Krankenpflege: „Wir müssen jünger werden!“

Die Hauskrankenpflege ermöglicht es älteren Menschen, lange in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben. Das wird geschätzt. apa
Werbeaktion soll den Krankenpflegevereinen neue Mitglieder bringen.
Dornbirn Es ist nicht nur ein Wollen. Es ist vielmehr ein Muss. „Wir müssen jünger werden“, stellt Wolfgang Rothmund, Obmann der Hauskrankenpflege Vorarlberg, ohne Wenn und Aber fest. „Es ist wichtig, diese Sorgekultur in den Dörfern und Städten noch fester zu verankern, um die kommenden Herausforderungen gut bewältigen zu können“, unterstreicht Geschäftsführerin Angela Jäger.
Deshalb investieren die 66 Krankenpflegevereine aktuell kräftig in die Mitgliederwerbung und setzen dabei vor allem auf den Solidaritätsgedanken. Rund 60.700 Haushalte sind derzeit als Mitglieder bei den Krankenpflegevereinen eingetragen. Eine Zahl, die laut Rothmund zwar konstant ist, aber nicht wächst, im Gegensatz zu den zu betreuenden Personen. Im vergangenen Jahr wurden etwa 8700 Patientinnen und Patienten gepflegt, um 350 mehr als 2021. Erschwerend kommt hinzu, dass in Pflegeheimen und Krankenhäusern aufgrund von Personalmangel Abteilungen und Betten geschlossen werden und sich Pflege und Betreuung dadurch immer stärker in den ambulanten Bereich verlagern. „Dabei müssen auch wir alles unternehmen, um das System aufrechterhalten und unsere Patienten gut versorgen zu können“, sagt Wolfgang Rothmund. In diesem Zusammenhang werden Kooperationen innerhalb der Krankenpflegevereine ein immer größeres Thema.
Schutz vor Überlastung
Heute, Freitag, ist „Tag der Pflege“. Er rückt eine Berufsgruppe in den Vordergrund, von der es schon jetzt, vor allem aber in Zukunft deutlich mehr braucht. Die Hauskrankenpflege verfügt aktuell über 328 Mitarbeitende, viele davon sind teilzeitbeschäftigt. Zusätzlich gibt es noch 23 Pflegepersonen im ambulanten gerontopsychiatrischen Dienst. Angela Jäger und Wolfgang Rothmund wissen aber: „Das Personal ist flexibler geworden, will öfter Neues probieren.“ Es brauche jedoch einen stabilen Personalrahmen, um eine bestmögliche Patientenversorgung gewährleisten zu können, also gehe es darum, die Leute im System zu halten. Oberste Prämisse ist daher, sie vor Überlastung zu schützen. Kooperationen sollen dieses Vorhaben unterstützen. Solche gibt es bereits. Als Beispiele nennt Rothmund den Pflegedienst Hofsteig und die Zusammenarbeit der Krankenpflegevereine Laterns und Vorderland. „Die Vereine bleiben eigenständig, helfen sich aber in personell schwierigen Situationen aus“, lautet die Erklärung. Die Offenheit für solche Lösungen sei jedenfalls da.
Karten und Inserate
Froh sind die Verantwortlichen auch über die hohe Wertschätzung, die Krankenpflegevereine in der Bevölkerung genießen. Groß ist nach wie vor auch die Spendenbereitschaft. Ebenso sehr würden sich Angela Jäger und Wolfgang Rothmund jedoch mehr Mitglieder wünschen. „In den Vorständen hat bereits eine Verjüngung stattgefunden“, sagt Jäger. Beide hoffen, dass sich diese Entwicklung auch bei neuen Mitgliedschaften fortschreibt. Eine Werbeaktion mit Karten und Inseraten, an der sich immerhin zwei Drittel der Vereine beteiligen, soll die Mitgliederkartei auffüllen.
Pflege geht auf die Straße
Am „Tag der Pflege“ geht diese für einmal auch auf die Straße. Ein Bündnis aus Vertretern des Pflegebereichs nimmt den besonderen Tag zum Anlass, um ab 9 Uhr am Marktplatz in Dornbirn über die aktuelle Situation zu informieren. Dabei wird anschaulich über das Berufsbild der Pflege berichtet sowie über Missstände, die Auswirkungen des Personalmangels auf die Pflegesituation und die Versorgung von Patienten aufgeklärt. Das Motto „Pflege ist mehr – Pflege braucht mehr“ vertreten GÖD-Gesundheitsgewerkschafter und LKH-Zentralbetriebsrat Thomas Steurer, die Geschäftsführerin der Hauskrankenpflege, Angela Jäger, Betriebsratsvertreter der Landeskrankenhäuser Feldkirch, Rankweil und Bludenz sowie Lydia Steiner von der Pflegeschule Vorarlberg.
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