Wo Unikate im Hasenstall angefertigt werden

Simon Madlener kam durch den Krampusverein Klösterle zur
Schnitzerei und hat sich seitdem einen Namen in der Region gemacht.
Thüringen Der 19-Jährige hat seinen Traumberuf gefunden. Mit 14 Jahren hat Simon Madlener bereits mit dem Schnitzen angefangen, ging an die Fachhochschule Lechtal, um dort sein Kunsthandwerk zu verfeinern, es von Grund auf zu lernen. Erst dort hat er sich intensiv mit dem Schnitzen beschäftigt, hat damit seine Berufung gefunden. Um sich ein zweites Standbein aufzubauen und mehr anbieten zu können, hat er letztes Jahr eine zweite Ausbildung zum Tischler bei einer Tischlerei in Frastanz begonnen. Sein Ziel: Nach der Ausbildung einen eigenen, kleinen Betrieb zu führen. „Im nächsten halben Jahr stelle ich meinen Papa ein.“ Sein Vater hilft ihm jetzt schon aus, soll dann aber fix halbtags bei ihm beschäftigt sein. Aufgrund der Vielzahl an Aufträgen, die er bereits jetzt hat, müsse definitiv eine größere Halle her, weiß Simon Madlener. Einen zweiten Angestellten hätte er auch schon in petto, denn sein Schulkollege würde gerne von Tirol nach Vorarlberg ziehen.
Unikate statt Masse
Simon Madlener will Unikate anfertigen, „etwas Exklusives“, wie er sagt, und keine Massenproduktion betreiben. Ihm ist vor allem die Tradition des alten Handwerks wichtig. „Das darf nicht aussterben.“ Als Schnitzer hat er sich bereits einen Namen in der Region gemacht. Momentan werkelt er nebenberuflich im alten Hasenstall, gegenüber von seinem Elternhaus. Es ist eine kleine Holzhütte. An der Decke hängen seine ersten, selbstgeschnitzten Holzmasken, an der Seite auf einem kleinen Podest sind Krippenfiguren aufgestellt. Eine Skulptur, an der er gerade arbeitet, steht auf dem Fenstersims, ein großes Wegkreuz ist an der Wand angelehnt, die dazugehörige Jesusfigur fehlt noch. Ein Heizstrahler sorgt für die nötige Wärme an kälteren Tagen. Nach seinem Arbeitstag als Tischler zieht er sich hierher zurück, um an seinen eigenen Projekten weiterzuarbeiten. Dabei kommt vor allem Zirbenholz aus Tirol oder Südtirol zum Einsatz, da es sich am besten verarbeiten ließe und dabei noch ganz gut rieche.
Sich der Angst gestellt
Schon als Kind hat er gerne mit Holz gearbeitet. Kein Wunder, immerhin arbeitet sein Vater ebenfalls als Tischler. „Ich habe schon immer einen Bezug zu Holz gehabt“, sagt er. Zur Schnitzerei ist er eigentlich erst durch den Krampusverein Klösterle gekommen, bei dem er seit zwei Jahren Mitglied und seitdem auch der „Haus-und-Hof-Schnitzer“ des Vereins ist. „Ich war von den Masken fasziniert“, erzählt Simon Madlener. Doch das war nicht immer so. „Früher hatte ich eigentlich Angst vor den Masken gehabt“, bis er sich dazu entschloss, eine eigene Maske anzufertigen, und somit die Angst vor den Masken verlor. Bei der Fachhochschule Lechtal hat er dann bei einem Schnuppertag mitgemacht, und war davon so begeistert, dass er sich direkt zur Aufnahmeprüfung anmeldete – und genommen wurde.
Unter der Dusche kreativ
Seitdem hat Simon Madlener schon etlichen Kindern aus dem Krampusverein gezeigt, wie man seine eigene Holzmaske schnitzt. Zwei Tage braucht der Handwerker für eine Maske, die er nicht nur selbst schnitzt, sondern auch bemalt und mit Fell und Kuhhorn verziert. Mittlerweile hat er seinen eigenen Schnitzstil entwickelt, sodass Freunde von ihm bei einem Krampuslauf genau seine Masken wiedererkennen. „Mit der Zeit entwickelt man sich brutal weiter“, sagt Simon Madlener. Dieser Fortschritt motiviere ihn weiterzumachen. Die Ideen für Figuren, Form und Farbe kommen ihm meistens unter der Dusche oder kurz vorm Schlafengehen. Daher liegt auf seinem Nachttisch auch immer ein Kreativblock parat, um seine Ideen schnell auf Papier skizzieren zu können.
Neben den Masken schnitzt der Thüringer auch gerne Krippenfiguren. Dies zu verdanken hat er auch Obmann des Landeskrippenverbandes Vorarlberg, Dietmar Schneider, der auf den talentierten Jungen aufmerksam wurde und ihn fragte, ob er nicht für den Verband Krippenfiguren schnitzen wolle. Die geplante Fastenkrippe ist ein Großauftrag für Simon Madlener, mit dem er noch mehrere Wochen beschäftigt sein wird. Ebenfalls seine Kundschaft sind Jäger, die ihre Gewehre aufwerten lassen möchten.
Von Corona profitiert
Nicht nur für Holz hat Simon Madlener ein geschicktes Händchen, sondern auch für Leder. Seit Kurzem graviert er nämlich auch Schellenriemen für die Kühe, auf Anfrage eines Sattlers aus Bludesch. „Die Mundpropaganda hier funktioniert super“, sagt er. Das Schnitzen sei in Vorarlberg noch unbekannt. Es gebe wenige berufliche Schnitzer, anders als in Tirol, „wo es in jedem Dorf fast ein bis zwei Schnitzer gibt“, klärt Simon Madlener auf. In Erinnerung bleibt ihm sein fünfwöchiges Praktikum in Osttirol beim Schnitzer Manuel Egger, bei dem er unter anderem das Bemalen von Figuren gelernt hat. „Dort habe ich so viel gelernt wie sonst bei keinem anderen Schnitzer“, schwärmt er. Durch Corona profitiert der Schnitzer. „Viele haben Angst, dass das Geld bald nichts mehr wert ist“, erzählt der 19-Jährige. „Daher investieren jetzt viele ihr Geld in Sachen für daheim, bevor eben das Geld seinen Wert verliert.“
