So gut ist die Vorarlberger Flugrettung vorbereitet

Heimat / 29.03.2022 • 11:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
So gut ist die Vorarlberger Flugrettung vorbereitet
Mit Gallus 1 im Einsatz: Flugretter Artur Köb, Pilot Wolfgang Jäger und Dr. Tanja Maaßen.HAB

Im Extremfall kann die Flugrettung auf bis zu fünf Maschinen zurückgreifen.

Walgau Einer der erfahrensten Flugretter des Österreichischen Bergrettungsdiensts (ÖBRD), Artur Köb, ist gleichzeitig auch Flugrettungsreferent des ÖBRD und als solcher verantwortlich für die Organisation der Flugrettung mit den Hubschrauberbetreibern ÖAMTC und der Firma Wucher Helicopter und für den Betrieb der Hubschrauberstützpunkte. Seit 29 Jahren steigt er fast täglich in die Einsatzmaschinen. Sein Fazit bis jetzt: 3700 Einsätze, davon 500 Seilbergungen, die zum Teil extrem abliefen – Zahlen, die man sich fast gar nicht vorstellen kann. Er kennt daher auch die Geschichte der Flugrettung in Vorarlberg wie kein Zweiter.

Martin 8 mit Pilot Jürgen Albrecht.
Martin 8 mit Pilot Jürgen Albrecht.

Vorteile der Zusammenarbeit

1982 wurde mit der Ortsstelle Lech des ÖBRD und dem Flugbetriebsleiter der privaten Firma Wucher Helicopter die Flugrettung Arlberg mit dem Gallus 1 gegründet. Diese Zusammenarbeit hat sich für die Einsätze in Vorarlberg als Glücksfall erwiesen. Mittlerweile ist der Hubschrauber Gallus 1 von Wucher Helicopter auch im Sommer im Einsatz. Dabei ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass bei den Hubschraubern (EC 135) Ausrüstung, Ausbildung und Besatzung von C8 und Gallus 1 identisch sind. Während des ganzen Jahres sind zwölf Flugretter und 30 Notärzte im Einsatz, die abwechselnd mit den beiden Maschinen im Einsatz sind.

Wichtig sind besondere Regelungen, die einen sicheren Einsatz garantieren, das heißt, dass bei Lawinen oder Katastrophensituationen Wucher Helicopter einen weiteren Hubschrauber unter „Wucher 1“ in Bereitschaft setzt, der dann für Mannschaftstransport, Lawinensprengungen und sonstige Transporte mit erfahrenem Flugpersonal eingesetzt werden kann. Das ist, so Artur Köb, der Vorteil der Zusammenarbeit mit einem privaten Unternehmen, dass diese Hubschrauber sofort zur Verfügung stehen und daher keine lange Vorlaufzeit benötigt wird. Und bevor alle Stricke reißen, werden auch die Hubschrauber des BMI und der Firma Schenk eingesetzt. Vorarlberg verfügt also über bis zu fünf Einsatzmaschinen, die über die RFL in Feldkirch eingesetzt werden können.

Dr. Wolfgang Licht, Flugretter Hilbrand Mark und Pilot Dieter Mark vor der C8.
Dr. Wolfgang Licht, Flugretter Hilbrand Mark und Pilot Dieter Mark vor der C8.

Ständige Übungen unerlässlich

Damit diese Zusammenarbeit auch funktioniert, werden jährlich Stützpunktübungen und medizinische Weiterbildungen durchgeführt. Die Aus- und Weiterbildung der Piloten ist Sache der Unternehmen. Dazu bemerkt Dieter Mark, Einsatzpilot des C8: „Im Winter bei Sonnenschein und einer festen Schneedecke ist es kein Problem, zu landen, aber diffuses Licht, Nebel, Wind und Schneefall, das sind die Herausforderungen und die bedingen, dass wir Piloten ständig im Training sein müssen.“ Und Artur Köb merkt an: „Die Verträge zwischen dem ÖAMTC und Wucher Helicopter und dem ÖBRD als Partner sind in Österreich einzigartig. Wir stellen die Infrastruktur, die Notärzte und Flugretter. Die Betriebe garantieren die Einsatzbereitschaft der Maschinen mit Besatzung.“

„Martin 8“ hat seinen Dienst getan

Jahrzehntelang flog unter dem Rufnamen „Martin 8“ der Hubschrauber des Innenministeriums neben polizeilichen Einsätzen auch Rettungseinsätze in Vorarlberg. Mit der Vergabe des Assistenzvertrags stieg Mitte 2001 das Bundesministerium für Inneres (BMI) aus der Flugrettung aus. In Vorarlberg wurde daraufhin die Bergrettung des Landes Vorarlberg mit der Durchführung der Flugrettung beauftragt.

Allerdings hat ein kompletter Rückzug der Flugpolizei aus dem Flugrettungsgeschäft nie stattgefunden, da diese immer noch alarmiert wird, wenn eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben nicht auszuschließen ist. Zudem ist die Flugpolizei, gemeinsam mit der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei, für die Bergung von unverletzten, in Not geratenen und verstorbenen Personen zuständig. Auch Suchaktionen von Vermissten werden durch die Flugretter der Polizei unter Zuhilfenahme der Wärmebildkamera geflogen. Derzeit ist Chefinspektor Jürgen Albrecht der Leiter der Flugeinsatzstelle und sagt: „Mit unserem Hubschrauber EC 135 sind wir bestens ausgerüstet, was auch notwendig ist, da Vorarlberg ein Gebirgsland ist. Immerhin besteht es zu 70 Prozent aus Bergen.“ Immer wieder müssen sie mit ihrem Hubschrauber in Höhenlagen über 2000 Meter starten und landen und nicht immer scheint die Sonne. „Schlechtes Wetter“, so Albrecht, „macht das Fliegen zur Herausforderung. Das ständige Training ist daher die wichtigste Voraussetzung für das Fliegen im Gebirge. Einen Teil kann man am Simulator trainieren, aber nichts ersetzt die Erfahrung und die ständige Übung im Gelände.“ HAB