Bludenz’ beliebtester Lokführer

Martin Sturm fährt mit dem lila Zug durch die Alpenstadt.
Normalerweise würden Sie an dieser Stelle einen Bericht über das Schokoladenfest lesen. Wie immer hat aber Corona ihre Finger im Spiel, und deshalb findet das Fest heuer nicht statt. Stattdessen geht es heute um einen Mann, der das ganzes Jahr im Milkazügle verbringt.
Jeden Samstagvormittag fährt der lilafarbene Zug durch die Alpenstadt und bringt Kinderaugen zum Leuchten. So oft wie möglich sitzt dabei Martin Sturm (43) am Steuer. Für den Bludenzer ist es ein Herzensprojekt: „Der Zug wirkt wie ein Magnet auf Kinder. Wir sind überall gern gesehen, und in dem Zug gibt es nie schlechte Laune.“ Dass er im selben Jahr das Licht der Welt erblickte wie der kleine Stadtzug, sieht er als passendes Zeichen.

Eine Fahrt mit dem 16 Meter langen Zug dauert eine Viertelstunde, und es gibt Platz für rund 30 Personen. Aber nicht nur Kinder lassen sich von dem Fahrzeug begeistern, von Polterabenden über Hochzeiten hat Martin Sturm schon alles mitgemacht. „Zuletzt habe ich eine Gruppe von Frauen zum Pfingstfest gefahren und wollte sie danach auch wieder nach Hause bringen“, erzählt Sturm und lacht. Während der Wartezeit habe er dann alle Hände voll damit zu tun gehabt, feierwütige Jugendliche von Zugrundfahrten abzuhalten.

Im Jahr 2020 hatte das Milkazügle Pause, coronabedingt fanden keine Fahrten statt. Die Zeit wurde von der Firma Mondelez für eine Generalüberholung genutzt. Das Milkazügle wird von dem Unternehmen gesponsert.
Dass Sturm ein Freund der Motoren ist, merkt man schnell. Begeistert erzählt er von dem in dem Zug eingebauten Fiat-Motor. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h fährt der Zug aber nicht ganz so schnell wie Max Verstappen, sein Favorit im Rennzirkus. Abseits vom Milkazügle fährt Markus Sturm mit einem Lkw für den Rennstall Sauber durch ganz Europa. Hinter der Bühne baut er die Boxen auf und wieder ab, hat Kontakt mit den Rennfahrern und verbringt viel Zeit in der Lkw-Fahrerkabine. Zuletzt war er beim Spielberg-Rennen, aber als privater Zuschauer. Seine Augen leuchten, wenn er davon erzählt.

Das ist nur eine von vielen Aufgaben, die Sturm innehat. Er arbeitet im Rathaus für die Stadt Bludenz, ist Landeseinsatzleiterstellvertreter bei der Wasserrettung Vorarlberg und kümmert sich um seine beiden Kinder, die vom Milkazügle genauso begeistert sind und ihre Samstage gerne für Rundfahrten nutzen.
Aktuell beschäftigt die Eigentümerin Wige-Bludenz zwei Fahrer, die sich mit den Diensten abwechseln. Sie ist aber auf der Suche nach weiteren, um in Zukunft Fahrten am Samstag und Mittwoch anbieten zu können.
