Camping im Wandel

HE_Blude / 11.05.2022 • 13:05 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Matthias Dünser betreibt den Campingplatz Sonnenberg in Nüziders.VN/JUN
Matthias Dünser betreibt den Campingplatz Sonnenberg in Nüziders.VN/JUN

Matthias Dünser spricht über die Entwicklung des Campings.

Nüziders Nüziders ist keine klassische Tourismusgemeinde. Das hat sie auch in der Corona-Pandemie gespürt. Während viele Vorarlberger Gemeinden Verluste von durchschnittlich 95 Prozent einbüßen mussten, traf es die Gemeinde Nüziders mit 60 Prozent weniger Nächtigungen nicht ganz so hart. Die Hotels und Gasthöfe beherbergen viele Geschäftsreisende und der Campingplatz Sonnenberg profitiert wahrscheinlich am meisten von Corona.

Stammgäste weggebrochen

Vorarlberg hat für seine Größe mit 36 eine beachtliche Anzahl an Campingplätzen. Camping liegt im Trend, seit Corona noch mehr. Das spürt auch Matthias Dünser, Inhaber des Campingplatzes Sonnenberg. Doch er merkt auch, dass viele Stammgäste – in der Vor- und Nachsaison machten sie über 50 Prozent der Campingplatzbesucher aus – aufgrund von Corona weggebrochen sind. „Viele unserer Stammgäste werden nicht mehr kommen.“ Die älteren Menschen seien ängstlicher, unsicherer. „Wenn 30 Prozent von ihnen noch kommen, bin ich zufrieden“, meint Matthias Dünser.

Über die Feiertage sei der Campingplatz schon ganz gut ausgelastet, auch im Hochsommer hätte Matthias Dünser eine gute Buchungslage. „Mit Corona ist der Trend zum Campen noch extremer geworden.“ Die Wohnwagenbauer kämen nicht mehr mit der Produktion hinterher. Mittlerweile müsse man auf Campingplätzen reservieren, da man sonst nicht mehr mit Sicherheit einen Stellplatz bekommt. Matthias Dünser erlebt noch einen weiteren Wandel. Nicht nur dass die Wohnwagen und -mobile immer größer und luxuriöser werden, die Campierenden werden auch immer jünger. „Unsere Gäste sind zehn Jahre jünger als sonst“, konnte der Nüziger in den letzten zwei Jahren beobachten. Durch Corona waren auch mehr Österreicher auf seinem Campingplatz anzutreffen. Den Urlaub im eigenen Land zu verbringen, wurde durch Corona beliebter. Auch die Lage spielt dem Nüziger Campingplatz in die Karten, liegt er doch im Zentrum des 5-Täler-Sterns. „Der Bikepark bringt uns einige Nächtigungen und auch Kletterer kommen zu uns. Familien schätzen das Angebot hier in der Umgebung wie den Erlebnisberg Golm“, weiß Matthias Dünser, der gleichzeitig Obmann des Tourismus- und Freizeitvereins von Nüziders ist.

Kräftig investiert

Um die Campingbranche mache er sich in den nächsten zehn bis 20 Jahren keine Sorgen. „Die Campingplätze haben in den letzten Jahren kräftig investiert. So ist die Qualität gesichert“, sagt er. „Der Gast liebt die Freiheit, die er beim Campingurlaub hat, dieses Unkomplizierte, die Offenheit.“ Man komme leichter mit dem neuen Nachbarn ins Gespräch, ganz gleich wie unterschiedlich man auch sein mag. „Es sind so viele Freundschaften auf einem Campingplatz entstanden. Manche haben sogar geheiratet.“

Hotels hätten es schon schwieriger in den nächsten Jahren, wenn die Fixkosten weiter steigen und weiterhin Personalmangel herrscht. Der Campingplatz dagegen hätte einen viel geringeren Personalaufwand und trotzdem viele Nächtigungen. Ein weiterer Unterschied: Ein Campingurlaub ist für viele Menschen um einiges günstiger als ein Hotelurlaub, man kann selbst entscheiden, wann man frühstücken will und man hätte sein „Zuhause“ immer bei sich. Und wer keinen Luxuscampingwagen braucht, kann sich auch einen gebrauchten Kastenwagen zum Campingmobil umbauen. Gerade junge Leute verwirklichen sich so ihren Traum von Freiheit.

Matthias Dünser ist Mitglied der Initiative Ecocamping und betreibt selbst umweltbewusstes Campingmanagement, um Energie zu sparen. So verwendet er Solar für die Warmwassererzeugung und ein Teil des Stroms kommt aus der Photovoltaikanlage. „Ich spare mir so 50 Prozent der Energiekosten für die Warmwassererzeugung.“ Die Beleuchtung auf dem Campingplatz hat er bereits auf LED umgestellt. Doch damit nicht genug: In den letzten zwei Jahren hat Matthias Dünser 180.000 Euro investiert, hat für die größeren Wohnmobile extra Balkone gebaut und die Stellplätze befestigt, damit sie mehr Platz haben. Auch E-Ladestationen gibt es mittlerweile auf seinem Campingplatz. Bis zur Eröffnung dieses Wochenende wurden die Sanitäranlagen, speziell die Duschwände und WC-Räume, erneuert. Eingebaut wurde auch ein energieeffizientes Entlüftungssystem, das nur bei Bewegung und Feuchtigkeit anspringt.

Andere Prioritäten

Matthias Dünser ist mit Camping groß geworden. Er kann auf über 40 Jahre Campingerfahrung zurückblicken. Früher ist er mit seiner Familie noch öfters mit dem Wohnwagen verreist, doch seit seine Kinder schulpflichtig sind, geht das nicht mehr so einfach. „Der Urlaub kam in den letzten Jahren zu kurz, aber wir holen unseren Sommerurlaub im Herbst nach“, sagt er. Sein Lieblingscampingplatz ist übrigens der Caravan Park in Sexten. Er ist beeindruckend von der Lage, Qualität und Innovation. „Da gibt es ein Baumhaus mit Sauna, Stellplätze mit eigenem Sanitärbereich und einem persönlichen Teich, Wellnessanlagen, wovon andere Fünf-Sterne-Hotels nur träumen können“, schwärmt Matthias Dünser. Aber eigentlich mag er es lieber ursprünglicher. „Ein schöner, sauberer, großzügiger Stellplatz mit den wichtigsten Anschlüssen und eine saubere, angenehme Sanitäranlage, in der man sich wohlfühlt, sind mir wichtig.“ VN-JUN