Die Taube – ein Haus mit faszinierender Geschichte

Historischer Tubosaal in Andelsbuch erlebt am 11./12. März nach vielen Jahren Pause Konzert-Neustart.
Andelsbuch Vor etwa 20 Jahren sind in der altehrwürdigen Taube in Andelsbuch die Lichter ausgegangen – die letzte Wirtin, Theresia Geser, die das Traditionswirtshaus mit ihren Geschwistern geführt hatte, trat mit knapp 70 Jahren in den verdienten Ruhestand, und mangels Nachfolgelösung blieb nur die Schließung. Theresia Geser verbrachte ihren Lebensabend im großen Haus gegenüber der Andelsbucher Pfarrkirche und war in ihren letzten Lebensjahren auf 24-Stunden-Pflege angewiesen. Vor einem Jahr ist sie – 89-jährig – verstorben und die Taube kam in den Besitz ihrer Nichte Anna Geser.

Reise in die Vergangenheit
Anna Geser hatte wenige Wochen vor dem Tod ihrer Tante Theresia das Wirtshaus ihrer Bekannten Bianka Franz gezeigt – und diese war fasziniert von dem, was sich hier offenbarte. Man müsste daraus doch etwas machen können, war ihr spontaner Gedanke und Anna Geser war bereit, das Haus dafür zur Verfügung zu stellen. Bianka Franz und ihr Mann Herbert scharten Gleichgesinnte um sich und gemeinsam mit diesen begann das große Aufräumen, denn in den Räumen waren Unmengen von Material gelagert. Von altem Hausrat bis zu Dokumenten aus zwei Jahrhunderten. An manchem war das Landesarchiv oder das Bregenzerwald Archiv interessiert, anderes wurde aufgearbeitet und verblieb in der Taube. Herbert Franz: „Was hier zum Vorschein kam, hat uns nach und nach in die Geschichte hineinfinden lassen. Das war damals eine andere Welt, da wurde alles aufgehoben, nichts weggeworfen, Nachhaltigkeit war kein Schlagwort und hatte einen hohen Stellenwert.“ Und ein kleines Beispiel dieser Einstellung lässt ihn schmunzeln: „Da wurde ganz selbstverständlich gebrauchtes Weihnachtspapier gebügelt und ein Jahr später wiederverwendet. Auch Umrechnungstabellen Schilling-Euro haben wir in der Schublade der Wirtshaustheke gefunden.“

Dieses Material zu sichten, zu sortieren und zu archivieren wurde zu einer riesigen Herausforderung für das Team, zu dem sich inzwischen u. a. auch Obfrau Simone Voppichler mit dem Theaterverein Egg (früher Firobod) und der Verein Hans Bach Lichtspiele oder auch der Sanierungsfachmann Thomas Mennel gesellt hatten. Rund 2000 Stunden Arbeit wurden bereits investiert – und die Arbeit hat erst begonnen. Eine Arbeit, die auch zu einer faszinierenden Reise in die Vergangenheit wurde, denn die Taube hat eine spannende Geschichte.
Einer der letzten Landammänner
Errichtet wurde das Haus um 1800 von einem der letzten Landammänner der „Wälder Bauernrepublik“ (diese bestand von Ende des 14. bis Anfang des 19. Jahrhunderts): Johann Fink, der 1790 zum Ammann gewählt wurde, war auch erster Obmann der 1791 gegründeten Andelsbucher Handwerkerzunft, für die die Taube ab 1804 Zunftlokal war.

Das erklärt die Bedeutung, die das Gasthaus Taube für das gesellschaftliche Leben für die Gemeinde und darüber hinaus bis zur Schließung vor etwa 20 Jahren hatte, denn das Gasthaus war mit seinem Saal ein beliebter Treffpunkt.
Arbeit hat erst begonnen
Und dieser Saal, der je nach Bestuhlung bis 150 Personen Platz bietet, steht auch im Fokus der Initiative, die sich eine Reaktivierung der Taube zum Ziel gesetzt hat. Sein Potenzial hat der Saal bei einem ersten Test Ende 2022 bereits eindrucksvoll aufgezeigt: Der Verein Hans Bach Lichtspiele zeigte den Film „Grand Budapest Hotel“. An zwei Abenden lief der Film, der Saal war beide Male voll besetzt.
Das war für die Initiative wertvoller Rückenwind und ein Ansporn, das Projekt weiter zu verfolgen, denn „die Arbeit hat erst begonnen“, sind sich Herbert Franz und Simone Voppichler bewusst.
Der nächste Meilenstein
Zuspruch aus der Bevölkerung ist eine wichtige Säule für das Projekt – ein Zuspruch, der auch am Wochenende spürbar ist, denn der Neustart mit einem Konzert von Hanskaspas Enkeln & Folta am Samstag, 11. März, war im Nu ausverkauft, sodass für Sonntag, 11 Uhr, ein Zusatzkonzert angesetzt wurde.
Unterstützung durch die breite Öffentlichkeit wird nicht ausreichen, „wir sind natürlich auch auf Hilfe von Sponsoren, der öffentlichen Hand oder ehrenamtlichen Helfern angewiesen“, so Franz, der in den beiden Konzerten einen Meilenstein für das ambitionierte Projekt sieht.
Schritt für Schritt angehen
„Wir haben uns vorgenommen, das Vorhaben behutsam anzugehen, Schritt für Schritt“, steckt Franz die Vorgangsweise ab. Unabdingbar sei jetzt die Gründung eines Trägervereins, denn „wir müssen formelle Ansprechpersonen für Behörden, Denkmalschutz, Versicherungen usw. benennen. Bisher haben wir alles ehrenamtlich bewerkstelligt, in den nächsten Phase werden wir auch Rechnungen für Strom usw. bezahlen oder auch die eine oder andere Investition tätigen müssen. Heizung, Lüftung, sanitäre Anlagen usw. müssen aktuellen Erfordernissen angepasst werden, auch die Wiederaufnahme des Gastronomiebetriebs will geprüft sein. Aufgabe des Trägervereins wird es auch sein, auszuloten, was überhaupt möglich ist und was dafür zu tun ist. Zielsetzungen, wo wir in fünf, zehn oder zwanzig Jahren sein wollen, sind unabdingbar.“ Es warte viel Arbeit, aber man gehe sie mit Zuversicht an. STP
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