Haubengekrönter Löwen in Au bekommt adeligen Besuch

Am Rosenmontag sind Bregenzer Altprinzen bei der Faschings-Sause zu Gast.
Au, Bregenz Der Bregenzerwald war in Zeiten der Monarchie beliebtes Ziel adeliger Gäste, die hier vor allem der Jagd frönten. Noch heute führen manche Traditionshäuser stolz an, dass sie gekrönte Häupter beherbergten. König Max von Bayern ist beispielsweise vor mehr als 150 Jahren im Schwarzenberger Hirschen abgestiegen. Vom deutschen Kronprinz Wilhelm aus dem Haus Hohenzollern ist eine schier unglaubliche Geschichte überliefert: Ab 1908 reiste er immer wieder in den hinteren Bregenzerwald, wo ihm die legendäre Villa Maund in Hopfreben als Jagdschloss diente. Auf der heutigen L 200 galt damals wie im gesamten Bregenzerwald noch ein Fahrverbot für Kraftfahrzeuge – für die Fahrt des Kronprinzen gab es jeweils eine Ausnahmegenehmigung. Nur Alberschwende legte sich quer und bremste den Kronprinzen aus. Er musste deshalb für die Ortsdurchfahrt den Motor seines Automobils abstellen, Pferde vorspannen, die den Wagen vom Ortseingang durch das Dorf ans Ortsende zogen und erst dort durfte er den Motor wieder starten.
„Adelige“ der speziellen Art
Ob er auf dem Weg nach Hopfreben im Auer Löwen einen Zwischenstopp einlegte, ist nicht bekannt und wohl auch wenig wahrscheinlich. Sicher ist hingegen, dass dieser Tage ganz spezielle „Adelige“ im Auer Löwen einkehren werden: Die Altprinzen aus Bregenz haben sich zur Rosenmontags-Faschings-Sause, die um 14 Uhr beginnt, angesagt. „Sause“ deshalb, weil man im Löwen natürlich auch Urlauber willkommen heißen möchte, die mit der Ankündigung einer „Faschnat-Fise“ nichts anfangen könnten.
Stichwort Urlaubsgäste: Auch bei geballtem Auftreten von (Alt-)Prinzen wäre Schwellenangst fehl am Platz, denn „bei uns im Löwen ist jeder Gast König und herzlich willkommen“, versichert Wirt und Koch Gerhard Bischofberger, der ebenfalls zu den „Adeligen“ zählt, denn Gault Millau hat ihm zwar keine Krone aufgesetzt, ihn stattdessen jedoch mit zwei Hauben „geadelt“.
Dass im Löwen jeder Gast ein König ist, wurde kürzlich bei einer Fasnat-Generalprobe unterstrichen: Im Löwensaal erlebten Senioren einen vergnüglichen Nachmittag, der von den Bergziegen Reinelde Simma, Heidi Egender und Bernadette Berbig musikalisch umrahmt wurde.
Der Staatsbesuch der ehemaligen Bregenzer Faschingsprinzen ist auch ein Anlass, sich Gedanken über die Geschichte des Hauses zu machen. Da gab es nach der Schließung in den 1960er-Jahren einen langen Dornröschenschlaf – bis der Löwen wachgeküsst wurde. Und zwar von einem Prinzen. Genauer gesagt von Maximilian Prinz, der das Haus erwarb und ab 2011 sein Reaktivierungskonzept umsetzte. Der Neustart begann mit der Installation einer kleinen, aber feinen Bergbrennerei, die seither jährlich 20.000 bis 25.000 Liter edle Brände und Geiste produziert.
Führung mit Meisterbrenner
Aktuell ist der Löwen-Gin in verschiedensten Variationen der Renner, aber im Lädele oder im Online-Shop finden sich auch Spezialitäten wie Bergwiesen-Schnaps, Zirben Geist, Kümmel, Wacholder, Enzian, Ingwer Schnaps, Meisterwurz Spirituose, Haselnuss Geist, Anis, Klarer Löwen Kräuter, Obstbrände von Marille über Himbeer, Apfel bis zum Williams. Das vielfältige Angebot umfasst auch Kräuterbitter, Feines mit Honig, Likörgenuss, Beerigen Likörgenuss und Absinth. Meisterbrenner Oliver Huber weiht Neugierige bei einer Führung (Donnerstag und Freitag jeweils um 16 und 18 Uhr oder nach Vereinbarung) gerne in die Kunst des Brennens ein und erläutert, weshalb erlesene Spirituosen als Schnäpse, Geiste, Brände oder Löwen-Gin bezeichnet werden. STP


Meisterbrenner Oliver Huber informiert über die Schnaps-Brennkunst.
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