Warum Bergtouren gut geplant sein wollen

Für Alpinreferent Wolfgang Bartl ist Sicherheit in den Bergen ein wichtiges Thema.
NÜZIDERS Wandern, Klettern und Biken erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, vor allem bei jungen Menschen. Nicht zuletzt durch die Coronapandemie und den damit einhergehenden Beschränkungen wurde von vielen Leuten die Berglandschaft Vorarlbergs neu entdeckt oder wieder als Ausflugsziel in Erinnerung gerufen.
So erfreulich der vermehrte Aufenthalt in der Natur ist, gilt es auch, allfällige Gefahrenquellen zu berücksichtigen. Der Alpenverein Vorarlberg bietet unterschiedliche Kurse zur Prävention von Unfällen und sicherheitsbewusstem Verhalten in der Bergwelt an. Wolfgang Bartl, seit rund 22 Jahren Alpinreferent des Alpenvereins Vorarlberg, ist selbst begeisterter Bergsportler und hat sich im Rahmen seiner Funktion intensiv mit den Gefahren und Risiken dieser Sportarten auseinandergesetzt.
Stimmt der Eindruck, dass immer mehr Menschen in den Bergen Vorarlbergs unterwegs sind? Woran liegt Ihrer Meinung nach dieser erfreuliche Trend?
BARTL Ich sehe mehrere Gründe für den Anstieg an Bergsportbegeisterten. Zum einen lockt die Bewegung in der Natur und die sportliche Betätigung. Zum anderen spielt der Gedanke, einen Beitrag für die Gesundheit zu leisten, eine wesentliche Rolle. Viele unterschiedliche Sportmöglichkeiten, angefangen vom Wandern über das Klettern bis hin zum Biken können in der Nähe, praktisch vor der eigenen Haustüre, ausgeübt werden. Im Sinne einer guten Work-Life-Balance hat die Gestaltung der Freizeit in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert erhalten. Das Gesundheitsbewusstsein ist in den vergangenen Jahren ebenfalls gestiegen. Wenn man dafür auch noch in Verbindung mit Freunden etwas tun kann, findet der soziale Aspekt ebenfalls Berücksichtigung.

Worauf soll beim Kauf einer Wander-, Kletter- oder Bike-Ausrüstung besonders Wert gelegt werden?
BARTL Eine gute Beratung in einem Sportgeschäft finde ich wichtig. Bei der Wahl spielt die Funktion der Bekleidung sowie die passenden Schuhe und der Rucksack, abgestimmt auf die Person, die Größe und das Gewicht des Sportlers, eine wesentliche Rolle. Die entsprechende Ausrüstung erleichtert die Ausübung der jeweiligen Sportart – was schlussendlich zu mehr Spaß bei den angestrebten Touren führt.
Was sollten Einsteiger bei diesen Sportarten besonders beachten?
BARTL Man sollte mit leichten Touren beginnen und sich dann langsam zu schwereren steigern. Startet man zu früh mit längeren Wanderungen oder schwerem Gelände, verliert der Anfänger schnell die Freude und Begeisterung an der Bewegung. Außerdem bemerkt ein Einsteiger oftmals zu spät, in welche Gefahr er sich begibt.
Empfehlen Sie Anfängern in diesen Sportarten, einen entsprechenden Kurs zu besuchen?
BARTL Gerade für Bereiche Klettersteig, Klettern, Hochtouren oder Wintertouren werden gute Kenntnisse benötigt. Die erforderlichen Kurse werden vom Alpenverein Vorarlberg sowohl für Einsteiger als auch Fortgeschrittene angeboten.
Zur Person
WOLFGANG BARTL
Geboren 4. März 1964
Familie Verheiratet, drei Kinder (ein Sohn bei der Bergrettung ist Lawinenhundeführer), vier Enkel
Wohnort Nüziders
Werdegang seit 1990 Schlossermeister sowie als Practitioner in der Massage Lomi Lomi Nui ebenfalls selbstständig
Hobbys Reisen nach Nepal, Klettern, Skitouren, Wandern, Bergsteigen im Winter und Sommer
Welche Kurse werden vom Alpenverein im Rahmen der Alpinen Sicherheit sonst noch geboten?
BARTL Im Winter ist der Lawinenkurs mit Kameraden sowie der Kurs „Stop or Go“ beliebt. Im Sommer hingegen liegt der Fokus auf dem Bike-Technik-Training, dem Klettersteig-Klettern für Einsteiger und Mehrseillängen sowie Gletscherbasiskursen für Fortgeschrittene. Der Umgang mit Karte und Kompass, aber auch Wetterkunde werden ebenfalls in Kursform angeboten. Die verschiedenen Kurse sind übrigens alle auf der Homepage des Alpenvereins Vorarlberg oder der Alpenakademie zu finden.
Worauf liegt der Fokus bei diesen Kursen?
BARTL Die Ausbildungen sind ein fix verankerter Bereich im Programm des Alpenvereins. Nicht zuletzt deshalb wurde die Alpenverein-Akademie gegründet. Das Angebot ist vielfältig, die einzelnen Ausbildungsmöglichkeiten finden sich sowohl auf Bezirks- als auch Landesebene. Nahezu alle Kurse beinhalten einen Theorieteil am Anfang oder während des Kurses selbst. Wir wollen den Teilnehmern die Inhalte in möglichst einprägsamer Form vermitteln.

Sehr beliebt sind auch die Sicherheitstrainings für Biker. Verzeichnen Sie auch hier eine erhöhte Anfrage bei den entsprechenden Kursen?
BARTL Neben dem Bio-Biken ist das E-Biken ein absoluter Trend geworden. Die zahlreichen Trail-Strecken und Bikeparks im Ländle ziehen viele Gäste aus den benachbarten Ländern wie etwa der Schweiz und Deutschland an. Durch diesen Boom bekommen wir viele Anfragen für unsere Technikkurse. Die Resonanz darauf ist enorm.
Geführte Touren bilden eine Form der Sicherheit, auch für geübte Tourengeher in den Bergen. Wie sieht das Angebot des Alpenvereins dahingehend aus?
BARTL Bei geführten Touren übernimmt der Tourenführer die Planung des genauen Ablaufs, beobachtet das Wetter und ist für die Durchführung verantwortlich. All das erleichtert dem Einsteiger und dem Fortgeschrittenen die gewünschte Bergtour und vermittelt die notwendige Sicherheit. Somit kann eine Bergtour entspannter genossen werden. Im Bezirk Bludenz gibt es an die 80 Möglichkeiten, sich für eine Tour anzumelden.
Haben Sie Tipps, inwiefern das eigene Können besser eingeschätzt und dementsprechend die jeweilige Wanderung, Kletter- oder Biketour geplant werden kann?
BARTL Eine gute Planung, die körperliche Vorbereitung sowie die Auswahl der Tour sind sicher essenzielle Aspekte. Wichtig ist, sich nicht nur über die sozialen Medien zu informieren, sondern zielgerichtet Informationen beim Alpenverein, bei den Hüttenwirten oder vertrauenswürdigen Personen einzuholen.
Zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage: Welches ist Ihre Lieblingstour beim Wandern und Klettern?
BARTL Ich bevorzuge für meine Wanderungen einsame, seltene oder fast vergessene Wege im Rätikon und im Großen Walsertal. Beim Klettern bin ich gern auf alten alpinen Touren in Vorarlberg und Tirol unterwegs. BI
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