Warum die Bürser kein Feuerwerk beim Funken zünden

Heimat / 05.03.2022 • 10:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Warum die Bürser kein Feuerwerk beim Funken zünden
„Pumameister“ Roland Rettenberger kümmert sich mit viel Liebe zum Detail um die Bürser Pumerangen.Stephanie Fleisch

Die Tradition der Pumerangen gibt es nur in Bürs. Um ihren Erhalt kümmert sich Roland Rettenberger.

BÜRS Beim Bürser Funken wird kein Feuerwerk gezündet. Das hat hier keine Tradition. Der Pumerangen-Umzug dafür schon. Angeführt von Herolden, zu Pferde und in altehrwürdiger Tracht, folgen der Harmoniemusik Bürs und dem Kanzlerwagen der Funkenzunft eine große Zahl an stolzen Pumaträgern, die kunstvoll gestaltete Laternen auf Holzstäben balancieren.

Insgesamt 47 der traditionellen Lampions gibt es noch. Um ihren Erhalt und die damit verbundene Tradition kümmert sich seit Jahren der „Pumameister“ Roland Rettenberger. „Diesen Brauch kennt man nur hier in Bürs“, erklärt er den Schülern der 3b von der Bürser Volksschule, die vergangenen Freitagmorgen die Puma aus der Nähe bestaunen durften.

Die „Genoveva“ ist eine der ältesten Kastenpuma und stammt aus dem Jahr 1892.
Die „Genoveva“ ist eine der ältesten Kastenpuma und stammt aus dem Jahr 1892.

Nur mündlich überliefert

Auf rund 180 bis 200 Jahre werden die ältesten dieser Laternen geschätzt. „Aufzeichnungen über ihre Entstehung gibt es keine“, sagt der „Pumameister“. „Einst wurden solche Unterlagen im Dachboden des Pfarrheims gelagert. Nachdem es dort zweimal gebrannt hatte, nehmen wir an, dass die Aufzeichnungen, wenn es denn überhaupt welche gab, dabei verloren gingen.“
Woher die Lampions stammen, ist jedoch überliefert: Arbeiter der Textilindustrie haben sie einst gebastelt, um das Funkenfest etwas feierlicher zu gestalten. „Über Metallbänder, mit denen früher Baumwollballen zusammengehalten wurden, hat man einfach ein paar Papierstreifen gespannt, diese an einem Stab befestigt und mit einer Kerze erleuchtet.“ Und weil die Form der ersten Laternen an eine Orange erinnerte, hat man sie Pumerangen genannt. Zur runden Form gesellten sich bald auch eckige, die sogenannten „Kübile“. Für Staunen sorgen jedoch vor allem die großen Kastenpuma mit ihren aufwändig gestalteten Motiven. Etwa acht bis zehn Kilo schwer sind diese Laternen. Die „Spinnerin“ mit ihrem beweglichen Spinnrad bringt sogar 13 Kilo auf die Waage. Ein ordentliches Gewicht, das die Pumaträger während des Umzuges stemmen und permanent ausbalancieren müssen.

Für die ersten Pumerangen wurden Papierstreifen über Metallbänder gespannt.
Für die ersten Pumerangen wurden Papierstreifen über Metallbänder gespannt.

Liebevolle Handarbeit

Dass die Gemeindebürger und Besucher des Bürser Funkens sich noch heute an den leuchtenden Kunstwerken erfreuen dürfen, ist nicht zuletzt auch Roland Rettenbergers Vater und dessen Bruder zu verdanken. Diese machten es sich nämlich 1948, nach dem Zweiten Weltkrieg, zur Aufgabe, die Pumerangen von den Bürser Dachböden und Scheunen zusammenzutragen und erstmals zu restaurieren.

Rund 100 Kerzen werden jedes Jahr beim Pumazug durch Bürs verbraucht.
Rund 100 Kerzen werden jedes Jahr beim Pumazug durch Bürs verbraucht.

Rund 80 Stunden Arbeit investieren Roland Rettenberger und seine Helfer noch heute in den Erhalt des Bürser Kulturguts. Dabei wird brüchiger Karton geflickt oder ausgetauscht und neue Papierbögen aufgeklebt. Liebevolle Handarbeit, die sich immer wieder lohnt, wie auch Helferin Andrea Müller-Vonbank bestätigt.
Und während der festliche Pumazug am Sonntag durchs Dorf marschiert, leuchten entlang des Weges zahlreiche kleine Laternen. Begleitet vom Festruf „Die ganze Gesellschaft lebe hoch – viva!“ zieht die Prozession zum Funkenplatz, wo bald heiß das Feuer in den Himmel lodert und den Winter vertreibt.

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