Für Bruno gab es dann doch ein Happy End

Ein dreitägiges Martyrium endete für Familie Lugauer und Bruno doch noch glücklich.
Feldkirch “Langsam habe ich den Schock verdaut”, erzählt Karin Lugauer scherzhaft. Was sie und ihre Familie die letzten Tage jedoch durchgemacht haben, wünscht sie keinem.
Am Mittwochabend gingen Karin und ihr Mann Gunther wie gewohnt ihre Gassirunde mit Familienhund Bruno. “Mein Mann wollte gerade das Häufchen aufnehmen, als sich Bruno plötzlich losriss. Wahrscheinlich hat er einen Vogel gesehen”, lässt Karin die Situation vor Brunos Verschwinden Revue passieren.
Nachdem die Lugauers zwischen Tisis und Schaanwald mehrere Stunden nach ihrem Lagotto Romangnolo (italienischer Wasserhund) gesucht hatten, kehrten sie nach Hause zurück. “Wir hatten ja noch die Hoffnung, er wäre einfach alleine zurückgelaufen.” Doch auch da war Bruno nicht zu finden.
Karin und Gunther informierten nun auch sämtliche Nachbarn sowie die Familie. Sie entwarfen Flyer, nahmen Kontakt zu umliegenden Polizeidienststellen sowie zu Tierheimen und weiteren Anlaufstellen auf.

Ein Tag nach dem Verschwinden
“Schlafen konnten wir eh kaum, also ging mein Mann Donnerstagfrüh um 5 Uhr erneut auf die Suche. Er war sehr mitgenommen, Bruno hatte ihm wirklich sehr gefehlt. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Tier so viel Bedeutung haben kann, auch für mich”, erzählt Karin von ihrer Erfahrung.
Nun wurden auch die Flyer in der Nachbarschaft und in großem Umkreis von Brunos Verschwinden verteilt. Leider ohne Ergebnis. Auch die weitere mehrstündige Suche brachte keine Ergebnisse. “Unsere Nachbarn und Verwandten sind sicher vier Stunden mit uns durchs Ried gelaufen und haben alle Büsche und Bäume abgesucht.”
Durch Bekannte und viele Helfer erfahren die Lugauers schließlich von diversen Gruppen in den sozialen Medien, die in solchen Fällen ihre Hilfe anbieten. “Da musste ich dann erstmal meine Login-Daten suchen”, verrät Karin und fügt hinzu: “Ich habe mich dann angemeldet und mein ‘Inserat’ in den verschiedenen Gruppen geschaltet.” Entscheidend war dann der Kontakt zur Organisation ‘Hunde-Suche-Rheintal/Vorarlberg’.
Nach kurzer Zeit klingelte das Telefon von Karin. “Sie boten uns an, mit einem Suchhund, der auf Tiersuche spezialisiert ist, zu helfen”, erzählt Karin. Pettrailer nennt sich das im Fachjargon. “Für den Fall, dass Bruno bis zum nächsten Tag ebenfalls nicht auftaucht, haben wir einen Termin auf Freitag ausgemacht.”
Zwei Tage nach dem Verschwinden
Freitagvormittag nahm nun Spürhund Khaleesi von Helferin Sabrina die Fährte nach dem ausgebüxten Bruno auf. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Lugauers fest davon ausgegangen, der zweijährige Rüde hätte sich im Ried verirrt. Ihre Spürnase lockte Khaleesi jedoch in den Wald. Nach zwei Stunden der Hoffnung musste die Suche abgebrochen werden, die feine Nase der Hündin war müde geworden.

Drei Tage nach dem Verschwinden
“Sabrina hat aber ihren Bekannten aus Liechtenstein, Diego Dengg, um Hilfe gebeten. Er besitzt eine Drohe mit Wärmebildkamera. Am Samstagvormittag hat er sich dann auf die Suche gemacht.” Bei der erneuten Suche war nun auch Susann Borrmann, Gründerin der Organisation Hunde-Suche-Rheintal/Vorarlberg, mit dabei.
“Aufgrund der zu dichten Wälder war auch die Suche mit der Wärmebildkamera erfolglos. Susann meinte dann aber, dass wir jetzt einen ‘organisierten Suchtrupp’ starten. Was dann passierte, war unglaublich”, betont Karin und fügt hinzu: “Ich bin immer noch überwältigt von der großen Unterstützung, die wir bekommen haben. All diese Menschen haben das ehrenamtlich getan – und dann auch noch so spontan. Als hätten sie alles stehen und liegen gelassen, um uns zu helfen.”
Mithilfe von Alexandra und ihrem Hunde-Suche-Team aus Berkheim in Deutschland wurde innerhalb weniger Stunden eine Google-Karte mit dem Suchgebiet – eingeteilt in verschiedene, nummerierte Zonen – sowie eine WhatsApp-Gruppe mit dem Namen “Wir suchen Bruno” erstellt.
“Das war dann alles um etwa 13 Uhr fertig und wir konnten unsere Bekannten und Freunde zu den Gruppen hinzufügen. Nach zwei weiteren Stunden hatten sich mehr als 30 Menschen auf die Suche nach Bruno begeben. Die meisten davon kannten wir gar nicht”, erzählt Karin voller Dankbarkeit. Um etwa 16 Uhr kam dann die erlösende Botschaft: “Gefunden” und ein Bild von Bruno als Nachricht. “Ich war gerade mit meiner Austauschklasse unterwegs – das Leben musste ja trotzdem weitergehen. Mir fiel ein riesen Stein vom Herzen.”

Happy End
Gefunden wurde Bruno schließlich im Wald, nicht unweit von der Stelle, an der er abgehauen ist. “Seine Leine hatte sich im Gebüsch verhangen. Er konnte sich kaum noch bewegen, so verheddert war er in der Leine”, erzählt Karin. Zu dem jungen Mann, der Bruno schlussendlich finden und befreien konnte, hat die Familie keine persönliche Verbindung. “Wir kennen den Mann gar nicht. Seine Mutter wurde durch das Internet auf unsere Suche aufmerksam und beschloss, sich anzuschließen. Ihren erwachsenen Sohn hatte sie wohl auch zur Hilfe geholt.”

Nach drei Tagen, geprägt von Hoffen und Bangen, konnte Familie Lugauer ihren geliebten Bruno wieder wohlauf in die Arme schließen. Ende gut, alles gut? Bruno scheint jedenfalls keine bösen Erinnerungen an sein Abenteuer zu haben – und aus der WhatsApp-Gruppe wurde “Wir haben Bruno”. Ende gut, alles gut.