Beethoven stürmisch und sanft

HE_Feldk / 07.10.2020 • 14:59 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Die weltbekannte Geigerin Cecilia Bernardini spielte Beethovens berühmtes Violinkonzert. Concerto Stella Matutina
Die weltbekannte Geigerin Cecilia Bernardini spielte Beethovens berühmtes Violinkonzert. Concerto Stella Matutina

„Stella Matutina“ gratulierte mit fulminanten Konzerten.

Götzis Kein namhaftes Orchester kommt im Gedenkjahr ohne eine Huldigung an den 250-jährigen Bonner Großmeister der Wiener Klassik aus. Nicht selbstverständlich war aber, dass das hochkarätige Vorarlberger Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ seine Liebe für den störrischen Titanen entdeckte und ihm auf Anhieb fernab von barocken Klängen, aber mit neuem Klang-Outfit diente. Das Programm (wegen Corona zweimal auf der Kulturbühne aufgeführt) bot einen messerscharfen Kontrast, der das rebellische, kämpferische Genie Beethovens ebenso offenbarte wie seine auch immer wieder schon in romantische Sphären reichenden Klänge. So eilte mit Feuer-
atem die Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ vorbei, wurde die populäre „Eroica“ zum heroischen Schlachtgesang gegen die Widrigkeiten der Welt, atmete das gottvolle Violinkonzert mit seiner weichen Melodik glücklichen Frieden. Die „Stella“-Musici spielten den ungewohnten Beethoven mit Begeisterung. Die niederländische Meistergeigerin Cecilia Bernardini bezauberte mit dem berühmten Violinkonzert. Und der markante „Stellaner“, Cello-Stimmführer Thomas Platzgummer, entpuppte sich bei der „Eroica“ als vor Temperament schier berstender Maestro.

Prometheus und Napoleon

Beethoven mochte wohl die impulsive Ballade Goethes, „Prometheus“, gekannt haben, als er die Musik zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ schuf. Mit der Ouvertüre dazu begann das Konzert. Sie war erfüllt vom flackernden Widerspruch des Feuerbringers und Menschenfreundes Prometheus zum erzürnten Göttervater Zeus. Der rebellische Pulsschlag verstummte, als die weltbekannte Geigerin Cecilia Bernardini das berühmte Violinkonzert in D-Dur , op. 61, von Beethoven begann. Die Spezialistin für historische Aufführungspraxis spielte das melodiöse Opus mit innig blühendem Ton (faszinierend die Kadenz mit dem Pauken-Dialog der Violine), verträumt das Schwelgen im Larghetto, sprühender Übermut im dahineilenden Rondo-Finale. Die zierliche Dame mit der historischen Amati-Geige von 1643 fungierte auch mit wenigen Gesten als Dirigentin.

Das Prinzip „Neu auf Originalklang“ im Geiste von Harnoncourt, Norrington etc. wirkte dann aufregend so richtig bei Beethovens
3. Symphonie „Eroica“. Das Monumentalwerk, op. 55 in Es-Dur, das der Meister mit heißem Herzen für die Ideale der Französischen Revolution schrieb (UA 1804), die Widmung an Napoleon nach dessen Kaiserkrönung aber wutentbrannt zerriss, klang durch CSM in großer Besetzung (rund 30) besonders wuchtig, oft dominierend durch das Blech, und im hitzigen Dirigat von Thomas Platzgummer vor allem in den Ecksätzen stürmisch rasant. Ein bisschen zuviel fuchtelndes Temperament störte bisweilen. Der Trauermarsch hingegen besaß klassisches Ebenmaß, nie schleppend, nie in Trauer ertrinkend, stets fein differenziert im Klang. Beethoven konnte mit dem „Concerto Stella Matutina“ hochzufrieden sein, wie auch das beifallfreudige Publikum. SCH

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