begleiten durfte, hatte sich daraus eine Liebe zur Medizin entwickelt. Schon während des Studiums war für mich klar, dass ich mich nicht einer speziellen Fachrichtung, sondern der Allgemeinmedizin mit ihrem umfassenden Spektrum widmen werde.
Kreuzer und Grabher: Die ganzheitliche Betreuung und Begleitung unserer Patienten lag uns immer am Herzen. Das bezieht sich nicht nur auf eine akute Versorgung während eines Spitalsaufenthalts, sondern auch auf eine lebenslange ambulante Begleitung als Mediziner und Vertrauensperson in allen Belangen. Durch eine eigene Ordination haben wir uns diesen Wunsch erfüllt.
Wie sind Sie, Frau Kreuzer, nach Vorarlberg gekommen und warum geblieben?
Kreuzer In Österreich hat man als Ausbildungsarzt für Allgemeinmedizin die Möglichkeit, verschiedene Fachabteilungen zu besuchen. Das war für mich die optimale Vorbereitung zum Allgemeinmediziner. Dieses Angebot existiert so in Deutschland nicht. Auf Anraten eines Kollegen habe ich mich dann ganz spontan am LKH Bregenz beworben und das erfolgreich. Durch meinen Mann, den ich hier kennengelernt habe, dessen Familie sowie die herzliche Art der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ist das Ländle zu meinem neuen Zuhause geworden.
Die Ordinationen der Allgemeinmediziner sind ziemlich voll, ist es trotzdem möglich, sich für jeden Patienten ausreichend Zeit zu nehmen?
Kreuzer Durch die Übernahme des Patientenstamms unseres Vorgängers Rudolf Brugger sowie einer Vielzahl neuer Patientinnen und Patienten haben wir tatsächlich ein enormes Aufkommen. Dabei versuchen wir als Team, unterstützt durch drei fachlich kompetente Assistentinnen, auf jeden Patienten bestmöglich einzugehen. Dies gestaltet sich oft herausfordernd, bei zum Teil 100 Patientinnen und Patienten am Tag. Durch das Angebot einer Onlineterminvergabe sowie Onlinerezeptbestellung für Dauermedikamente versuchen wir, den Ordinationsalltag etwas zu entlasten.
Welche Gründe sind es, die Jungärzte bewegen, lieber im Krankenhaus zu bleiben statt in die Niederlassung zu gehen?
Kreuzer Der Wechsel in die Niederlassung nach erfolgter Ausbildung zum Allgemeinmediziner, welche größtenteils im Krankenhaus erfolgt, markiert einen ganz neuen Lebensabschnitt. Dieser Schritt ist jedoch mit zahlreichen Hürden verbunden. Vieles muss durch intensive Eigeninitiative selbst erfragt und gelöst werden. Eine große Umstellung ist vor allem auch das Dasein als Einzelkämpfer, war man doch im Spital stets Teil eines großen Teams. Das war für uns einer der wichtigsten Gründe, die ehemalige Praxis von Dr. Brugger gemeinsam zu übernehmen. Nicht nur der organisatorische Nutzen, sondern vielmehr das Teamgefühl und der damit verbundene mögliche fachliche Austausch standen für uns an erster Stelle. Den Schritt in die Selbstständigkeit habe ich nicht bereut, und ich freue mich auf viele weitere spannende Jahre in der Allgemeinmedizin.
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