Pandemie hinterließ Spuren am Arbeitsmarkt

Während des Lockdowns war es für Jugendliche schwer, Kontakt mit Betrieben aufzunehmen.
LEHRLINGSZAHLEN Jedes Jahr wird von der Wirtschaftskammer Vorarlberg die aktuelle Lehrlingsstatistik veröffentlicht. Laut derer standen mit Ende des vergangenen Jahres 6992 Lehrlinge in Vorarlberg in Ausbildung. Das entspricht einem Minus von 122 Personen (-1,71 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2019. Zusätzlich absolvieren 115 Personen ihre Ausbildung in der sogenannten Teilqualifikation. Im ersten Lehrjahr 2020 wurden 2008 neue Lehrverträge abgeschlossen, das bedeutet ein Minus von 176 Lehranfängern im Vergleich zum Vorjahr. „In den Betrieben hat die Corona-Krise die Unsicherheit verstärkt, was zu einer erhöhten Vorsicht bei der Aufnahme von Lehrlingen geführt hat“, sieht Christoph Jenny, Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, einen Grund für den Rückgang.
Minus von vier Prozent
Während des Lockdowns und des eingeschränkten Schulbetriebs war es für die Jugendlichen schwer, mit den Ausbildungsbetrieben in Kontakt zu treten. „Die für die Jugendlichen gerade während der Phase der Berufsfindung wichtige Unterstützungsstruktur hat stark unter der Pandemie gelitten, so konnten beispielsweise nur vereinzelt Schnuppertage in den Betrieben stattfinden und auch die Lehrlingsmessen mussten abgesagt werden. Damit hat aber die persönliche Begegnung zwischen den Jugendlichen und den Ausbildungsbetrieben vielfach einfach gefehlt. Das hat sich spürbar auf die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrlingsverträge ausgewirkt“, informiert Christoph Jenny. Man habe schnell auf die Situation reagiert, daraus ist unter anderem eine Kooperation zwischen dem Jugendcoaching des BIFO und den Ausbildungsberatern der Wirtschaftskammer entstanden. „Wir haben den Sommer gut genutzt und vielen Jugendlichen doch noch eine Lehrstelle vermittelt. Dennoch haben Jugendliche sich aber aufgrund der eingeschränkten Informations- und Kontaktmöglichkeiten zu den Betrieben verstärkt für eine weiterführende Schule entschieden. Für eine Lehre haben sich im Vorjahr 46,45 Prozent der Jugendlichen entschieden, das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von vier Prozent. Ziel muss es sein, wieder über 50 Prozent zu kommen“, führt der Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg weiter aus.
Chancenreicher Weg
„Die Lehre ist ein chancenreicher Ausbildungsweg, den es weiterhin als solchen bei den Jugendlichen und Eltern im Land zu positionieren gilt“, betont WKV-Präsident Hans Peter Metzler: „Die Corona-Pandemie hat zwar ihre Spuren am Lehrstellenmarkt hinterlassen, positiv ist aber die weiterhin große Motivation der Betriebe zur Lehrlingsausbildung. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe lag in Vorarlberg im letzten Jahr – trotz der Pandemie – mit 1815 in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs.“
Im Jahr 2020 hat die größte Gruppe der Jugendlichen vor dem Eintritt in das erste Lehrjahr eine Polytechnische Schule besucht (38 Prozent). 32 Prozent der Lehrlinge im ersten Lehrjahr haben zuletzt eine Neue Mittelschule, Haupt- oder sonstige Schule besucht und 24 Prozent kommen aus BMS, BHS und AHS. Der Anteil der Lehrlinge mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit 15,8 Prozent etwas erhöht. Den höchsten Anteil an ausländischen Lehrlingen stellen die Jugendlichen aus Deutschland mit vier Prozent, dahinter folgen mit zwei Prozent Jugendliche aus der Türkei.
Beliebteste Lehrberufe
Der beliebteste Lehrberuf bei den weiblichen Lehrlingen war 2020 wie auch schon im Vorjahr die Einzelhandelskauffrau. Darauf folgten Friseurin, Bürokauffrau, Metalltechnikerin, Verwaltungsassistentin und Restaurantfachfrau. Bei den männlichen Lehrlingen sind der Metalltechniker, der Elektrotechniker, der Kraftfahrzeugtechniker, der Installations- und Gebäudetechniker sowie der Einzelhandelskaufmann die am meisten gewählten Lehrberufe des vergangenen Jahres.
„Die persönliche Begegnung zwischen den Jugendlichen und den Ausbildungsbetrieben hat vielfach einfach gefehlt.“
