Bauernpoet und Sozialreformer

HE_Feldk / 21.10.2020 • 14:27 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Nur sieben Jahre Eheglück des Paares Franz Michel (Stefan Pohl) und seiner Nanni (Doris Metzler). Bechter
Nur sieben Jahre Eheglück des Paares Franz Michel (Stefan Pohl) und seiner Nanni (Doris Metzler). Bechter

Der Wälder Filmemacher Tone Bechter schuf ein beachtliches Porträt von Franz Michel Felder.

Götzis „Ihrer Zeit voraus“ ist der Titel eines beeindruckenden Felder-Filmporträts, das der bekannte Bregenzerwälder Heimatkundler, Dokumentarfilmer, Drehbuchautor und Kameramann Tone Bechter schuf. Trotz Corona hatten sich kürzlich zahlreiche Besucher zur Aufführung des Films in Anwesenheit Tone Bechters in der Kulturbühne eingefunden. Der Film ist vor allem drei markanten heimischen Gestalten der Vorarlberger Geschichte des 19. Jahrhunderts gewidmet, dem bis heute populären Bauernpoeten und Sozialreformer Franz Michel Felder (1839 Schoppernau – 1869 Bregenz), seiner Ehefrau Anna Katharina, geb. Moosbrugger, „Nanni“(1838–1868) und Felders Schwager Kaspar Moosbrugger (1830–1917), dem österreichischen Gerichtsadjunkten und glühenden Mitkämpfer Franz Michels in Sachen sozialer Gerechtigkeit. Da Kaspar aber seinen Schwager um 48 Jahre überlebte, konnte er wohl manche Ideen der beiden noch als verwirklicht erleben, was Felder ja leider wegen seines Todes mit 29 Jahren nicht vergönnt war. Immerhin gilt das Duo Felder/Moosbrugger zu seiner Zeit wahrlich „seiner Zeit voraus“: Die frühsozialistische „Vorarlberg’sche Partei der Gleichberechtigung“ (1866 gegründet), Gründung eines Käsehandlungsvereins, um das Handlungsmonopol der berüchtigten „Käsgrafen“ zu brechen; Gründung einer Viehversicherungswirtschaft, unermüdlicher Einsatz für verbesserte Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft usw.

Der belesene, auch gebildete und literarisch tätige Franz Michel Felder, der etwa auch in Deutschland geschätzt war, hatte selbstredend bald Feinde bei den Reichen und vor allem bei einem ultramontanen Klerus. Zumindest galt Franz Michel Felder wegen seiner intellektueller Fähigkeiten und prophetischer Willensstärke und als Dichter bei vielen Dörflern als bäuerlicher „Sonderling“.

Franz Michel und seine Nanni

Tone Bechters Filmbiografie Felders schildert das sozialpolitische Wirken des Wälder Bauern (das literarische Werk wird nur gestreift) ebenso wie das private Glück seiner Ehe (1861) mit der geliebten, gleich gesinnten Nanni, die ihm fünf Kinder schenkte. Das Eheglück wurde durch den frühen Tod Nannis (1868) jäh beendet. Obwohl Franz Michel und Nanni wunderbar harmonisch lebten und liebten, hatten sie manche Krise von außen zu bestehen. Über das Trio Franz Michel, Nanni und Kaspar meint Tone Bechter: „Ohne Nanni und Kaspar hätte es Franz Michel Felder so nicht gegeben.“ Nun, Bechter, der versierte Kenner von Land und Leuten des Bregenzerwaldes, schuf ein holzschnittartiges, echtes Wälder „Heimat“-Ambiente rund um Felder. Der „Wold“ wurde in schönen Naturbildern verewigt.

Und Vorarlberger Schauspieler wie Stefan Pohl (Felder), Doris Metzler (Nanni), Alfons Rüscher (Kaspar) und andere boten beachtliche, teils ergreifende Leistungen. Die Wissenschaftler Ulrike Längle und Walter Methlagl sowie Pfarrer Ferdinand Hiller waren im Film mit Kommentaren vertreten. SCH

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