Kleine Dörfer in großen Städten

Wie sich Visionäre und Trendforscher das Leben und Wohnen in Zukunft vorstellen.
PERSPEKTIVEN Trendforscher setzen sich immer wieder damit auseinander, wie wir in Zukunft leben und wohnen. Dabei werden auch englisch-sprachige Begriffe definiert, unter denen sich die meisten von uns nichts vorstellen können. Oder wissen Sie, was unter Tidyism verstanden wird? Die VN Heimat erklärt, was sich dahinter verbirgt.
Vertical Village: Salopp gesagt, bedeutet der Begriff, dass man in Städten kleine Dörfer baut. Es wird dabei so weit es geht, in die Höhe gebaut. Aber keine anonymen Wohneinheiten, sondern individuelle Module. Vertical Villages setzen durch Struktur und Architektur bewusst auf Begegnung und verkörpern das Konzept der sogenannten Rurbanität perfekt. In Zeiten, in denen die mobile Gesellschaft nach Heimat sucht, werden solche neuen urbanen Dorfgemeinschaften nicht nur in den Städten dieser Welt entstehen, sondern in Zukunft auch immer mehr die progressive Provinz erobern.
Tidyism: Wenn der Wohnraum immer kleiner wird, muss der Platz immer besser genutzt werden. Aufräumen und das Befreien von Ballast sind angesagt – was für unser Zuhause gilt, hat auch befreiende Auswirkungen auf die Psyche. Berater und Coaches helfen dabei, unsere virtuellen und physischen Besitztümer zu ordnen und zu managen. Aus diesem Grund werden neue Ideen entstehen, die auf geschmackvollere, bequemere Konzepte setzen und auf minimalen Raum, maximales Wohngefühl schaffen.
McLiving: Immer mehr Menschen drängen in die Städte und sorgen für eine Verdichtung sowie einen Mangel an Wohnraum. Die Enge und steigende Mietpreise erhöhen den Bedarf nach rasch realisiertem, veränderbaren und günstigen Lebensraum. Resultat sind viele Mikro-Häuser und modulare Wohnformen, die in Massenproduktion auf den Markt kommen. Ikea experimentiert seit einiger Zeit mit Mehrfamilienhäusern aus vorgefertigten Modulen, die schnell und günstig errichtet sind.
Healthcare Architecture: Adäquate Orte für Gesundheit, Genesung und Wohlbefinden zu gestalten wird zu einer wichtigen Zukunftsaufgabe – vor allem angesichts des Megatrends „Silver Society“, womit die zunehmend ältere Bevölkerung gemeint ist. Ein ganzheitlicher Ansatz im Healthcare schottet nicht mehr ab, sondern bindet in die Umgebung ein. Von den Ideen und Grundsätzen der Heilenden Architektur kann die Baubranche als Ganzes profitieren – weit über Gesundheitsbauten hinaus. Mit diesem Ansatz lässt sich die Lebensqualität jeglicher gebauter Umwelt verbessern – von Wohnraum, Arbeitsplätzen oder Städten.
Indoor Air Care: Wie steht es eigentlich um die Qualität der Raumluft? Das „Sick-Building-Syndrom“ ist ein wissenschaftlich anerkanntes Phänomen, das auf krank machende Innenräume zurückzuführen ist. Inzwischen sind Menschen vor allem in Innenräumen
Gesundheitsrisiken durch Luftverschmutzung ausgesetzt. Der Markt für Luftreinigungsgeräte boomt. Und auch jener, dass man sich die Raumluft von Profis analysieren lässt. Ein weiterer Begriff kommt da ins Spiel: Biophilic Design: das heißt nichts anderes als eine naturnahe Umgebung in Innenräumen zu bieten. Mit luftreinigenden Pflanzen, natürlichen Baumaterialien wie Holz und Lehm, Frischluftzufuhr und natürlichem Licht.
Senses and the City: Gerüche und Geräusche prägen eine Stadt und tragen zur emotionalen Stimmung der Menschen bei, die Teil von ihr sind. Was man hört, riecht und schmeckt, ist entscheidend dafür, ob man sich wohl und zuhause fühlt, ob man entspannt, gestresst oder gar aggressiv ist. Diese Erkenntnisse können dazu genutzt werden, menschliches Verhalten an bestimmten Orten oder in bestimmten Räumen positiv zu beeinflussen.
Disconnection in der Connected Society: Viele Menschen sind trotz der zahlreichen Möglichkeiten, die das Internet zur Vernetzung bietet, einsam. Ein Gemeinschaftsgefühl in Städten zu schaffen wird zu einer großen Herausforderung und zum entscheidenden Faktor für die Lebensqualität. Vor allem im Bereich Silver Living erfreuen sich luxuriöse Gemeinschaftswohnprojekte wachsender Beliebtheit.
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