Eine trügerische Idylle: Warum der Wolf Oswin Kieber schlaflose Nächte bereitet

Heimat / 25.04.2022 • 10:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Eine trügerische Idylle: Warum der Wolf Oswin Kieber schlaflose Nächte bereitet
Liebevoll kümmert sich Oswin Kieber um seine Schafe. est

Oswin Kieber baute in Schruns einen 400 Jahre alten Stall zu einem Paradies für Schafe um, doch die Angst vor dem Wolf bleibt.

Schruns Am Ortsende von Schruns, Richtung Silbertal auf der Motta, auf 850 Metern Seehöhe bewirtschaftet Oswin Kieber einen Stall und ist auch Bauer mit zahlreichen Schafen. Schon beim Eintreffen heißen ihn die wolligen Vierbeiner mit lautem Geblöke willkommen, wissen sie doch, gleich gibt es Leckeres für sie und ein paar Streicheleinheiten dazu.

„Wenn ich hier heraufkomme, geht mir das Herz auf“, verrät der passionierte Landwirt. Hier oben ist es idyllisch. Rundum stehen hohe Tannen und eine schöne Aussicht auf die Berge gibt es inklusive.

Die Schafe lieben den renovierten Stall auf der Anhöhe.
Die Schafe lieben den renovierten Stall auf der Anhöhe.

Oswin Kieber erbte vor 40 Jahren von seinem Vater Ludwig Kieber, der auch ein bekannter Viehhändler in Schruns war, dieses „Güatle“. Der Stall hat bereits 400 Jahre hinter sich. „Mein Großvater kaufte das ‚Hematle‘ vor etwa hundert Jahren und verpachtete dieses Stallgut“, erzählt er. Die Leute wohnten hier oben ganzjährig und lebten von der Landwirtschaft. Die Kinder mussten nach Schruns zur Schule gehen. „Heute wäre das nicht mehr vorstellbar“, sagt Oswin Kieber nachdenklich und krault Rambo, den stattlichen Widder. Der Stall war baufällig und vom ehemaligen Wohnhaus blieb nichts mehr übrig. Heute dient der Stall als Unterstand für die Schafe. Mit viel Herzblut renovierte der tatkräftige Schrunser in Eigenregie und mit baukundigen Fachmännern den Stall. Das Untergeschoss musste gemauert werden, das Heulager konnte so verbleiben, wie es war. Aufwendig waren die Arbeiten am Dach. So wurde die Dachkonstruktion mit Dach- und Querbalken in einer Blockbauweise erneuert.

Oswin Kieber zeigt die robuste Dachkonstruktion des Stalls.
Oswin Kieber zeigt die robuste Dachkonstruktion des Stalls.

Der Wolf bereitet schlaflose Nächte

Heute dient der Stall im Sommer den Duroc-Schweinen. Das ist eine alte Hausschweinrasse, schwarz gefleckt und als Fleischrasse bekannt. Ab Oktober dürfen dann seine Schafe einziehen. „Ich züchte zwei Rassen, das weiße Alpenschaf, das keine Hörner hat und auch ein gute Fleischrasse ist, sowie die dunklen Juraschafe“, erklärt Oswin Kieber. Er fährt täglich mit seinem Geländefahrzeug zum Füttern hinauf. „Die Angst vor dem Wolf macht mich oft schlaflos. Ich hoffe immer, hier kein Massaker erleben zu müssen“, ist er besorgt um seine Schafe. „Es wäre unvorstellbar, wenn meine Schafe dem Wolf zum Opfer fielen.“

Die Fußpflege steht bei seinen Tieren regelmäßig auf dem Programm. Geschoren werden die Schafe im April und im Oktober. Der Herzblutbauer war lange Marktfahrer mit seinen Bioprodukten, betrieb 35 Jahre lang ein Feinkostgeschäft in Schruns und verkauft heute nur noch ab Hof Schweine- und Schaffleisch sowie Produkte aus der Region. EST

Zur Person:

Oswin Kieber

Geboren 1955 in Schruns

Familienstand verheiratet mit Barbara, drei Töchter, ein Enkel

Beruf pensionierter Metzgermeister

Hobby Landwirtschaft

Lieblingsessen Lammfleisch

Motto Ich lebe, um zu arbeiten