Darum könnte es in Lech bald Strafen schneien

Lech, Bludenz Wer von Lech kommend durch Zürs fährt, sieht auf dem Parkplatz an der Hauptstraße zu Fuße der Flexenarena auf der linken Seite mehrere Stahlrohre liegen. Sie warten auf ihren Einsatz, der mit dem Schnee beginnt. Dann kommt ein Hubschrauber, hebt die Rohre auf eigens gegossene Fundamente, damit sie das Flutlicht für die Skipiste tragen können. Die Gemeinde arbeitet gerade an der entsprechenden Widmung. Während sie sich mit der Zukunft der Piste beschäftigt, widmet sich die Bezirkshauptmannschaft (BH) Bludenz der Vergangenheit. Schon vergangenen Winter standen die Flutlichtmasten; aber ohne Bewilligung. Auch bei anderen Bauwerken fehlten Bescheide. Wie die VN in Erfahrung bringen konnten, stehen zehn Strafverfahren mit mehreren Beschuldigten vor dem Abschluss. Ihnen blühen zum Teil saftige Geldstrafen. Einer davon: Bürgermeister Stefan Jochum.

BH bestätigt Verfahren

Der Bludenzer Bezirkshauptmann Harald Dreher bestätigt auf VN-Anfrage: „Ja, es stimmt, zehn Verfahren laufen. Bei zwei großen Brocken befinden wir uns noch in der Endphase.“ Zum Inhalt könne er sich nicht äußern. Laut VN-Informationen dürfte es sich um mehr als zehn Beschuldigte handeln. Darunter befindet sich Bürgermeister Jochum. Er sei in zwei Verfahren beschuldigt, bestätigt er den VN. Zwar ist er seit Oktober 2020 im Amt, war zuvor jedoch Geschäftsführer der Zürser Weltcuptrennen.

Jochum betont, dass sich die Verfahren der Zeit vor seiner Tätigkeit als Bürgermeister widmen. „Die Geschäftsführung habe ich nach meiner Wahl schnellstmöglich zurückgelegt.“ Deshalb hätten auch Strafen keine Auswirkungen auf sein Amt oder die Gemeinde.

Die Verfahren betreffen mehrere Bauwerke und Dokumente. Fast immer geht es um Verstöße gegen das Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Ein Schneedepot wurde zu früh angelegt, ein Weg ausgebaut, eine Hütte ohne Genehmigung versetzt. Letzteres ist das zweite Verfahren, in dem Bürgermeister Jochum als Beschuldigter geführt wird – neben der Geschichte mit den Flutlichtmasten. Der Hüttenbesitzer sitzt ebenfalls in der Gemeindevertretung, auch er muss eine Strafe fürchten. Er habe sich auf die Zusage von Stefan Jochum verlassen, dass dieser sich um die Verfahren kümmere, wird er in einem Protokoll einer Gemeindevertretungssitzung zitiert. Und weiter: „Er erklärt, dass es für ihn eine große Enttäuschung ist, dass nun in diesem Zusammenhang gegen ihn ein Verwaltungsstrafverfahren anhängig ist.“

Chaos als Hauptgrund

Jochum hofft, dass die BH die Umstände berücksichtigt. Man sei damals durch Corona unter enormen Zeitdruck geraten. „Sollte es auf dieser Grundlage zu Strafbescheiden gegen mich kommen, werde ich diese akzeptieren.“ Die BH dürfte es zwar ähnlich sehen. Corona, der Zeitdruck und chaotische Abläufe hätten hauptsächlich zu den fehlenden Bescheiden geführt, erzählt man hinter den Kulissen. Strafen wird es trotzdem geben.

Zumindest kommenden Winter soll alles gesetzeskonform sein. Die Widmung soll im September beschlossen werden, erläutert der Bürgermeister. Dann kann ein Baubescheid für die Hütte und die Masten erstellt werden. Das ist auch gut für die Geldbörse: Ist das Projekt voll genehmigt, startet die Auszahlung der 1,3 Millionen Euro Landesförderung.