Der Trend geht wieder Richtung Lehre

HE_Feldk / 25.01.2023 • 15:46 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Lehrlingsmessen bieten die ideale Gelegenheit, Jugendliche für diesen Ausbildungsweg zu überzeugen. Frederick Sams
Lehrlingsmessen bieten die ideale Gelegenheit, Jugendliche für diesen Ausbildungsweg zu überzeugen. Frederick Sams

In Vorarlberg entscheiden sich knapp die Hälfte aller Jugendlichen für eine Lehrausbildung.

AUSBILDUNGSWEG Die österreichischen Betriebe haben auch 2022 wieder mehr Lehrlinge ausgebildet. In Summe befanden sich mit Jahres-
ende knapp rund 108.200 Lehrlinge in 27.300 Lehrbetrieben in Ausbildung. Besonders erfreulich: Rund 32.000 Lehrlinge befinden sich im ersten Lehrjahr, das bedeutet einen starken Zuwachs von rund 8 Prozent bei den Lehranfängern. Nach Sparten führend ist das Gewerbe und Handwerk (rund 47.000 Lehrlinge) gefolgt von der Industrie (rund 16.400) und Handel (rund 15.200 Lehrlinge). „Die Lehre hat die Corona-Delle hinter sich gelassen und trotz Energiekrise behaupten sich die Ausbildungszahlen. Das ist ein gutes Zeichen für den heimischen Fachkräftestandort. Unsere Ausbildungsbetriebe setzen damit die beste Zukunftsinvestition. Denn wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte in großer Zahl, um die Energie-, Mobilitäts- und Klimawende zu schaffen“, sagt Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Auch WKV-Direktor Christoph Jenny zeigt sich mit der Entwicklung in Vorarlberg durchaus zufrieden, obwohl es im Ländle ein Minus von 128 Personen im Vergleich zu 2021 gibt. Hierzulande standen mit Ende des abgelaufenen Jahres 6672 Personen in einem Lehrverhältnis. Bei den Lehrlingen im ersten Ausbildungsjahr gab es aber ein leichtes Plus. „Das zeigt, dass der Trend wieder Richtung Lehre geht“, bekräftigt Jenny. Knapp die Hälfte der Jugendlichen haben sich im Vorjahr für eine Lehrausbildung entschieden. „Erfreulich, dass erneut mehr Mädchen diesen Ausbildungsweg gewählt haben.“

Zu wenig Bewerbungen

Die heimischen Betriebe würden sogar noch deutlich mehr Lehrlinge ausbilden, wenn sie genügend Bewerbungen hätten. Im Jahresschnitt 2022 konnten österreichweit rund 11.000 Lehrstellen rein rechnerisch nicht besetzt werden, weil es zu wenige Bewerber und Bewerberinnen gab. „Umso wichtiger ist es, auf die vielfältigen Angebote unter dem Dachbegriff Lehre hinzuweisen. Mit der Lehre mit Matura oder der neuen Dualen Akademie in aussichtsreichen Zukunftsberufen wird die duale Ausbildung für angehende Schlüsselfachkräfte interessant. Damit gibt es speziell auch für Maturanten oder Umsteiger von den Unis und Hochschulen maßgeschneiderte Ausbildungsangebote“, unterstreicht Mariana Kühnel. Erfreulich ist, dass das Wirtschaftsministerium die Förderung für die Lehre 2023 im Vergleich zu 2022 um 40 Millionen auf 270 Millionen Euro aufstockt. Mit der Basisförderung für die Übernahme von Lehrlingseinkommen, Unterstützungsleistungen wie Vorbereitungskurse und der bis 2024 verlängerte und 5 Mio. Euro umfassende „Digi-Scheck“ wurde ein gutes Paket geschnürt. So setzen inzwischen bereits gut zwei Drittel der Ausbildungsbetriebe in der Lehrlingsausbildung auf digitale Medien. Der Erwerb von digitalen Zusatzkompetenzen ist ein wichtiger Baustein in der Ausbildung. Zudem macht die Digitalisierung auch in der Berufsorientierung nicht Halt: „Virtuelles ,Berufe-Schnuppern‘ mit VR-Brillen ist nun in allen Schulen möglich, sodass sich die Jugendlichen quasi in die Arbeitsplätze von Lehrberufen ,beamen‘ und um sehen können“, betont Kühnel.

Es ist nie zu spät

In Hinblick auf die Klima- und Energiewende gelte es, Ausbildungen mit „Green Skills“ stärker in den Fokus der Jugendlichen zu rücken, denn 75 Prozent der Schüler interessieren sich für Jobs mit Umwelt-Fokus. „In vielen der mehr als 200 Lehrberufe können junge Menschen als praktische Umsetzer der Klimawende mit anpacken und das Thema Nachhaltigkeit selbst in die Hand nehmen“, betont die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin. Gleichzeitig ist es nie zu spät, eine Lehre zu beginnen. So hat Österreichs aktuell erfahrenster Lehrling mit 59 Jahren seine Ausbildung gestartet. Insgesamt haben im abgelaufenen Jahr elf Lehrlinge in Österreich noch nach dem 50. Geburtstag eine Lehre begonnen.

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