Ein bru-t(h)al mitreißendes Spektakel von Opas Diandl

Thalsaal erlebte ein Konzert, das schlicht und einfach außerhalb aller Normen war.
Sulzberg-Thal Ist Bandleader Markus Prieth nun ein philosophierender Musiker oder ein musizierender Philosoph? – Eine Frage, die das begeisterte Publikum nach einem völlig anderen Konzerterlebnis nicht beantworten konnte. Einig waren sich die Zuhörerinnen und Zuhörer aber in der Feststellung, dass sie ein außergewöhnliches Konzert erleben durften – oder wie es ein hintergründiges Wortspiel auszudrückt: ein bru-t(h)al mitreißendes Spektakel.

Seit 15 Jahren erfolgreich
Sie touren seit 15 Jahren durch die Lande – und das sehr erfolgreich, wie der Bandleader und Moderator Markus Prieth stolz anmerkt. 2007 hat er ein Ensemble um sich geschart, das seine Vorstellungen von besonderer Musik mit ihm teilt – Energie, Spiel- und Experimentierfreude, Humor und Spontaneität. Die Spontaneität hat auch zum Bandnamen geführt: „Opas Diandl“, so weiß Markus Prieth zu erzählen, ist durch eine Blödelei entstanden, eine Kreuzung zwischen Opus Dei und „Owa Diandl“, Titel eines ihrer eigenen Musikstücke.

Außergewöhnliche Instrumente
Stichwort Experimentierfreude – diese lässt schon ihr Equipement erahnen, das vom Quintett aus Südtirol auf der Bühne vorbereitet wurde. Da ist ein Raffele, eine Urform der Zither, auf dem sich Markus Prieth regelrecht austobt. Neben seinem Lieblingsinstrument, der Bratsche, hat er auch ein Banjo zurechtgelegt.

Veronika Egger hat neben einer Geige auch ihre Viola da Gamba dabei. Sie steht für den klassischen Akzent von Opas Diandl, hat ihr Handwerk am Konservatorium in Bozen und am Mozarteum in Salzburg erlernt. Sie ist u. a. Konzertmeisterin und Solistin des Conductus Ensemble Meran, spielt seit Jahren bei der „Streicherakademie Bozen“ sowie weiteren Klassik-Ensembles.

Für Rätselraten im Publikum sorgt ein in unseren Breiten kaum bekanntes Instrument, das Matthias Härtel zum Klingen bringt: eine Nyckelharpa, das schwedische Nationalinstrument.
Schwer einzuordnen ist das „Schlagzeug“ von Jan Langer – die verschiedenen Trommeln erinnern stark an Gebsen in einer Sennerei und man ist versucht zu fragen, wenn denn endlich die Milch angeliefert wird . . . Damit nicht genug, „Percussion“ hat sich der Drummer bei Bedarf auch am Unterschenkel umgeschnallt, damit sein Spiel buchstäblich Hand und Fuß hat. Bei so viel Ausgefallenem macht nur Thomas Lamprecht nicht mit – er spielt eine ganz gewöhnliche Gitarre . . .

Das einfachste Instrument
Unsichtbar sind jedoch die wichtigsten „Instrumente“, die Opas Diandl meisterhaft beherrschen: ihre Stimmen, zu denen Markus trocken bemerkt er sei „vor allem vokal unterwegs und jodle leidenschaftlich gern. Folglich ist mein wertvollstes Instrument meine Stimme, sie ist immer mit dabei, unkompliziert und ohne Gepäckschlepperei . . .“ Veronika, Jan, Thomas und Matthias ergänzen ihn dabei genial und wenn das noch nicht reicht, dann nehmen die Diandl auch noch das Publikum als Backgroundchor mit.

Gemeinsam mit ihrem Publikum gehen Opas Diandl auf eine Reise durch die Gefühlswelten, bleiben ernsthaft verspielt und tanzen von klaren Liebesliedern zu komplex arrangierten Klangwelten. Sie lassen soziale Themen der Zeit ebenso wenig aus wie Fantasiegeschichten. Strömen nennen sie dieses fünfte Programm und ganz am Schluss geben sie einen Hinweis wie sie darauf gekommen sein könnten: Unvermittelt – als hätte man blitzartig einen Schalter umgelegt – wechseln sie aus ihrem Jodeln auf einen Welthit: Rivers of Babylon – Flüsse, Ströme von Babylon – schmettern sie in den Saal. War das Lied von Boney M. vielleicht Namensgeber für das Programm? Man weiß es nicht, aber Hand aufs Herz: das spielt doch wirklich keine Rolle. STP
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