Schlafstörungen
Etwa zehn Prozent der Erwachsenen leiden an schweren Schlafstörungen – diese gehören mit ihrem Schlaftagebuch zum Arzt und, wenn nötig ins Schlaflabor. Hochgradige Schlafstörungen können zu schweren psychischen und somatischen Erkrankungen führen. Umgekehrt können viele Erkrankungen für Schlafstörungen verantwortlich sein. Grundsätzlich sollte jeder nicht erholsame Schlaf ärztlich abgeklärt werden.
Zusätzlich zu den schweren Formen leidet ein Drittel der Erwachsenen, zumindest subjektiv, an einem nicht befriedigenden Schlaf. In der zweiten Lebenshälfte nimmt diese Problematik zu und betrifft deutlich mehr Frauen als Männer. Als Frauenarzt hört man immer wieder die Klage, dass die Männer schneller und die Frauen oft sehr verzögert einschlafen. Gerne zitiere ich in dieser Situation die Arbeitsweise des Computers: Je mehr Programme offen sind, desto länger benötigt der Computer um herunter zu fahren. Frauen mit Familie und Beruf haben „viele offene Programme, mit und ohne Sorgen“, die sich zusätzlich, weil mit Problemen beladen, schwer abschalten lassen. Männer fokussieren sich mehr auf „ein einziges Programm“, das rasch geschlossen werden kann. „Dann ist mir alles klar“, replizierte eine Frau: „Mein Mann hat kein Programm offen, der ist nur im Standby und schläft blitzschnell ein“. Viele Frauen ärgern sich über diesen Umstand, besonders wenn der Partner dann auch noch schnell ins Schnarchen übergeht. Wenn nichts dagegen hilft, sollte man sich getrennte Schlafzimmer überlegen.
Mit den Wechseljahren nehmen bei ca. 20 Prozent der Frauen Durchschlafstörungen deutlich zu. Nach 2 bis 3 Stunden Schlaf sind diese Frauen hellwach und können oft bis zu einer Stunde und länger nicht mehr einschlafen. In den frühen Morgenstunden stellt sich dann, wenn sie schon bald wieder aufstehen müssen, ein Tiefschlaf ein. Diese Situation sollte mit der Frauenärztin besprochen werden. Das natürliche Gelbkörperhormon (bioidentes Progesteron) hilft oft sehr gut, das Problem zu beheben und ist praktisch nebenwirkungsfrei.
Der Mensch ist ein Summenschläfer. Entscheidend ist die Gesamtschlafzeit, natürlich auch die Schlafqualität. Ein kurzes Aufwachen ist normal, wer sich darüber ärgert verschärft damit das Problem. Hier halte ich die Möglichkeit des Schlaftrackings mit geeigneten Uhren über das Smartphone für hilfreich. Bei kritischer und vorsichtiger Interpretation werden Einige feststellen, dass ihre Wachphasen seltener und kürzer sind als subjektiv erlebt und werden sich dann auch besser fühlen. Unzählige Ratgeber in Form von Büchern und im Internet geben gute Tipps für einen gesunden, erholsamen Schlaf. Wenn das nicht hilft empfehle ich, den Hausarzt zu konsultieren.
„Hochgradige Schlafstörungen können zu schweren psychischen und somatischen Erkrankungen führen. Umgekehrt können viele Erkrankungen für Schlafstörungen verantwortlich sein.“
Hans Concin
hans.concin@vn.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin,
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