Über die Freiheit von Gedanken

Heimat / 29.03.2023 • 16:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Künstler Ewald Hotz mit Gattin Claudia Zortea freuten sich über die zahlreichen Gäste. <span class="copyright">Alle Bilder: BI</span>
Künstler Ewald Hotz mit Gattin Claudia Zortea freuten sich über die zahlreichen Gäste. Alle Bilder: BI

Vernissage des Künstlers Ewald Hotz in der Galerie milK_resort in Göfis.

GÖFIS Wie vielseitig die relativ kleine, aber höchst originelle Galerie milK_resort in Göfis ist, zeigte sich erneut bei der nunmehrigen Ausstellung „Wenn Herz auf der Zunge zergeht“ des Künstlers Ewald Hotz. Zur Vernissage am vergangenen Freitag kamen zahlreiche Besucher. Die Keramikarbeiten wie Herzen und Hirne, freischwimmende Gedanken, Reißverschlüsse und Zephyre des in Götzis beheimateten Künstlers zeigen einen Einblick in die vielschichtigen Ebenen seines Schaffens.

Dabei spielt die Auseinandersetzung mit Wahrnehmung, Selbst- und Fremdbestimmtheit, Begrenzung und Manipulation ebenso eine Rolle wie die Symbolkraft, die hinter den einzelnen Objekten steht. „Mehr Dreidimensionalität in einem Raum geht nicht – und dies in einem ganz positiven Sinne“, betonte Künstler Harald Gfader, der mit Christine Lingg, Günther Ammann und Rudi Malin zu den Initiatoren und dem Vorstand des Vereins milK_resort zählt. „In der angewandten Kunst kommt eine Körperhaftigkeit, die mit Interpretationen befüllbar ist, wie hier bei Ewald Hotz, zum Tragen.

Arbeiten von Pavel Schmidt und Ewald Hotz (Gehirnskulpturen aus Keramik).
Arbeiten von Pavel Schmidt und Ewald Hotz (Gehirnskulpturen aus Keramik).

Seine Kunstwerke erhalten durch den Zusammenschluss von Mythologie und Körperhaftem eine wahnsinnige Dynamik.“ Die mythologischen Hintergründe werden durch verschiedene Wahrnehmungsformen erfasst: „Das Ikonografische hat immer mit einer Geschichte zu tun. Ich kann nur etwas erkennen, wenn ich es kenne. Es gilt, Narrative zu erkennen und aufzubauen. Ewald Hotz hat im Rahmen dieser Ausstellung Gleichnisse erstellt.”

Wahrnehmung und Metamorphose

Elke Schmid und Uli Rinderer sagten zur Ausstellung: "Mit Herz und Hirn dabei."
Elke Schmid und Uli Rinderer sagten zur Ausstellung: "Mit Herz und Hirn dabei."

Ewald Hotz erklärte zu der Figur Freischwimmer, einer Keramik mit Transparentglasur, seine künstlerische Zugangsweise folgendermaßen: „Die frei schwimmenden Gehirnschwimmer sind meine Lieblinge. Denn die Annahme, dass Gedanken authentisch bleiben – Gedanken in ihrer unendlichen Fülle und in ihrer Mystik -, dem Menschen als letzte Bastion bleiben, nicht durch und durch erforscht und manipuliert werden, treibt mich an. In einer zunehmend unübersichtlichen, teilweise verfälschten digitalen Welt betrachte ich die Freischwimmer mit einem Augenzwinkern als Transportmittel zur Selbstbestimmung.“

Sowohl die Freischwimmer als auch das Goldene Herz knüpfen an die Thematik von Wahrnehmung und Metamorphose an. „Gehirne sind für mich als Zentrum unserer Gedankenwelt und Wahrnehmung, als Symbol des Verstandes, aber auch als Ziel für Manipulation, Beeinflussung und Fremdbestimmung zu sehen, Herzen hingegen als Ursprung von Emotionen und Pool von unterbewussten Vorgängen, die sich wieder mit unserer Gedankenwelt und unserer sozialen Wahrnehmung verbinden.“

Kein stilles Einverständnis

„Humanity 1,2,3“ aus Keramik mit Unterglasurmalerei sind drei Köpfe des Zephyr, der nach mehreren Variationen als Windgottfigur, zu einem Symbol „des Ausatmens, des Ausdrückens/der Expression“ wird. „Etwas muss aus dem Körper, der Seele, dem Geist heraus. Während des Prozesses und dem Entstehen des ersten Kopfes entstand bei mir die Idee, drei Köpfe zu machen, die einen rebellischen, trotzigen Ausdruck bekommen, um unseren momentanen weltpolitischen Entwicklungen, dem Krieg in der Ukraine, dem immer noch andauernden Bürgerkrieg in Syrien, den Arbeits- und Umerziehungslagern in China, der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und der Ressourcen durch Megakonzerne und nicht zu vergessen, die Pandemie und den voranschreitenden Klimawandel etwas entgegen zu setzen“, erläutert der engagierte Künstler seine Gedanken zu seinen Artefakten.

Es ist ihm wichtig, seine Position zum derzeitigen Weltgeschehen kundzutun: „Als einzelnes Individuum können wir nicht viel tun, jedoch unsere Position, unser Nichteinverständnis, unsere Ablehnung ausdrücken. Deshalb ist es mir als Mensch wichtig, dass wir nicht einverstanden sind, dass wir es aussprechen, es schreiben, malen, modellieren, darstellen, es in die Welt rausbrüllen oder auf die Straße gehen. Ich wünsche mir, wir würden kein stilles Einverständnis zu menschenverachtenden, kriegerischen und zerstörenden Situationen auf dieser Welt geben.“ BI