Bereit für die Lehre mit Matura?

Rund sechs Prozent aller Auszubildenden bestreiten den Weg Lehre mit Matura.
Ausbildungsmodell Einen Beruf erlernen, aber sich auch alle Möglichkeiten für ein späteres Studium offenlassen. Genau diese Option bietet die Lehre mit Matura, die in Österreich im Jahr 2008 eingeführt wurde und sich als Erfolgsmodell etabliert hat. Rund sechs Prozent aller Lehrlinge bestreiten diesen Weg, der zugegeben nicht gerade einfach ist und von den Auszubildenden vieles abverlangt. Dieser Anteil entspricht in etwa den Erwartungen der Bildungsexperten: „Lehre mit Matura ist kein Massenprogramm“, erklärt Michael Sturm, Geschäftsführer des BFI Österreich, „denn es bedarf schon einer besonderen Leistung, sich neben Berufsschule und praktischer Ausbildung für Prüfungen auf Maturaniveau fit zu machen.“
Derzeit gibt es in Vorarlberg ca. 600 offene Lehrstellen – 50 davon mit der Möglichkeit, auch parallel die Matura abzulegen.
Die Lehrlinge profitieren von besseren Aufstiegschancen und einer zusätzlichen Weiterbildung, die viele Möglichkeiten für die weitere Laufbahn eröffnet, so auch an einer Fachhochschule oder Universität. Die Betriebe würden davon profitieren, dass hochqualifizierte Mitarbeiter für ihre Geschäftstätigkeit ausgebildet werden. Eine „Lehre mit Matura“ ist ein Imagegewinn für das gesamte Unternehmen und den heimischen Wirtschaftsstandort.
Fein dosierter Weg
Bereits während der Lehrzeit können drei der vier Teilprüfungen zur Berufsreifeprüfung (BRP) absolviert werden, die sich aus Deutsch, einer lebenden Fremdsprache, Mathematik und dem Fachbereich der Berufsausbildung zusammensetzt. Die letzte Teilprüfung kann nach Vollendung des 19. Lebensjahres und positivem Lehrabschluss abgelegt werden. Ein Fach muss vor der Lehrabschlussprüfung positiv abgeschlossen werden. Ein zweiter Versuch ist innerhalb der Behaltefrist möglich.
Als Knackpunkt gilt vielfach das erste Semester. Hier ist die Dropout-Quote am größten. „Wer freilich das erste Semester übersteht, macht in der Regel auch fertig“, hat Bertram Summer, Direktor der Landesberufsschule Bludenz, entsprechende Erfahrungen gemacht. Die Landesberufsschule Bludenz bietet umfangreiche Informationen und Beratung an – ebenso wie die VHS Bregenz. Anders als bei der Abendmatura ist der Weg feiner dosiert und wird langsamer zurückgelegt „Das führt die Lehrlinge schrittweise an die Studierfähigkeit heran.“ Zumal die „Azubis“ von Anfang an entsprechend begleitet werden.
Lehre mit Matura
» Bevor die Lehrlinge diesen Weg beschreiten können, folgt ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren. Zum Aufnahmegespräch ist ein gültiger Lehrvertrag mitzubringen. Diagnose-Checks und Motivationsschreiben sind verpflichtend zu absolvieren.
» Nach einem erfolgreichem Aufnahmeverfahren erhältst du die Zulassung zum Modell. Gewählt werden kann eine Tagesvariante (mit Zustimmung des Arbeitgebers) oder berufsbegleitend mit Kurszeiten am Abend und Wochenende.
» Ingesamt müssen 1100 Unterrichtseinheiten bewältigt werden. Ab dem Start mit dem ersten Lehre mit Matura-Lehrgang hast du maximal fünf Jahre Zeit, die Berufsreifeprüfung kostenfrei abzuschließen. Die Kurse und Unterlagen sind kostenlos.
Infos unter www.lehre-vorarlberg.at, www.bfi-vorarlberg.at und www.vhs-bregenz.at