Augenmerk auf Tarife und Verträge

Gesund / 29.12.2022 • 05:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Übergabe: Am 1. Jänner 2023 übernimmt Christoph Jenny (l.) die ÖGK-Landesagenden von Manfred Brunner. Der Wechsel zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter findet jedes halbe Jahr statt. <span class="copyright">VN/STeurer</span>
Übergabe: Am 1. Jänner 2023 übernimmt Christoph Jenny (l.) die ÖGK-Landesagenden von Manfred Brunner. Der Wechsel zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter findet jedes halbe Jahr statt. VN/STeurer

Der ÖGK stehen im kommenden Jahr einige Verhandlungsrunden ins Haus.

Dornbirn Überraschung sollte es diesmal keine geben. Am 1. Jänner 2023 übernimmt Christoph Jenny (56) für die Arbeitgeber den Vorsitz im ÖGK-Landesstellenausschuss. Diesmal turnusgemäß. Anfang des Jahres musste der Direktor des Wirtschaftsbundes quasi in die Bresche springen, nachdem sein Vorgänger, Jürgen Kessler (47) über eine Inseratenaffäre im Zusammenhang mit der Wirtschaftsbundzeitung gestolpert war und schon am ersten Arbeitstag 2022 das Handtuch geworfen hatte. Einen Monat später trat Jenny die vakante Stelle an.

Hoher Kostendruck

Einige für die Gesundheitsversorgung bedeutenden Vorhaben konnten umgesetzt bzw. auf Schiene gebracht werden, andere harren einer Lösung. Dazu zählt die Sicherstellung der Krankentransporte mittels Taxi, die Dialyseversorgung im niedergelassenen Bereich sowie die Neuorganisation der Drogensubstitution. Ein besseres Honorierungsmodell, das die ÖGK mit 200.000 Euro jährlich etwa doppelt so viel kosten wird wie bisher, scheint Früchte zu tragen. Ein von der Ärztekammer angebotener Ausbildungslehrgang für Substitution verzeichnet bereits 10 Anmeldungen. Durch das Ausscheiden von bisherigen Substitutionsärzten drohte eine Versorgungslücke. Die gilt es, auch im Rettungs- und Krankentransportwesen abzuwenden. „Das Taxigewerbe möchte höhere Tarife für Patientenfahrten zu Chemotherapien und Dialysebehandlungen“, erklärt Christoph Jenny und sagt, es gebe schon Gespräche mit der Innung. Ebenso steht eine Adaptierung des Vertrags mit dem Roten Kreuz an. Dort sorgen stark steigende Krankentransport-Frequenzen und damit verbunden ein höherer Personalaufwand für enormen Kostendruck. Im vergangenen Jahr führte die Rettungsorganisation 150.000 Krankentransporte durch.

Die Dialyse im niedergelassenen Bereich wird von einem privaten Anbieter betrieben. <span class="copyright">Symbol KHBG</span>
Die Dialyse im niedergelassenen Bereich wird von einem privaten Anbieter betrieben. Symbol KHBG

Dialyse vor Neuregelung

Eine Baustelle könnte bei der extramuralen Dialyseversorgung entstehen, sollte sich der bisherige private Anbieter zurückziehen. Plan A sieht eine Neugestaltung der Verträge unter Beteiligung des Landes bzw. der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) vor. Kommt es zu keiner Einigung, gibt es einen Plan B, und der würde ein von ÖGK, Land und KHBG betriebenes Modell beinhalten. Bei der fälligen Etablierung von Primärversorgungseinheiten hingegen bewegt sich schon etwas. „Das Versorgungskonzept steht, noch im Jänner wird die Ausschreibung erfolgen“, kündigt Jenny an. Ziel ist, dass eine in Bregenz geplante PVE im Herbst 2023 starten kann. Der neue ÖGK-Landesstellenausschussvorsitzende hofft auf eine Initialzündung für andere Regionen.

Zu wenige Therapeuten

Ein Problem stellt weiterhin der Ausbau der Psychotherapie dar. Geplant waren rund 10.000 zusätzliche Therapiestunden sowie die Einrichtung einer Clearingstelle beim IfS. Letztere gibt es, die Erfüllung des Stundenkontingents scheiterte jedoch bislang am fehlenden Personal. Die Quote liegt aktuell bei nur 78 Prozent. Der scheidende Landesstellenvorsitzende Manfred Brunner (60) und Jenny bestätigen, dass sich die ÖGK bezüglich einer finanziellen Anpassung der Honorare für Therapeuten gesprächsbereit zeigt: „Uns ist die Schaffung eines verbesserten Zugangs zu psychotherapeutischer Hilfe wichtig.“ Gespräche mit dem Land und promente laufen.

Die ÖGK zählt in Vorarlberg 323.000 Versicherte, das entspricht 80 Prozent der Bevölkerung. Christoph Jenny und Manfred Brunner betonen die gute Zusammenarbeit mit allen Systempartner im Land. Die Probleme im Gesundheitswesen könnten nur gemeinsam gelöst werden.

Weitere ÖGK-Projekte

  • Neue Wege für Stellennachbesetzungen bei Ärzten: Kinderärztezentren in Dornbirn und Feldkirch; weitere im Bereich Allgemeinmedizin in Dornbirn, im Kleinwalsertals sowie in Höchst/Rheindelta geplant; diverse Job-Sharing-Modelle, Lehrpraxen auch für Augen- und Kinderheilkunde; freiwilliger Nachtbereitschaftsdienst, verbesserte Honorierung von Vertragsärzten.
  • Nachbesetzungen 2022: Insgesamt haben 24 neue Vertragsärzte ihre Tätigkeit aufgenommen; noch sind 17 von 335 Vertragsarztstellen unbesetzt, für sieben liegen Bewerbungen bzw. Zusagen vor, geplanter Start im ersten Halbjahr 2023.
  • Servicecenter Vertragspartnerschaft: Das gemeinsam mit dem aks und der Ärztekammer eingeführte Gründercenter unterstützt Ärzte bei der Praxisgründung, beim Teambuilding und auf Wunsch auch beim laufenden Ordinationsmanagement.
  • Schmerzboard neu: Für 2023 steht die Anbindung bestehender und an die Empfehlungen des Boardes angepasste Schaffung von Behandlungsangeboten am Plan.
  • Zahnsanierung in Narkose: für Menschen mit cerebralen Beeinträchtigungen und sogenannte „nicht kooperative“ Kinder in einer spezialisierten Praxis und im Krankenhaus (Bregenz, Dornbirn, Bludenz). Versorgungssituation hat sich dadurch wesentlich verbessert.
  • Ärztebedarfsstudie: Ergebnisse werden für April 2023 erwartet.

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