Das Wichtigste ist die Stückauswahl

Jutta Hammerer engagiert sich seit über 35 Jahren für die Laienspielgruppe Göfis.
GÖFIS Die Bretter, die für so manche die Welt bedeuten, spielen auch im Leben von Jutta Hammerer eine große Rolle. Seit über 35 Jahren ist die Göfnerin bei der Laienspielgruppe Mitglied, aktive Schauspielerin, Regieführende, Vorstandsmitglied, Chronistin und zuständig für die gesamte PR-Arbeit. Ebenso bewährt hat sich das Kinder- und Jugendtheater, das von der rührigen Theaterfachfrau vor 24 Jahren gegründet wurde. Aktuell steht am 22. April die Premiere des neuen Stücks „Die durchgeknallte Alte“, in welchem sie die Hauptrolle übernimmt, im Vereinshaus Göfis an.
Frau Hammerer, welche Bedeutung hat das Theater ganz persönlich für Sie?
HAMMERER Eine immens große Bedeutung. Egal welche Rolle ich spielen darf, habe ich dadurch die Möglichkeit, verschiedene Charaktere zu verkörpern. Ich beobachte andere Menschen und bin dann diese andere Person. Das Wichtigste ist, vollständig in diese andere Persönlichkeit zu schlüpfen.

Wie kamen Sie zur Schauspielerei?
HAMMERER Schon als Kind habe ich am liebsten andere Menschen imitiert und bereits mit zwölf Jahren meinen ersten Soloauftritt als Clown absolviert. Da ich in unserem großen Familienclan die Älteste bin, habe ich mit meinen jüngeren Cousins und Cousinen jedes Mal bei einem Großfamilientreffen ein Stück inszeniert, und alle Erwachsenen mussten sich die Aufführungen ansehen. Nach meiner Scheidung und einem Umzug im Jahre 1984 habe ich eine junge Frau kennengelernt, welche bei der Laienspielgruppe Göfis als Schauspielerin agierte und von da an wusste ich, welches mein liebstes Hobby neben der Erziehung meiner drei Söhne sein würde. Es gibt nichts Schöneres, als den Zuschauern einen schönen, lustigen Abend zu bereiten.
Haben Sie eine schauspielerische Ausbildung absolviert?
HAMMERER Bei Maria Neuschmid und Stefan Vögel habe ich Theaterseminare besucht sowie eine Schauspielausbildung beim Landesverband für Amateurtheater in Vorarlberg absolviert. Für mich zeigt sich die Qualität von Schauspielern wie folgt: Gute Schauspieler sind auf der Bühne so wie privat – nämlich echt! Schlechte Schauspieler sind auch privat so, wie sie auf der Bühne sind – nämlich theatralisch!

Als Regieführende und Intendantin obliegt Ihnen ein umfangreiches Aufgabengebiet. Können Sie für unsere Leser kurz zusammenfassen, woraus dieses besteht?
HAMMERER Ganz wichtig ist die Stückauswahl. Schon beim Lesen läuft in meinem Kopf ein Film ab und ich kann dann die Rollen relativ schnell mit den richtigen Akteuren besetzen. Danach folgt eine Sitzung mit dem Bühnenbauteam, welchem ich meine Vorstellung des Bühnenbildes darlege, sowie ein Gespräch mit unserem Techniker, um die Lichteinstellungen festzulegen. Nach zwei Monaten intensiver Probenarbeit erledige ich die gesamte PR-Arbeit, angefangen mit der Gestaltung des Flyers und des Plakats. Wenn sich dann bei der Premiere der Vorhang hebt, kann ich das erste Mal total entspannt die Vorstellung genießen.

Welches Genre bevorzugen Sie in Ihrer Theaterarbeit?
HAMMERER Hauptsächlich führen wir Lustspiele und Komödien auf. Aber unter meiner Regie wurden auch sehr erfolgreich Dramen und Schauspiele gespielt. Zu erwähnen wären hier sicherlich „Die Mauer des Schweigens“, ein Stück über Kindesmissbrauch, sowie „Abraham“ von Felix Mitterer, welches Homosexualität zum Thema hatte. Unser Weihnachtsstück „Frohe Weihnachten, Mr. Scrooge“, welches ich mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern inszenierte, fand großen Anklang. In „Die Krankengeschichte der Christine R“ spielte ich eine Frau, welche an MS erkrankte, im Rollstuhl landete und schlussendlich in einem Pflegeheim verstarb.
Ein wesentliches Augenmerk legen Sie auch auf die schauspielerische Förderung von Kindern und Jugendlichen. Worin sehen Sie die positiven Effekte eines Kinder- und Jugendtheaters?
HAMMERER Durch Stimmbildungsübungen, Atemtechnik und fröhliches, lockeres Improvisieren verlieren die Kinder die Scheu vor der Bühne, sie lernen laut und deutlich zu sprechen. Wie mir schon viele Lehrpersonen mitgeteilt haben, haben die Kinder auch in der Schule keine Probleme mehr, vor die gesamte Klasse zu treten und frei zu sprechen.
Welches Stück wird aktuell von der Kinder- und Jugendtheatergruppe geprobt?
HAMMERER Die Kinder- und Jugendtheateraufführungen haben einen Fixplatz im November jeden Jahres. Wir spielen vorwiegend bekannte und weniger bekannte Märchen, welche wir immer mit einem wunderschönen Bühnenbild ausstatten. Unsere Aufführungen sind immer ausgebucht. In diesem Jahr schwanke ich noch zwischen „Ronja Räubertochter“ und „Mary Poppins“. Die Entscheidung wird im Mai getroffen.

Woher gewinnen Sie Anregungen für neue Theaterproduktionen?
HAMMERER Ich lese unheimlich viel, wenn es die Zeit zulässt. Jedes Buch könnte ein Theaterstück werden. Ich stehe in Kontakt mit mehreren Theaterverlagen, welche mir neue Stücke sowie Kritiken per Mail schicken, aus diesen suche ich mir dann die Interessantesten aus und lasse sie mir zur Ansicht schicken. Aber auch durch Beobachtungen in meiner Umwelt und in der Natur erhalte ich viele Anregungen für neue Themen.

Was dürfen die Besucher bei der aktuellen Aufführung „Die durchgeknallte Alte“ erwarten?
HAMMERER Oma Rita ist eine chaotische Alt-Hippie-Dame mit Hang zum Esoterisch-Experimentellen. Ihr Enkel Torben bemüht sich mit allen Mitteln, sein Leben an der Seite seiner Oma so normal als möglich zu gestalten. Ein überaus dienstbeflissener Beamter, der leider mit Liebestränken und Hypnose beeinflusst wird, ein pfiffiger Briefträger, der das Postgeheimnis nicht so ernst nimmt, und drei junge Damen, welche alle in Torben verliebt sind, bringen zudem noch Trubel ins Geschehen. Ein vergnüglicher Theaterabend im Vereinshaus Göfis ist garantiert. BI
zur person
JUTTA HAMMERER
GEBOREN 15. Juli 1958
FAMILIE Verheiratet mit Herbert, drei Kinder (Adrian, 39 Jahre, Julian, 33 Jahre, Philipp, 32 Jahre) sowie drei Enkelkinder (Vincent, 6 Jahre, Aurelia, 4 Jahre, Nino, 1,5 Jahre)
WOHNORT Göfis
BERUFLICHER WERDEGANG Bankangestellte, Schriftenmalerin, Buchhalterin, Sekretärin und leidenschaftliche Mutter und Großmutter
HOBBYS Schauspiel, Singen, Tanzen, Wandern, Gymnastik, Dasein für meine Lieben, Arbeit und Spiel mit Kindern
LEBENSMOTTO Zufriedene Menschen haben nicht das Beste von allem, zufriedene Menschen machen aus allem das Beste.
Weitere Informationen unter www.lsg-goefis.at