„Bio“ braucht neues Vermarktungskonzept

Lukas Enzenhofer lässt die ersten zwei Jahre als Pächter des „Stadtgut Nofels“ Revue passieren.
Landwirtschaft Lukas Enzenhofer führt mit seinem Team zwei Betriebsstätten in Nofels und Brederis. Beim Stadtgut Nofels handelt es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 28,3 Hektar Grund inklusive Stall- und Nebengebäude. Der Milchviehstall samt Maschinenhalle sowie der derzeitige Jungviehstall wurden durch Enzenhofer für Mutterschafhaltung und Kalbinnenhaltung umfunktioniert. Die Kosten dafür hat er als neuer Pächter getragen. Die Stadt Feldkirch hatte in die Adaptierungen von Außenfassade und Dächern sowie Grundinstallationen für die Neuverpachtung rund 265.000 Euro investiert. Der neue Vertrag wurde auf die Dauer von zehn Jahren geschlossen. Zwei von diesen zehn Jahren sind mittlerweile vergangen und die Umbauarbeiten fast komplett abgeschlossen: Der alte Rinderstall wurde ausgehöhlt und neu geformt. Draußen haben die Rinder nun ein Flugdach für den Winter und somit genug Auslauf. Vor Kurzem hat Enzenhofer mit der Haltung von Schweinen begonnen. Auch ihre Auslaufstelle wird demnächst erneuert und mit Suhlen bestückt. Eine offizielle „Eröffnungsfeier“ ist im August geplant.
Ökostrategie kritisiert
Ein wichtiges Kriterium der Stadt für die Pachtvergabe war neben der Nutzung der bestehenden Objekte die Wahrnehmung des Stadtguts als „erlebbaren“ Betrieb. Dafür hat Enzenhofer eine Art „Schaufenster“ für die Stallungen vorgeschlagen, sodass der Besucher von außen einen Einblick in den Stall erhält.
Insgesamt führt der Betrieb in Nofels 40 weibliche Rinder für die Nachzucht, 30 Stiere, 100 Hennen (davon 20 Legehennen), 160 Schafe (davon 80 Mutterschafe, der Rest Lämmer), fünf Schweine (zwei Zuchtsäue, ein Eber) sowie einige Ziegen. Beide Betriebe von Enzenhofer werden komplett bio geführt. „Ich finde den natürlichen Kreislauf am Hof am spannendsten“, führt er aus. „Man muss sich dabei viel mehr mit dem Boden befassen.“ Konventionelle Pflanzen sehen zwar schön aus (ohne Unkraut), auf Biobauernhöfen schwirren auf dem Boden aber noch Marienkäfer und Laufspinnen herum.
Dennoch sieht der Betriebsleiter die Bio-Landwirtschaft aktuell äußerst herausfordernd: „Das Land Vorarlberg hat zwar eine Ökostrategie entwickelt, was die Verdoppelung der Biobetriebe fördern soll, vermarktungstechnisch liegt der Erfolg dieses Konzepts eher in der Theorie.“ Es fehle in der Bio-Sparte der Absatz der Produkte. „Aktuell müssen noch über 50 Prozent konventionell vermarktet werden“, kritisiert Enzenhofer. Er sieht sehr wohl die Wichtigkeit von nachhaltig geführten Produkten. Der direkte Zugang bzw. Vertrieb sei jedoch ein riesengroßer Aufwand und in der Größenordnung „bringt es kaum was“. Es müsse auf Landesebene „eine Lösung gefunden werden“. Unter anderem hat Enzenhofer geplant, in Kontakt mit dem Haus Nofels bzw. mit „Essen auf Rädern“ zu kommen, um die unmittelbaren „Nachbarn“ künftig mit mehr Fleisch zu beliefern. ETU


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