Die Berge als einzigartige Form der Freiheit

Die Walser Guides: Stefan Küng, Stefan Fritsche, Bernhard Bickel und Klaus Witwer möchten ihren Teilnehmern ein einzigartiges Naturerlebnis bieten. Stefan Fritsche
Stefan Fritsche ist Bergführer, Skiführer und Mitglied der Walser Guides.
NÜZIDERS Stefan Fritsche ist einer der vier Mitglieder der Walser Guides. Diese Vereinigung von Berg- und Skiführern unterhält eine enge Kooperation mit dem Alpenverein Vorarlberg und bietet in diesem Zusammenhang Touren und Kurse an. Für Stefan Fritsche bedeutet der Aufenthalt in den Bergen Herausforderung, Ruhe, aber auch eine ganz spezifische Freiheit.
Wodurch wurden Sie zum Klettern und Bergsteigen inspiriert?
FRITSCHE Schon als Kind war ich mit der Familie oft in den Bergen unterwegs. Mein Vater hat mich auch auf Klettertouren mitgenommen. Später merkte ich, dass es mir viel mehr Freude macht, die Wochenenden an Viertausendern als in Diskotheken zu verbringen.
Wie kam es zu der Gründung der Walser Guides?
FRITSCHE Stefan, Klaus, Bernhard und ich waren bei der Bergrettung Raggal und kamen frisch aus der Ausbildung zum Skiführer beziehungsweise Bergführer. Wir wollten im touristisch recht ruhigen Großen Walsertal Kurse für bergbegeisterte Menschen anbieten. Dies gab es hier bislang noch nicht. Interessierte sollten die Fähigkeiten erlernen können, möglichst sicher in den Bergen unterwegs zu sein, in denen wir uns so gerne bewegen. So schlossen wir uns zusammen und erarbeiteten gemeinsam ein Programm, das seither ständig angewachsen ist.
Zur Person
Stefan Fritsche
Geboren 2. Juli 1981
Wohnort Nüziders
Werdegang HTL Tischler und Technischer Zeichner, zwei Jahre Entwicklungszusammenarbeit in Papua-Neuguinea, Filmschaffender, Skilehrer, Berg- und Skiführer
Hobbys Klettern, Gleitschirmfliegen, Kitesurfen
Lebensmotto Jeden Lebensmoment genießen!
Was beinhaltet das Angebot der Walser Guides?
FRITSCHE Wir bieten Ausbildungskurse und Führungstouren in Vorarlberg an und konzentrieren uns dabei so gut es geht aufs Große Walsertal. Im Winter sind es Kurse in den Bereichen Skitouren, Skitechnik und Eisklettern, im Sommer Klettern, Hochtouren und Klettersteig. Bei den Führungstouren bringen wir Menschen auf die Gipfel, auf denen wir selbst am liebsten sind.
Wird dieses Angebot in Zukunft erweitert?
FRITSCHE Unser Angebot wächst ständig. Im kommenden Jahr werden die Bereiche Wandern und Canyoning ausgeweitet. Außerdem möchten wir für unsere Teilnehmer mehr Möglichkeiten schaffen, sich durch Kurse für Fortgeschrittene in allen Bereichen des Bergsteigens weiterzubilden.

Stefan Fritsche im Berner Oberland: Er liebt den Aufenthalt in der Natur.Udo Kellner
Wie sieht aus Ihrer Sicht die Kooperation mit dem Alpenverein Vorarlberg aus?
FRITSCHE Die Zusammenarbeit funktioniert ausgezeichnet. Bei der Planung und Durchführung der Kurse spürt man, dass auf beiden Seiten nicht das Geldverdienen im Mittelpunkt steht, sondern es vielmehr darum geht, den Teilnehmern die bestmögliche Ausbildung fürs Bergsteigen zu bieten. Es ist uns ein Anliegen, unser Programm jede Saison weiter zu verbessern.
Sie haben selbst schon Gipfel bis über 8000 Meter bestiegen. Was war für Sie persönlich die größte Herausforderung in ihrer Kletter-Karriere?
FRITSCHE Als Bergführer und Expeditionsleiter ist die größte Herausforderung sicher das Zwischenmenschliche in der Gruppe. Ob man an einem hohen Berg erfolgreich ist, hängt meiner Meinung nach größtenteils von der mentalen Einstellung ab. Wenn ich privat und allein in den Bergen unterwegs bin, ist für mich die größte Herausforderung, in wichtigen und kritischen Situationen eine Entscheidung zu treffen, ohne die Möglichkeit zu haben, mich mit jemandem darüber auszutauschen. Gleichzeitig ist dies aber auch der größte Reiz solcher Touren.

Aus welchem Grund sind Sie so gerne in den Bergen unterwegs?
FRITSCHE Gerade beim Besteigen von abgeschiedenen und hohen Bergen merkt man, mit wie wenig man auskommt. Zudem muss man sich auf die Natur einstellen und sich selbst richtig einschätzen. Wenn man das nicht schafft, können die Folgen unschön sein. Aber genau das bringt eine Freiheit, die ich so nur in den Bergen erleben konnte. Zudem findet man überall in der Natur eine Schönheit, die Menschen so nicht erschaffen können.
Gibt es ein ganz besonderes, nachhaltiges Erlebnis in den Bergen, das für Sie unvergessen bleibt?
FRITSCHE Es ist schwierig, ein einzelnes Erlebnis herauszupicken, denn viele waren einzigartig und unvergesslich. Als Beispiel kann ich da einige Momente anführen: als ich mit drei Freunden als die ersten Menschen auf den Gipfeln zweier 6000er in Pakistan stehen durfte, zwei einsame Nächte auf 7650 m und eine Nacht zu viert im Zweimannzelt auf 8300 m am Mount Everest, eine stürmische Zeltnacht im Hochlager auf 6120 m am Pik Lenin in Kirgistan oder das Gefühl am Gipfel nach den erfolgreichen Begehungen von Neutouren an 5000ern und 6000ern in den südamerikanischen Anden. BI
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