Von Titeln und den ganz großen Träumen

Maximilian Taucher und Zuzana Sedlackova bei ÖBSV-Wahl auf dem Siegerpodest.
Hohenems, Dornbirn 2020 war für Vorarlbergers Behindertensportler aus sportlicher Hinsicht eher schwierig, die Anzahl der Wettkämpfe war bedingt durch die Covid-19-Pandemie sehr beschränkt. Wesentlich erfolgreicher hingegen gestaltete sich das Vorjahr. Mit dem Hohenemser Maximilian Taucher (12) und Zuzana Sedlackova (19) aus Dornbirn wurden deshalb bei der Wahl zum Nachwuchssportler des Jahres des Österreichischen Behindertensportverbandes (ÖBSV) gleich zwei Ländle-Athleten in die Top-Drei gewählt. Auszeichnungen, über die sich die beiden sehr freuen.
„Ich weiß, ich werde es schaffen“
„Maxi“ Taucher (RC Enjo Vorarlberg, Team Sunrise Medical) – welcher mit Spina Bifida, einer Spaltung der Wirbelsäule, geboren wurde – erreichte im Vorjahr bereits den zweiten Platz der Wahl und zeigte sich auch nach seinem dritten Platz in diesem Jahr erfreut: „Es ist mir eine Ehre. Ich möchte mich jetzt weiterentwickeln und eines Tages die Wahl gewinnen.“ Dass die ÖBSV-Auszeichnung nicht von ungefähr kommt, beweist dabei ein kurzer Blick auf die Medaillensammlung des Allrounders: 2019 wurde er Jugendlandesmeister im alpinen Skilauf und im Handbiken und wurde österreichischer Jugendmeister im Rollstuhltennis. Und dass der Hohenemser, der mit seinen zwölf Jahren meist der Jüngste im Teilnehmerfeld ist, auch gegen deutlich ältere Konkurrenten sehr wohl bestehen kann, bewies der Youngster bereits mehrfach. So holte er sich bei der Wheelchair-Pro-Tour den zwölften Platz, sicherte sich im österreichweiten Wheelchair-Tenniscup in der Allgemeinen Herrenklasse den dritten Platz und sammelte erste Punkte in der U-18-Weltrangliste. Zudem stehen auch einige Siege bei internationalen Handbike-Rennen in der U-18-Wertung zu Buche. Wohlgemerkt alles Leistungen, die Taucher vor seinem 13. Geburtstag – den er am 27. Dezember gefeiert hat – zeigte. 2020 sollte eigentlich ähnlich erfolgreich werden, laut Papa Alexander hätte man im abgelaufenen Jahr voll angreifen wollen.
Pandemiebedingt war der Wettkampfkalender dann aber klarerweise deutlich abgespeckt, die Wettkampfplanung sei auch aktuell nicht wirklich möglich, alles habe sich nach hinten verschoben. Aber verschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben. Denn das Ziel des jungen Hohenemsers ist klar: Die Teilnahme an den Paralympics ist der große Traum. Und auch wenn das viel Anstrengung verlangen würde: „Ich weiß, ich werde es schaffen.“
„Vollkommen überraschend!“
Auch bei den Nachwuchssportlerinnen hat es mit der 19-jährigen Zuzana Sedlackova eine Vorarlbergerin auf den zweiten Platz der ÖBSV-Wahl geschafft. Die sehbehinderte Multisportlerin (Klasse B3) vom Vorarlberger Blindensportclub ist dabei gleich in zwei Sportarten aktiv – und das äußerst erfolgreich. Im Torball gewann sie 2015 und 2016 mit ihrem Team die Meisterschaft, 2018 und 2019 legte sie zwei Vizemeistertitel hinterher. Zusätzlich wurde sie als Leihspielerin im Jahr 2018 Torschützenkönigin beim 2. Inklusiven Deutschlandpokal der Torballdamen.
Stockerlplätze stehen für Sedlackova auch im Langlauf an der Tagesordnung: Ab 2016 holte sie über die Distanz von fünf Kilometern vier Landesmeistertitel en suite, bei den österreichischen Meisterschaften erreichte sie mit Platz sechs im Jahr 2019 ihr bestes Ergebnis. Nichtsdestotrotz, mit dem zweiten Platz bei der ÖBSV-Nachwuchssportlerinnen-Wahl hatte sie überhaupt nicht gerechnet. „Das war vollkommen überraschend!“, gibt Sedlackova zu. Seit 2016 war sie zwar nominiert, sei bis dato aber nie in die Top-Drei gekommen. „Ich realisiere das immer noch nicht ganz – ich freue mich aber unglaublich, weil da doch sehr viel Arbeit dahintersteckt“, so die Dornbirnerin.
Angefangen hat ihre Leidenschaft für den Sport schon früh, mit sieben Jahren begann sie mit dem Langlauf, ein Jahr später folgte Torball. Als sie vor einigen Jahren dann begann, mit ihrer Schwester Katerina – Zuzana bezeichnet sie als „meine große Inspiration, mein härtester Coach und der beste Guide auf der Welt“ – zu trainieren, ging es für das Duo so richtig los. Doch auch bei Zuzana Sedlackova war das Sportjahr 2020 ein recht höhepunktarmes. Die nordischen Skibewerbe fanden zwar noch vor Ausbruch der Pandemie statt, die Torball-Meisterschaft im November fiel hingegen aus. „Das war schon eher ein ärmliches Sportjahr“, fasst Sedlackova die Situation zusammen. Obgleich sie seit Herbst in Wien Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert: Dem Sport will die Dornbirnerin auch weiterhin treu bleiben. „Ohne Sport funktioniert’s bei mir nicht. Das wäre wie wenn man mir ein wichtiges Organ herausreißt“, meint sie lachend. Ihr sei vor dem Umzug deshalb wichtig gewesen abzuklären, dass sie ihrem Team in Vorarlberg weiterhin treu bleiben könne. Denn im Sport habe sie nicht nur eine zweite Familie gefunden und Entwicklungschancen erhalten. Vielmehr habe sie gelernt, niemals aufzugeben.
„Ich will an Paralympics teilnehmen. Es wird anstrengend, aber ich werde es schaffen.“
„Ich bin vollkommen sprachlos und überglücklich über den zweiten Platz.“
