Die mit der Hand heilen

Gesund / 15.09.2023 • 09:48 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Primar Claudius Falch (l.) und Primar Wolfgang Hofmann betreiben das Handwerk der Chirurgie mit viel Leidenschaft.vlkh
Primar Claudius Falch (l.) und Primar Wolfgang Hofmann betreiben das Handwerk der Chirurgie mit viel Leidenschaft.vlkh

Das chirurgische Angebot in Vorarlberg hat eine enorme Breite.

Feldkirch Die Frage, was an chi­rurgischen Eingriffen in Vorarlberg nicht angeboten wird, ist deutlich einfacher zu beantworten als jene, was Programm ist. Außer der Transplantationschirurgie und Eingriffen am offenen Herzen gibt es in den heimischen Krankenhäusern nämlich alles. „Das gilt auch für Fächer, in denen das Wort Chirurgie nicht vorkommt“, klärte Primar Wolfgang Hofmann vom LKH Feldkirch auf. Dazu zählen etwa die Augenheilkunde, die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie die Gynäkologie und Urologie. Er bezeichnete seine Zunft als medizinische Handwerker, weil die Chirurgie zu jener Sparte der Medizin gehört, die mit der Hand heilt. „Ein Chirurg wird einen Patienten immer unter Verwendung von entsprechenden Werkzeugen gesundmachen. Das ist der Unterschied zum Internisten, der das ausschließlich mit Medikamenten erreicht“, präzisierte der Gefäßchirurg.

Hoher personeller Aufwand

Wolfgang Hofmann lieferte auch eine Begründung, warum Herz- und Transplantationschirurgie in Vorarlberg nicht angeboten werden: „Technisch könnten wir das sehr wohl, aber um eine Abteilung chirurgisch rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen, brauchen Sie mindestens sieben Fachärzte. Mit dem, was bei 400.000 Einwohnern an herzchirurgischen Operationen anfällt, werden Sie beim einzelnen Chirurgen aber nie genügend Expertise erreichen.“ Sehr wohl möglich sind jedoch die Implantation von Herzschrittmachern sowie Herzkatheteruntersuchungen. „Also die Akuttherapie des Herzens, weil die wohnortnah erfolgen muss“, ergänzte Hofmann.

Er beschrieb außerdem den enormen personellen Aufwand, den der Betrieb von OP-Sälen erfordert, denn: „Allein ist ein OP gar nichts wert.“ Jährlich werden in Vorarlberg über 43.000 Eingriffe durchgeführt, die meisten davon im LKH Feldkirch. Um beispielsweise die dortigen 12 OP-Tische während der Regelarbeitszeit von 7 bis 16 Uhr betreiben zu können, braucht es 100 Personen. In der Nacht bzw. ab 16 Uhr bis 7 Uhr stehen für Notfälle drei bis vier OP-Tische bereit, und etwa 25 Personen befinden sich in Bereitschaft.

Neue OP-Techniken

Zur Allgemeinchirurgie, gerne als Mutter der Chirurgie bezeichnet, sowie Viszeralchirurgie als einem Schwerpunkt des Fachs referierte Primar Claudius Falch vom LKH Bregenz. Die Viszeralchirurgie beschreibt Eingriffe an Organen des Bauchraums bzw. der Bauchwand. Als diesbezüglich häufigste Operationen listete Falch die Entfernung der Gallenblase, des Blinddarms, Leistenbruch- und Schilddrüsen-Operationen und Magen-Darm-Eingriffe auf. Sie machen 95 Prozent aller Eingriffe in der Viszeralchirurgie aus. Viel getan hat sich auch bei den OP-Techniken. Falch: „Wir können auch in der Viszeralchirurgie mehr und mehr minimal-invasiv operieren.“ Noch ist allerdings die Laparoskopie, bekannt als Schlüssellochtechnik, die gebräuchlichste Form. Minimal-invasive Eingriffe sind im Übrigen sogar bei schwergewichtigen Patienten möglich. Eingriffe zur Behandlung von Adipositas werden, das sei noch angemerkt, schwerpunktmäßig im LKH Bregenz durchgeführt. Tumore hingegen müssen zum Großteil in einer offenen OP entfernt werden, es gibt aber auch in diesem Bereich bereits moderne Techniken. Claudius Falch verwies ebenso auf die Robotik, die im Herbst im LKH Bregenz Einzug hält. Im LKH Feldkirch gibt es den OP-Roboter seit drei Jahren.

Zu guter Letzt gab es den Appell, nicht wegen jeder Kleinigkeit die Notfallambulanzen zu bemühen. „Bis zu 80 Prozent der Patienten sind keine Notfälle“, verdeutlichte Falch und bat, vorher immer die Notfallindikation zu hinterfragen oder im Zweifel den Hausarzt oder die 1450 zu kontaktieren.