Virtuose in Sachen Sprache, Piano und Mimik

HE_Feldk / 07.10.2020 • 14:53 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Der Bayer Martin Schmitt sitzt am Piano und feuert seine Wortspitzen mit Röntgenblick ab. Dem Publikum gefällt‘s.CHristof Egle
Der Bayer Martin Schmitt sitzt am Piano und feuert seine Wortspitzen mit Röntgenblick ab. Dem Publikum gefällt‘s.CHristof Egle

Auftakt zum Altacher Kultober mit geballter Bayern-Power.

Altach In Sachen Kabarett ist Martin Schmitt eigentlich ein Spätberufener. Dabei steht er bereits seit fast 35 Jahren auf der Bühne. Seine Karriere begann ursprünglich als Blues-, Jazz-, Soul- und Boogie-Woogie-Pianist. Erst in den vergangenen Jahren hat er die Leidenschaft zum Kabarett entdeckt, ohne aber dabei seine Wurzeln zu verraten. Ein Programm des 52-Jährigen wird nämlich stets ergänzt durch ein paar Kostproben seines Könnens an den Elfenbeintasten, wie es auch bereits der aktuelle Titel – „Blues mit lustig“ – anklingen lässt. Darüber hinaus überzeugt der waschechte Bayer aber in Sachen Sprache. Seine Wortspitzen sind ebenso präzise wie sein Tastenspiel. Vor allem der Dialekt hat es Schmitt angetan – neben seinem eigenen brilliert er auch in der Reproduktion anderer deutscher regionaler Mundarten.

Spiel mit Röntgenblick und Dialekt

So werden Alltagsgeschichten aus Bayern ebenso tiefsinnig durchleuchtet und kommentiert wie auch (und vor allem) die Bewohner der neuen deutschen Bundesländer, die die eine oder andere Spitze ertragen müssen. Dabei funktionieren die Geschichten von Schmitt unabhängig vom Dialekt in jeglicher Sprache – und so kam auch das Altacher Pub-
likum sichtlich auf seine Kosten. In der Wohnzimmeratmosphäre im Theater im KOM werden die Zuschauer auch stets gekonnt mit eingebunden und die kleine Bühne bietet gerade für Schmitt einen enormen Vorteil. Seine herausragende Mimik kommt so perfekt zur Geltung. Das Gesicht des Bayern vermittelt oft den Eindruck eines Spitzbuben, der gerade einen Würfelzucker gestohlen hat.

Im zweiten Teil lässt Schmitt auch ruhigere Töne anklingen, singt über unangenehme Themen wie Sterben und den Tod und stellt Parallelen zwischen der Liebe eines Musikers zu seinem Instrument und seinem Partner fest. Einen Punkt behält er aber bei: Sein Röntgenblick durchleuchtet das Publikum spürbar. Diese Mixtur aus Musik, Wortwitz und Mimik zog das Publikum vom Beginn bis zum Ende regelrecht in den Bann.

Weiter geht es mit dem Altacher Kultober bereits am kommenden Freitag, 9. Oktober. Zu Gast sind „Veri und die Luxuskombo“; sie werden die alte Tradition des Wiener Liedes im neuen Gewand präsentieren. CEG

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