Vom Bauhausstil bis zum Tiny House

Die Geradlinigkeit der Bauhauszeit und der Minimalismus des bescheidenen Wohnens hat wieder Einzug gehalten.
BAUSTILE In Neubaugebieten tauchen in den letzten Jahren wieder vermehrt Häuser mit kubischen Formen und Flachdach auf. In ihrer Geradlinigkeit erinnern sie an die Architektursprache des Bauhauses. Ergänzt durch exklusive Ausstattungs- und Gestaltungsdetails wie eine große Fensterfront oder eine Dachterrasse stechen diese kubischen Häuser in so mancher Nachbarschaft eindrucksvoll hervor.
Für den Holz-Fertigbau waren die Ideen von Bauhaus-Gründer Walter Gropius nicht nur architektonisch prägend: schlichter Funktionalismus und Rationalität sowie die Kombination aus kunstvollen Gestaltungsideen und standardisierten Bauteilen aus seriellen Produktionsverfahren – eine Mischung, die sich die Fertighausbranche bis heute zunutze macht, um individuelle Häuser nach einem Setzkastenprinzip zu entwerfen. Dabei wird der Setzkasten immer größer und vielfältiger.
Ein Gegenpol
Aber warum ist gerade die Bauhausarchitektur bei Bauherren wieder so beliebt? Weil sie zeitlos ist. Zum einen könnten reduzierte kubische Gebäudeformen einen willkommenen Gegenpol zur Reizüberflutung und Komplexität einer schnelllebigen sowie weitreichend digitalisierten und globalisierten Gesellschaft darstellen. Zum anderen ist die sachliche Bauhaus-Architektur für viele Menschen Ausdruck von Individualität und Stilsicherheit. Wenn gewünscht hätten Bauherren von Fertighäusern zudem alle Freiheiten, gezielt Akzente zu setzen mit individueller Ausstattung, mit Formen, Farben und Materialien oder mit architektonischen Ergänzungen wie einem Erker, einer Dachterrasse oder einem Carport.
Besonders einfach und komfortabel sind Fertighäuser für den Bauherrn, wenn er sich für eine schlüsselfertige Bauausführung entscheidet. Fast 90 Prozent werden schlüsselfertig oder in einem weit fortgeschrittenen Maß bezugsfertig ausgeführt. Auch das passt in die heutige Zeit, in der viele Familien zeitlich immer stärker eingespannt sind oder das Mehr an Komfort besonders schätzen. Mit einem schlüsselfertigen Holz-Fertighaus kommen sie entspannt und planungssicher in ihrem individuellen Traumhaus an.
Die Minihaus-Bewegung
Eine völlig neue Form des Wohnens ist hingegen das Tiny House. Die Minihaus-Bewegung entstand als Folge der Finanzkrise zu Beginn der 2000er, als sich viele US-Amerikaner keine großen Häuser mehr leisten konnten. Folglich musste man sich brauchbare Alternativen einfallen lassen. Schnell war eine „Lücke“ gefunden: das Bauen auf einem Anhänger/Trailer. Das eigene Haus auf Rädern wurde damit zu einem neuen Trend. Außerdem spiegelt diese Wohnform den Nachhaltigkeitsgedanken wider, da unter dem Aspekt der Ökologie vor allem Trends aus dem Bereich des Minimalismus aufgegriffen werden. Der Wandel, in einem winzigen Haus zu leben, setzt jedoch vorangehende Transformationsprozesse voraus. Die Herausforderung in einem Tiny House besteht darüber hinaus darin, begrenzten Raum sinnvoll zu nutzen – durch Multifunktionalität von Gebrauchsgütern und Gegenständen des täglichen Bedarfs.
Auch bei uns findet das Tiny House bedingt durch den Wunsch nach Minimalismus oder Autarkie mehr und mehr Anhänger. Neben der ursprünglichen Variante existieren heute verschiedenste Formen wie Minihäuser, Modulhäuser, Erdhäuser, Containergebäude und Baumhäuser, die den Trend des Minimalismus und des bezahlbaren Wohnraums auf verschiedene Arten erweitern.
